Soziale Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe





Inhaltsverzeichnis


1 Einführung

2 Strafaussetzung und die Institution Bewährungshilfe

2.1 Definition der Bewährungshilfe

2.2 Die Geschichte der Strafaussetzung zur Bewährung und der Institution

Bewährungshilfe

2.3 Aktuelle Rechtsgrundlagen der Bewährungshilfe

2.4 Struktur und Organisationsform der Bewährungshilfe

2.5 Soziale Arbeit in der Bewährungshilfe

2.6 Zusammenfassende Gedanken

3 Grundlagen für die Arbeit mit Gruppen in der Bewährungshilfe

3.1 Zum Begriff „Methode“

3.2 Exkurs: Zwei klassische Methoden in der Sozialarbeit

3.2.1 Die Soziale Gemeinwesenarbeit

3.2.2 Die Soziale Einzelhilfe

3.3 Historischer Rückblick zur Sozialen Gruppenarbeit

3.4 Begriffsbestimmungen und -klärungen zu Sozialer Gruppenarbeit

3.4.1 Die soziale Gruppe und Gruppenarbeit

3.4.2 Gruppenpädagogik

3.4.3 Gruppendynamik

3.4.4 Soziale Gruppenarbeit

3.5 Entwicklungsstufen der Gruppe

3.5.1 Voranschluss oder Orientierung

3.5.2 Machtkampf und Kontrolle

3.5.3 Vertrautheit oder Intimität

3.5.4 Differenzierung

3.5.5 Trennung oder Ablösung

3.6 Rollenverhalten in Gruppen

3.7 Störungen und Konflikte in Gruppen

3.8 Die Themenzentrierte Interaktion (TZI)

3.9 Interaktion und Kommunikation

3.9.1 Führung und Leitung von Gruppen

3.9.2 Die Struktur einer Nachricht

3.9.3 Die Person des Gruppenleiters

3.10 Zusammenfassende Gedanken

4 Problemorientierte Gruppenarbeit am Beispiel der Bewährungs-

hilfe Marburg

4.1 Soziale Gruppenarbeit und der problemorientierte Ansatz

4.2 Die Gruppenarbeit aus der Sicht des Bewährungshelfers

4.3 Die Gruppenarbeit aus der Sicht teilnehmender Probanden

4.4 Betrachtungen zu den Interviews

4.5 Zusammenfassende Gedanken

5 Schlussbemerkung

6 Literaturverzeichnis

Anhang

A Entwicklung der Unterstellungen unter Bewährungshilfe

B Übersicht sozialer Konflikte und Störungen nach Konfliktebenen und Bezugs-

feldern

C Kooperationspartner der Bewährungshilfe

D Handlungskonzepte und Methoden in der Sozialen Arbeit

E Der Einzelne und die Soziale Gruppenarbeit – problemorientierter Ansatz

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1Einführung


In dieser Arbeit soll insbesondere der problemorientierte Ansatz der Sozialen Gruppenarbeit – die problemorientierte Gruppenarbeit – berücksichtigt werden. Das bedeutet, die Probleme der Probanden werden in der Gruppe vorrangig bearbeitet. Darin sind natürlich die Prozesse und Mechanismen (allgemeine Gesetzmäßigkeiten) der Sozialen Gruppenarbeit enthalten. Um Unklarheiten zu vermeiden, möchte ich darauf hinweisen, wenn z.B. der Begriff „Soziale Gruppenarbeit“ oder „Gruppenarbeit“ verwendet wird, dass dies in Bezug zur problemorientierten Gruppenarbeit gemeint ist, wobei diese ohnehin nicht losgelöst von der Sozialen Gruppenarbeit gesehen werden kann.


Im ersten Teil werde ich den Bezugsrahmen mit den Faktoren und Bedingungen der Institution Bewährungshilfe darstellen, das heißt ihre geschichtliche Entwicklung, ihre Rechtsgrundlagen, ihre Organisationsformen und ihre Soziale Arbeit. Hiermit soll das Arbeitsfeld der Bewährungshelfer und die Problembereiche dargelegt werden, um besser die Vorzüge der problemorientierten Gruppenarbeit als Methode einbeziehen zu können. Im darauffolgenden dritten Kapitel werde ich die Geschichte der Gruppenarbeit vorstellen und die Grundlagen der Sozialen Gruppenarbeit beschreiben. Dabei werde ich auf bedeutungsvolle Bestandteile eingehen, die Gruppenarbeit mit sich bringt und für das Leiten von Gruppen wichtig sind. Dabei können aufgrund der Komplexität der Sozialen bzw. problemorientierten Gruppenarbeit nicht sämtliche Aspekte berücksichtigt werden, so dass sicherlich die von mir getroffene Auswahl nicht vollständig ist. Um praktische Erfahrungen in diese Arbeit mit einzubringen, sind im letzten Kapitel Interviews zur problemorientierten Gruppenarbeit eingearbeitet und beschrieben, die in weiteren Betrachtungen erörtert werden. Daran anschließend werden bedeutsame Aspekte mit der Theorie verknüpft.

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2Strafaussetzung und die Institution Bewährungshilfe


In diesem Teil meiner Arbeit möchte ich zunächst eine Bestimmung der Bewährungshilfe beschreiben und anschließend auf weitere Bedingungen und Umstände eingehen, die die Grundlage für die Soziale Gruppenarbeit (problemorientierter Ansatz) in der Bewährungshilfe bilden.



2.1Definition der Bewährungshilfe


Die heutige Strafaussetzung zur Bewährung wurde mit dem 3. Strafrechtsänderungsgesetz am 4.8.1953 in der Bundesrepublik Deutschland etabliert sowie mittels des 2. Gesetzes zur Reform des Strafrechts vom 4.7.1969 erweitert und stellt bisher die bedeutsamste Reform des Strafrechts mit einer kriminalpolitischen Neuorientierung dar. Hierfür ist der markante und stetige Anstieg der Anzahl von Probanden der Bewährungshilfe im Verhältnis der relativ gleich gebliebenen Anzahl der Strafgefangenen offenkundig. Dadurch hat die Strafaussetzung zur Bewährung, die den ursprünglichen Ausgangsfall für die Bewährungshilfe bildet, derart an Bedeutung gewonnen, nicht nur aus der Erkenntnis der überwiegend negativeren Folgen des Strafvollzugs1, sondern die Auffassung der höheren Effektivität der ambulanten Resozialisierungsbemühungen. Bewährungshilfe leistet hierbei spezifische Hilfestellung im Rahmen der Bewährungsunterstellung, indem Verurteilte dazu befähigt werden sollen, ein Leben ohne Straftaten zu führen.
Bewährungshilfe ist eine Institution, die bei einer Aussetzung der Freiheitsstrafe zur Bewährung sowie bei Strafrestaussetzung zur Bewährung für die Dauer oder einen Teil von ihr tätig wird. Sie hat im Rahmen der Resozialisierung als oberstes Ziel bei Straffälligen mitzuhelfen, weitere Straffälligkeit zu vermeiden, um den Vollzug einer Freiheitsstrafe sowie den weiteren Vollzug einer Freiheitsstrafe entbehrlich zu machen. Weiterhin hat sie nach Kerner spezielle Hilfemaßnahmen für die Probanden bereitzustellen. Bei all diesen Aufgaben hat der Bewährungshelfer seine Tätigkeiten weitgehend selbst zu organisieren. Der Bewährungshelfer hat dabei die Aufsicht und Leitung eines Verurteilten. Dies beinhaltet eine Doppelfunktion durch das Gesetz (§ 56d Abs. 3-5 StGB; §§ 15, 24 JGG), indem der Sozialarbeiter einerseits Hilfe und Betreuung (Helfer des Probanden) leistet, andererseits aber auch durch die Überwachung von Weisungen und Auflagen Kontrolle (verlängerter Kontrollarm des Strafgerichts) ausübt.2 Diese widersprüchliche Rollenanforderung lässt sich mit dem sozialpädagogischen Ansatz des Selbstverwirklichungsinteresses von Individuen in der Praxis ausschließlich durch einzelfallbezogene Kompromisslösungen bewältigen bzw. harmonisieren.3


Grundsätzlich ist unter dem (Fach)begriff Resozialisierung das Ziel gesellschaftlicher Reaktion auf Kriminalität zu verstehen und bedeutet in diesem Zusammenhang die soziale Wiedereingliederung des Straftäters in die Gesellschaft sowie die gleichzeitige Vermeidung eines Rückfalls. Eine genaue Begriffsbestimmung der Resozialisierung findet sich in den strafrechts- und strafvollzugswissenschaftlichen Kommentierungen nicht. Die Ausgestaltung der Resozialisierung und damit die Betreuung der Straffälligen wird den Institutionen selbst überlassen, so auch der Bewährungshilfe. Innerhalb dieser Institution besteht ebenfalls keine bestimmte Resozialisierungstheorie und wo die Grenzen der Resozialisierungsinterventionen anzusiedeln sind. Dies muss von Fall zu Fall entschieden werden. Die Bewährungshilfe handelt deshalb u.a. methodisch überwiegend mit der Einzelhilfe. Zu Resozialisierung lässt sich festhalten, dass als ausschlaggebendes Auswahlkriterium für Resozialisierungsmaßnahmen wahrscheinlich der soziale Status des Straftäters entscheidend sein dürfte . Der Resozialisierungsbedarf wird in erster Linie den Straftätern zugeschrieben, die den derzeitigen vorherrschenden gesellschaftlichen Standards am wenigsten entsprechen (deviantes Verhalten).4 In der Sozialpädagogik wird der Begriff Resozialisierung, u.a. auch Resozialisation genannt, unter Sozialisation eingeordnet. Sozialisation bezeichnet vordergründig den kontinuierlichen Prozess der lebenslangen Entwicklung des Individuums in Beziehung zu der umgebenden Gesellschaft. Resozialisierung wird dabei als ein Teil des lebenslangen Sozialisationsprozesses verstanden, wobei die Vorsilben Re- darstellen soll, dass ein Anteil der Sozialisation außerhalb der gesellschaftlich definierten Werte- und Normvorstellungen verlaufen ist (Delinquenz), die eine Wiedereingliederung erforderlich macht. Bewährungshilfe leistet über den Prozess der Resozialisierung Hilfestellung mit dem Ziel der sozialen Integration von Straftätern in die Gesellschaft.5


Wegen des kontinuierlichen Anstiegs der Strafaussetzungen zur Bewährung wurde die Bewährungshilfe seit ihrer rechtlichen Verankerung im Jugendgerichtsgesetz und Strafgesetzbuch stetig erweitert und hat sich zu einem integrativen Bestandteil der Justiz entwickelt. Demnach ist Bewährungshilfe und dementsprechend sind Bewährungshelfer in den meisten Fällen der Dienstaufsicht der jeweiligen Landgerichtspräsidenten (Flächenstaaten) zugeordnet.6

Abschließend möchte ich einen Teil eines Definitionsvorschlages der Bewährungshilfe zu diesem Abschnitt ergänzen, den ein in dieser Institution langjährig erfahrener Bewährungshelfer veröffentlicht hat und der einen bedeutungsvollen Kontrast zu den eher formellen institutionsgebundenen Definitionen darstellt und neben anderen Bedingungen eine wichtige Basis für die Tätigkeit des Bewährungshelfers ist. Nach Schulze ist Bewährungshilfe der Versuch, sozial bindungsschwachen Personen, die aus diesem Anlass in Sozialkonflikte geraten und daher straffällig geworden sind, zur Bindungsfähigkeit zu verhelfen sowie eine defizitäre Entwicklung, die zu gesellschaftlicher Isolation geführt hat, aufzuhalten und umzukehren. Dies ist über den Aufbau einer angemessenen Bindung zwischen Proband und Helfer möglich. Mit Unterstützung der Mittel der Sozialpädagogik kann eine positive Sozialpartnerschaft hergestellt werden. Der Bewährungshelfer unterstützt zunächst den labilen Proband, überwindet durch sein Verständnis, mittels sachgemäßer, fürsorgerischer und sonstiger Hilfeleistungen dessen Misstrauen und stellt ein angemessen freund(schaft)liches Verhältnis zum Klienten her (berufliches Verhältnis). In dem Maße, wie das gelingt, wächst das Vertrauen und seine Leistungsbereitschaft.7

2.2Die Geschichte der Strafaussetzung zur Bewährung und der Institution Bewährungshilfe


Erste Ansätze zu Strafaussetzungen auf Bewährung existieren bereits im Mittelalter. Hierzu finden sich Verweise im Augsburger Stadtrecht von 1276, nach dem eine Strafaussetzung zur Bewährung möglich war. Grundsätzlich kann jedoch noch nicht von einer Rechtsnorm gesprochen werden, weil die Entscheidung über eine Strafaussetzung willkürlich von der jeweilig herrschenden Autoritätsperson gefällt wurde. Dies änderte sich im Jahr 1798, als in Preußen über bedingte Begnadigungen (heutige sekundäre Strafaussetzung) nur noch durch eine Rechtsverordnung entschieden werden konnte. Daraufhin wurde auf Anordnung von Friedrich Wilhelm III. ein Ausschuss gegründet, der alle Fälle prüfte, die für eine Begnadigung in Betracht kamen. Alle davon Begünstigten bekamen zur Bedingung bzw. Auflage, dass sie bei einer erneuten Straftat zusätzlich zu der neuen ihre alte Strafe absitzen mussten. Außerdem war die Aufrechterhaltung der Begnadigung an eine gute bzw. sittliche Führung während des Zeitraums der erlassenen Strafe gebunden. Bei Nichteinhaltung dieser Auflagen hatte dies unter Umständen die Aufhebung der Begnadigung zur Folge.8 Mit diesem historischen Abriss sind bereits ansatzweise parallele Bezüge zur heutigen Straf(rest)aussetzung zur Bewährung als Grundlage der Bewährungshilfe erkennbar.


Eine gewisse Annäherung an die Institution Bewährungshilfe entstand erst 1845 mit der Ernennung des amerikanischen Schusters John Augustus vom Bundesstaat Massechussets zum State Agent of Probation, mit der seine Arbeit einen offiziellen und bezahlten Titel bekam. Diese Amtseinsetzung beruht auf seiner privaten Initiative, indem er Straftäter aus dem Vollzug herauslöste und gleichzeitig den Gerichten gegenüber weitere Betreuung sowie Hilfe versprach. Die private Entschlusskraft mündete 1907 in der Gründung der bundesweiten National Probation Association.9 Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten, im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland, zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihrer demokratischen Tradition überwiegend ein anderes Menschenbild. Dementsprechend war die Bewährungshilfe fest etabliert, während in Deutschland die autoritär geprägte Gesellschaft die Auffassung vertrat, Rechtsbrecher durch wohlfahrtspflegerische Maßnahmen nicht beeinflussen zu können.10 Denn das Reichsstrafgesetzbuch (RStGB) von 1871 kannte die Möglichkeit der Strafaussetzung zur Bewährung nicht. Es orientierte sich an der klassischen Vergeltungsidee bzw. -theorie.11


Der Ursprung der Bewährungshilfe in Deutschland liegt in der sogenannten Schutzaufsicht für Jugendliche, die Ende des 19ten Jahrhundert u.a. Vereinen für Strafentlassenenhilfe übertragen wurde und die Bezeichnung Vereinsschutzaufsicht trug.12 Eine Strafaussetzung auf Grund gerichtlicher Entscheidung wurde erstmals 1923 im Jugendgerichtsgesetz implementiert. Ein Proband konnte sich durch gute Führung während der Bewährungszeit seinen Straferlass, ohne spezifische und sozialarbeiterische Maßnahmen (Betreuung) heutiger Art, verdienen.13 Zu Zeiten des Dritten Reiches wurden Bewährungsstrafen gänzlich ausgesetzt, erst im Mai 1949 wurde die Bewährungshilfe in der Tagung des Magistrats von Groß-Berlin bei der Neuordnung der Jugendgerichtsbarkeit wieder aufgegriffen, die einen relevanten Einfluss auf die Entstehung der Jugendstrafrechtspflege in Westdeutschland hatte. Daraus hervorgehendes Ergebnis war die Erprobung der Bewährungshilfe sowie deren Forderung der gesetzlichen Verankerung. Start des Experiments war 1950 mit der ersten Ernennung eines Bewährungshelfers für minderjährige Straftäter. Mit der ersten Versuchsreihe wurde im darauffolgenden Jahr in fünf westdeutschen Großstädten mit weiteren Bewährungshelfern begonnen.14 Zu diesem Zweck wurden angestellte Fachkräfte vom Verein Bewährungshilfe e.V.15 bereitgestellt. Dieser bezahlte sie aus Mitteln des Bundesjustizministeriums und die jeweiligen Landesjustizministerien setzten sie als eine Art Leiharbeiter ein.16 Diese Angestellten unterstanden direkt der Aufsicht der jeweiligen Jugendrichter. Im Jahr 1952 wurden in Berlin drei weitere Planstellen für hauptamtliche Bewährungshelfer gegründet. Vom Verein Bewährungshilfe e.V. und seiner vorangegangenen seit 1917 bestehenden Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen wurde die Erprobungsphase im übrigen Bundesgebiet vorangetrieben. Im selben Jahr entstanden in einer zweiten Modellreihe weitere Stellen in vier Städten mit sieben Bewährungshelfern. Der weitere Ausbau vollzog sich kontinuierlich nach der rechtlichen Implementierung der Straf(rest)aussetzung zur Bewährung und Bewährungshilfe im Jugendgerichtsgesetz (JGG) und Strafgesetzbuch (StGB) im Jahr 1953. Bewährungshelfer wurden im Laufe der Zeit in den Staatsdienst übernommen und verbeamtet.17


In darauf folgenden Zeitabständen wurde der Anwendungsbereich erweitert: 1969 mit der Anhebung der Obergrenze der Freiheitsstrafe von 9 Monaten auf ein Jahr und bei besonderen Umständen, die in der Tat und Persönlichkeit des Straftäters liegen, auf zwei Jahre. Insgesamt ist als Voraussetzung für die Strafaussetzung zur Bewährung eine günstige Sozialprognose erforderlich, ebenso für die bedingte Entlassung aus dem Vollzug.18 Mit der Einführung der Führungsaufsicht19 ab dem Jahr 1975 erweiterte sich das Tätigkeitsfeld der Bewährungshilfe mit Verurteilten, die eine ungünstige(re) Sozialprognose haben.20 Mit der Erweiterung des Anwendungsbereiches durch mehrere Reformschritte nahm auch die Zahl der Probanden zu. Das als Modellreihe gestartete Experiment war erfolgreich. Mit der rechtlichen Implementierung der Strafaussetzung zur Bewährung hat die Bewährungshilfe einen beachtlichen Weg begonnen und wurde von Wissenschaftlern als eine „Revolution in der Strafrechtspflege“21 bezeichnet. Seitdem ist Bewährungshilfe ein integraler Bestandteil der Strafrechtspflege. Die Bewährungsstrafe hat sich bis heute als eine eigene Kategorie der Kriminalmaßnahmen entwickelt und wird in der Strafrechtslehre als sogenannte „Dritte Säule“22 gesehen.



2.3Aktuelle Rechtsgrundlagen der Bewährungshilfe


Am Ende dieses Unterkapitels habe ich eine grafische Übersicht über wichtige und praxisbedeutsame Rechtsgrundlagen mit kurzen Erläuterungen für das Aufgabenfeld der Bewährungshelfer entworfen. Darin sind rechtliche Bestimmungen der Führungsaufsicht nur am Rande dargelegt, weil die meisten Bewährungshelfer, mehr als. 80 %23, in ihrem Hauptbereich der Bewährungsunterstellungen tätig sind.

In der Bundesrepublik Deutschland existieren verschiedene Möglichkeiten der Strafaussetzung zur Bewährung, die gleichsam Voraussetzungen für die Bewährungshilfe und deren Tätigkeitsgrundlage sind:


Bei all den oben aufgeführten Möglichkeiten der Strafaussetzung zur Bewährung, kann das Gericht den Umständen entsprechend in der Regel Auflagen und Weisungen den Verurteilten auferlegen. Für Erwachsene ist dies in §§ 56b, 56c StGB und für Jugendliche bzw. Heranwachsende in § 23 JGG rechtlich festgeschrieben. Mittels Weisungen soll die Lebensführung des straffällig Gewordenen günstig beeinflusst werden sowie eine für die Dauer der Unterstellung kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Bewährungshilfe sichergestellt werden, wenn der Verurteilte gemäß § 56d StGB der Aufsicht und Leitung eines Bewährungshelfers unterstellt ist.26 Auflagen dienen der Genugtuung des begangenen Unrechts,27 im Jugendstrafrecht dienen beide Alternativen vordergründig der erzieherischen Beeinflussung. Auflagen und Weisungen können je nach Erfordernis des Einzelfalles vielfältig zugeschnitten werden, daher sollen nachfolgend einige praxisrbedeutsame Auflagen und Weisungen dargestellt werden, die, wenn es bestimmte Gründe erfordern, während der Bewährungszeit aufgehoben und abgeändert werden können:



Die Strafaussetzung zur Bewährung in Verbindung mit der Unterstellung unter Bewährungsaufsicht stellt eine wichtige begleitende Maßnahme dar. Im Sinne des allgemeinen Strafrechts ist die Handlungsgrundlage für die Bewährungshilfe in § 56d StGB und für das Jugendstrafrecht in § 24 JGG geregelt. Das Gericht hat dementsprechend die Möglichkeit den Verurteilten für die Dauer oder einen Teil der Bewährungszeit unter die Aufsicht und Leitung eines Bewährungshelfers zu stellen, mit dem Ziel ihn von potenziell weiteren Straftaten abzuhalten. Die Maxime des sozialarbeiterischen Handels besteht dabei dem verurteilten Straftäter helfend sowie betreuend zur Seite zu stehen (Hilfe- u. Betreuungsfunktion).28 Im Einvernehmen mit dem Gericht überwacht (Kontrollfunktion) der Bewährungshelfer die Weisungen sowie Auflagen und teilt diesem gröbliche und beharrliche Verstöße derselben mit. In den vom aufsichtsführenden Richter bestimmten Zeitabständen berichtet der Bewährungshelfer in Form von Berichten über die Lebensführung des Probanden (Berichtspflicht).29

Straf(rest)aussetzung zur Bewährung bedeutet immer eine Bewährungszeit. Im Sinne des Strafgesetzbuches nach § 56a StGB beträgt diese zwei bis fünf Jahre. Dabei muss einzelfallbezogen entschieden werden, ob ein Verurteilter der Bewährungshilfe unterstellt wird um ihn von weiteren Straftaten abzuhalten. Bei jungen Ewachsenen, die unter 27 Jahre alt sind und zu einer mehr als neunmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt worden sind, ist die Bestellung eines Bewährungshelfers zwingend vorgeschrieben, ebenso in der Regel bei der Strafrestaussetzung nach einer Teilverbüßung von mehr als einem Jahr.

Bei Jugendlichen, die zu einer Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt oder bei Strafrestaussetzung zur Bewährung bedingt aus dem Vollzug entlassen wurden, bekommen obligatorisch einen Bewährungshelfer beigeordnet.30 Die an die bedingte Entlassung geknüpften Weisungen sowie Auflagen werden im Sinne des Jugendstrafrechts in einem gesonderten Bewährungsplan (§ 60 JGG) verfasst.31 Die Bewährungszeit beträgt zwei bis drei Jahre, nachträglich kann sie bis auf ein Jahr verkürzt und bis auf vier Jahre verlängert werden. Der Jugendliche oder Heranwachsende kann bis maximal zwei Jahre der Bewährungshilfe unterstellt werden, allerdings mit der Möglichkeit unter bestimmten Bedingungen die Beiordnung des Bewährungshelfer zu ändern, aufzuheben oder erneut anzuordnen. Mit dem beabsichtigten Grundgedanken des erzieherischen Einwirkens im Jugendstrafrecht hat der Sozialarbeiter die rechtliche Möglichkeit sich Zugang zum Jugendlichen zu verschaffen und Auskunft bei Lehrern, Ausbildern über die Lebensführung des Probanden einzuholen. Aus eigenen Gesprächen mit Praktikern bin ich der Meinung, dass dabei der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden sollte um weiterer Stigmatisierung und ggf. Kriminalität entgegenzuwirken. Denn durch nicht angemessenes Handeln kann die Zusammenarbeit und somit die Resozialisierung erheblich beeinträchtigt werden.


Befindet sich ein jugendlicher Verurteilter in Untersuchungshaft, hat der Bewährungshelfer außerdem die gleichen Zutrittsrechte wie ein Verteidiger (§ 93 Abs. 3 JGG).


Meistens werden in der Praxis bei Bewährungsunterstellungen hauptamtliche Bewährungshelfer (namentlich) bestellt. Diese Tätigkeit ist aber auch auf ehrenamtlicher Basis möglich. Lediglich im Jugendgerichtsgesetz ist die hauptamtliche Tätigkeit vorgeschrieben, jedoch ist eine ehrenamtliche möglich, wenn dies aus Gründen der Erziehung für sinnvoll und notwendig erachtet wird (§ 24 Abs. 1 JGG). Exemplarisch wären hierfür Mitarbeiter der freien Straffälligenhilfe zu nennen. In Betracht kommen auch Heim- oder Gruppenleiter von Jugendhilfeeinrichtungen, allerdings birgt dies die erhöhte Gefahr von Konflikten zwischen Sozialpädagogen und Klienten und kann den Erziehungsauftrag erheblich gefährden.32


Abschließend soll zu dem Abschnitt der Rechtsgrundlagen auf den Widerruf der Strafaussetzung und der damit potenziell endenden Bewährungsunterstellung eingegangen werden. Nach § 56f StGB und § 26 JGG kann eine Straf(rest)aussetzung widerrufen werden,

Das Gericht hat die Möglichkeit, die Bewährungszeit zu verlängern, eine Unterstellung neu anzuorden und/oder weitere Weisungen sowie Auflagen zu erteilen und die Straf(rest)aussetzung nicht zu widerrufen, wenn es dadurch ausreicht, um den Probanden von weiteren Straftaten abzuhalten sowie der Zweck der Straf(rest)aussetzung damit erreicht wird.

Durchläuft ein Proband die Bewährungszeit bzw. -unterstellung ohne die zuvor genannten Verstöße und erneute Straftat(en), dann kann die im Urteil verhängte Freiheitsstrafe oder ihr teilverbüßter Rest im Sinne des § 56g StGB und § 26a JGG erlassen werden.33

2.4Struktur und Organisationsform der Institution Bewährungshilfe


Die Bezeichnung Straffälligenhilfe beinhaltet alle öffentlichen und privaten Hilfsformen mit dem Ziel der Resozialisierung und Wiedereingliederung von Straftätern in das gesellschaftliche Werte- und Normensystem. Seit der Institutionalisierung und rechtlichen Verankerung ist die Bewährungshilfe in der Bundesrepublik Deutschland ein integraler Bestandteil der Justiz und zugleich in der justizförmigen Straffälligenhilfe anzusiedeln. In diesen Rahmen gehören die Gerichtshilfe, Führungsaufsicht, die sozialen Hilfen im Strafvollzug/Jugendstrafvollzug sowie in der Untersuchungshaft.

Eine weitere Form stellt die freie Straffälligenhilfe dar, die durch private und öffentliche Träger übernommen wird, wie z.B. die Jugendgerichtshilfe, welche mit der Bewährungshilfe – also der justizförmigen Straffälligenhilfe – nach § 38 Abs. 2 JGG zusammenarbeitet.

Justizförmige Straffälligenhilfe stellt soziale Hilfeleistungen über die Staatsanwaltschaften, Gerichte und den Justivollzugsanstalten bereit, parallel dazu üben diese Institutionen aber auch Kontrolle im Auftrag der Justiz aus. Der jeweilige Aufgabenkatalog der einzelnen Fachdienste findet sich mit den zugehörigen Reglementierungen im Strafgesetzbuch, Jugendgerichtsgesetz, Strafprozessordnung, Strafvollzugsgesetz und der Untersuchungshaftvollzugsordnung.34


Bewährungshelfer sind in der Regel ausgebildete staatlich-anerkannte Diplom-Sozialarbeiter/-Sozialpädagogen sowie verbeamtete Staatsbedienstete (der Justiz), die aufgrund des Justizmodells der Flächenstaaten (Landgerichte) und der Stadtstaaten (Sozialbehörden) zugeordnet tätig werden. Ein Bewährungshelfer wird durch den Richter als individueller Einzelauftrag (namentliche Bestellung) bestellt und nicht als Einschaltung einer Behörde.35

Infolgedessen gehört die Bewährungshilfe überwiegend der Justiz an und untersteht der Dienstaufsicht der Justizbehörde (Landgerichtspräsident). Der persönliche Einzelauftrag untersteht der Fachaufsicht des aufsichtsführenden Richters bzw. Gerichtes.36

Die Probanden werden anwendungsbezogen über den Geschäftsverteilungsplan37 der örtlichen Geschäftsstelle der Bewährungshilfe zugewiesen und nicht nach der potenziellen Spezialisierung von Bewährungshelfern auf definierte Ziel- bzw. Probandengruppen wie z.B. Drogenabhängige oder ausländische Probanden.38 Jedoch wird in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg zwischen Jugendlichen- und Erwachsenen-Bewährungshilfe getrennt.39


Aus Gesprächen mit Praktikern erfuhr ich, dass lokale Bewährungshilfefördervereine die Tätigkeit der Bewährungshelfer ideell sowie materiell unterstützen. Auf Bundesebene existiert der Verein Deutsche Bewährungshilfe e.V. mit Sitz in Köln, der sich als übergreifender Verband zur Unterstützung der Bewährungs-, Gerichts- und Straffälligenhilfe versteht.



2.5Soziale Arbeit in der Bewährungshilfe


Anlehnend an die rechtlichen Grundlagen werden unter diesem Punkt die faktischen Tätigkeiten und Arbeitsweisen dargestellt. In erster Linie steht der Bewährungshelfer dem Probanden helfend und betreuend zur Seite, indem er ihm hilft ein straffreies Leben zu führen und die Auflagen und Weisungen überwacht. Meistens beginnt dies mit dem (rechtskräftigen) Beschluss des Gerichtes. Eine Ausnahme wäre der Fall, wenn der Bewährungshelfer mit der Erstellung des (Jugend-)Gerichtshilfeberichts beauftragt würde, aufgrund einer früheren Unterstellung eines Probanden. Aus Gesprächen mit Praktikern während meiner Berufspraktischen Studien erfuhr ich, dass diese praxisbezogene Form kaum Anwendung findet. In der Regel ist dies eine Tätigkeit der Jugendgerichtshilfe, auch wenn der Bewährungshelfer den Klient bereits aus früheren Unterstellungen kennt. Damit bekäme der Sozialarbeiter die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Aussetzungsentscheidung (Entscheidungsfindung) des Gerichtes, die er in seiner klassischen Tätigkeit nicht hat.40


Das bedeutet, dass Bewährungshelfer von der Aussetzungspraxis der Gerichte abhängig sind, die zugleich indirekt die tatsächlichen Aufgabenbereiche bzw. Arbeitsbedingungen über die Probandenpersönlichkeiten bestimmen, an denen auch der (Tätigkeits)erfolg der Bewährungshilfe gemessen wird (Bewährungshilfestatistik). In diesem Zusammenhang wird häufig von der Fallbelastung gesprochen.


Seit Beginn der statistischen Zählungen im Jahre 1963 bis 1980 ergeben sich folgende jährliche Zugänge von Bewährungsprobanden:

1963

11.646 Zugänge

1980

40.615 Zugänge41

Quantitativ hat sich in diesem Zeitraum die Anzahl der Probanden verdreifacht (Faktor 3,4).

In der Zeitspanne von 1963 bis 1980 ging die Menge der Ersttäter von ca. 42% auf 22% zurück, hingegen verdreifachte sich die Zahl der wiederholt straffällig Gewordenen.42 Dies zeigt, dass sich die Probandenpersönlichkeiten sowie ihre Problemebereiche geändert bzw. verschärft haben (zunehmende Problemprobanden). Das erfordert eine qualitativere und intensivere Betreuung von den Bewährungshelfern. Für ein angemessenes Gelingen derselben ist u.a. das Betreuungsverhältnis mit entscheidend.

Seit 1980 werden nur die Abgänge statistisch erfasst. Dort ist folgender Verlauf zu beobachten:

1980

30.892 Abgänge

1985

39.206 Abgänge

1989

43.030 Abgänge

Die nachfolgende Tabelle zeigt den jeweilig festgehaltenen Bestand am Jahresende.

1963

27.401 Unterstellungen

1982

106.126 Unterstellungen

1989

130.767 Unterstellungen

1997

141.195 Unterstellungen43

Der Bestand an Unterstellungen hat sich in den 34 Jahren gut verfünffacht (Faktor 5,1), wobei anzumerken ist, dass die Anzahl der Unterstellungen aufgrund von Mehrfachunterstellungen höher ist als die der Probanden.44 Dies bedeutet für die alten Bundesländer45 am 31.12.1997, dass auf eine Anzahl von 141.195 Unterstellungen 117.460 Probanden kamen. Dies sind 23.735 Mehrfachunterstellungen mit einem Durchschnitt von 120 Unterstellungen auf je 100 Probanden.46 Eine getrennte Betrachtung der Entwicklung der Unterstellungen nach allgemeinen Strafrecht und Jugendstrafrecht findet sich in Form eines Schaubildes im Anhang A.


Seit Bestehen der Bewährungshilfestatistik von 1963 entwickelte sich die Anzahl der hauptamtlichen Bewährungshelfer von 496 auf 2.067 Stellen im Jahre 1989.47 Unter Einbeziehung aller Bundesländer pendelte sich die Anzahl bis 1999 auf rund 2.344 Stellen ein. Darin unberücksichtigt sind die Teilzeitbeschäftigten.48

Um Klienten mit ihren, seit Bestehen der Bewährungshilfe, zunehmend verschärften Problematiken angemessen sozialpädagogisch betreuen zu können, ist ein Betreuungsverhältnis zwischen Bewährungshelfer und Proband von 1:30 wünschenswert, so in Österreich gesetzlich festgelegt. Die Obergrenze sollte nach Kerner bei 1:40 liegen. In der Bundesrepublik schwankte der Pensenschlüssel bis 1974 zwischen 1:49 und 1:64, pendelte bis 1980 auf 1:55 ein und stieg auf 1:63 im Jahr 1989 an, mit Führungsaufsicht auf 1:69. Aus statistischer Sicht hatten Bewährungshelfer 1999 in Deutschland49 165.058 Probanden mit einer sich daraus durchschnittlich ergebenden Relation von rund 1:70 zu betreuen. Die oben aufgeführte optimale Betreuungsgrenze, um angemessen sozialpädagogisch Handeln zu können, war in der Vergangenheit von vornherein nicht gewährleistet. Diese Entwicklung der Fallbelastung pro Bewährungshelfer verläuft ungünstig, insbesondere tendenziell in Bezug zu den immer mehr zunehmenden Problemprobanden gesehen, da die anwachsenden Integrationsschwierigkeiten dieser Klienten und die steigende Probandenzahl die Arbeitsbedingungen der Bewährungshelfer qualitativ beeinträchtigen können. Trotz dieser hohen Anzahl der Betreuungsfälle beträgt die rechnerische Bewährungsquote rund 70% im Jahr 1997. Seit Bestehen der Bewährungshilfe und ihrer statistischen Zählungen ist die Widerrufsquote sogar gesunken.50

Die Bewährungshilfestatistik besitzt alleine nur bedingte Aussagekraft bzw. lässt unzureichende Einblicke in die Problematiken der Probanden zu. Zu Beginn einer Unterstellung leitet die Bewährungshilfe existenzielle Maßnahmen ein, wie Wohnungssuche, -erhalt, Arbeits- oder Ausbildungssuche usw. Gerade für dieses Klientel ist es besonders in der heutigen Zeit mit hoher Arbeitslosigkeit schwierig, eine Arbeitsstelle zu bekommen. Darin eingeschlossen der erhöhte Leistungsdruck durch Mitbewerber bei Stellenangeboten. Nicht selten scheitert der Bewerbungsversuch aufgrund der unangemessenen Schul- und Bildungsabschlüsse. Spiess führt dazu an, dass 2/3 der Probanden einen Schulabschluss besitzen51 und gerade einmal 1/3 über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Eine Untersuchung bei Straffälligen, die im Zeitraum von 1.2. bis 31.7.1991 in Berlin aus der Haft entlassen wurden, soll dies bestätigen. Diese Ergebnisse treffen sehr wahrscheinlich für den Großteil der Probanden der Bewährungshilfe zu.


Abbildung 2: Schulbildung bei entlassenen Strafgefangenen.

Quelle: Eigene Anfertigung in Anlehnung an Heinz Cornel, Lebensbedingungen straffälliger Menschen – empirische Befunde. In: Werner Nickolai u.a. (Hrsg.), Straffällig – Lebenslagen und Lebenshilfen. Freiburg im Breisgau 1996, S. 58.


Cornel kommt in seiner Untersuchung ebenfalls wie Spiess (siehe oben) zu dem Ergebnis, dass ca. ein Drittel der Entlassenen keinen Schulabschluss besitzen, davon knapp die Hälfte Inhaftierte des Jugendstrafvollzuges. Knapp 44% von allen verfügen über den Hauptschulabschluss, ca. 18% über den Realschulabschluss. Dabei ist bei den inhaftierten Frauen ein umgekehrtes wechselseitiges Verhältnis bezüglich der zwei meist vertretenen Abschlüsse bedeutsam. Von den Frauen besitzen 40 % anteilig von ca. 18% die Mittlere Reife. Lediglich insgesamt ca. 3% aller Inhaftierter besitzen die (Fach)Hochschulreife.52


Der schulische Werdegang sowie deren Abschluss ist Voraussetzung für die Berufsausbildung und das spätere Arbeitsleben. Erwerbstätigkeit wird in hiesiger Gesellschaft als mit einer der bedeutendsten Elemente eines Individuums angesehen und bezieht dementsprechend seine Rolle sowie die soziale Anerkennung der Gemeinschaft mit ein. Die obige Darstellung zeigt, dass der Großteil der Straffälligen im unteren Bildungsniveau anzusiedeln ist. Dies legt die Hypothese nahe, dass Ausbildungsabschlüsse statistisch ähnlich ausfallen. In der Untersuchung von Cornel ist die Verteilung folgendermaßen:




Abbildung 3: Berufsbildung bei entlassenen Strafgefangenen.

Quelle: Eigene Anfertigung in Anlehnung an Heinz Cornel, Lebensbedingungen straffälliger Menschen – empirische Befunde. In: Werner Nickolai u.a. (Hrsg.), Straffällig – Lebenslagen und Lebenshilfen. Freiburg im Breisgau 1996, S. 59


Wie die Grafik verdeutlicht, hat knapp die Hälfte der Entlassenen keine (abgeschlossene) Berufsausbildung, davon sind 80% aus dem Jugendstrafvollzug (alle Befragten waren über 18 Jahre alt). Eine abgeschlossene Lehre haben 42% Strafgefangene.53 Dies bekräftigt die oben aufgestellte Hypothese, dass Personen mit niedrigerem Bildungsniveau den Großteil der Straffälligen ausmachen und dies lässt den Eindruck entstehen, dass ein Zusammenhang zwischen niedrigen Bildungsniveau und straffälligem Potenzial besteht.


Drei Viertel aller Probanden stammen aus erheblich konfliktbelasteten und unvollständigen Familien mit den eben grafisch dargestellten Problembereichen,54 oft begleitet von finanziellen Notlagen bei der Existenzsicherung. Cornels wissenschaftliche Untersuchung offenbart, dass über 42% von Sozialleistungen55 (bei Frauen mehr als 61%), 23% von Gelegenheitsarbeit und 30% von eigener Erwerbstätigkeit leben.56 Weitere (eigenständige) Schwerpunktarbeit der Bewährungshelfer neben den existenziellen Maßnahmen wie die Geltendmachung von Sozialleistungen (z.B. Arbeitslosengeld, Hilfe zum Lebensunterhalt, Kindergeld usw.), bildet z.B. die Suche nach geeigneten ambulanten oder stationären Therapieeinrichtungen bei der Betreuung des hohen Anteils, rund 50%57, der suchtmittelgefährdeten oder -abhängigen Probanden. Schuldenregulierung (ggf. über Resozialisierungsfonds) steht oft mit an vorderster Stelle, da die meisten wenig rechtskundigen Klienten nicht in der Lage sind ihre Schuldensituation zu bewältigen. Unter den Verpflichtungen befinden sich nicht selten völlig unberechtigte Forderungen. Bewährungshelfer versuchen Kontakte zu den Gläubigern herzustellen, um evtl. Ratenzahlungen, Stundungen oder Umschuldungen (Teilerlass) zu erwirken.58 Familien- und Ehe- bzw. Partnerkonflikte (u.a. Scheidung), schwere Selbstbildschäden der Probanden sind weitere Tätigkeitsbereiche der Bewährungshelfer.59 Diese vielfältigen Aufgabenanforderungen an die Sozialarbeiter ergeben sich aus den sozialen Konflikten und Störungen der Sozialbereiche des einzelnen Probanden. Seine Umwelt lässt sich in verschiedene Sozial- bzw. Problembereiche aufgliedern, die insgesamt ein Konstrukt der Bezugsfelder und Konfliktebenen bilden. Die elementaren Problematiken dieses Klientels sind im Anhang B übersichtlich dargestellt.


Aus eigenen praktischen Erfahrungen ist tendenziell festzustellen, dass die in diesem Kapitel aufgezeigten Problembereiche wohl fortschreitende Ausmaße unter Berücksichtigung der momentanen gesellschaftlichen Entwicklung annehmen dürften oder schon haben. Die komplexen Problemlagen erfordern insgesamt von Bewährungshelfern in ihrem Tätigkeitsfeld umfangreiche Kenntnisse vieler (Problem)bereiche.


Konkrete Hilfeleistungen, die Bewährungshelfer im Rahmen der Sozialen Arbeit tätigen, sind von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Bewährungshelfer als übergreifendes Berufsbild entworfen und veröffentlicht worden und soll für die einzelnen Bundesländer als Leitfunktion bei der Erstellung von Arbeitsplatzbeschreibungen verstanden werden. Dieser Maxime folgend, bilden die folgenden sozialen Hilfeleistungen den Schwerpunkt der betreuenden und helfenden Tätigkeiten der Bewährungshelfer:60


Aus dem zuvor genannten Spektrum der Arbeitsanforderungen und -bedingungen zwischen Klientel und Bewährungshelfer ergeben sich zwangsläufig (institutionelle) Kooperationspartner der Bewährungshilfe, wie z.B. das Arbeitsamt, Jugendgerichtshilfe/Jugendamt, Vermieter von Probanden usw. Eine Übersicht der meisten Einrichtungen und Personen, die mit der Bewährungshilfe zusammenarbeiten, sind im Anhang C übersichtlich dargestellt.


Im letzten Abschnitt dieses Kapitels soll überleitend kurz und bündig auf die wichtigsten Methoden der Bewährungshilfe eingegangen werden. In der Sozialen Arbeit existieren drei primäre Methoden, die dementsprechend in der Bewährungshilfe angewendet werden. Exemplarisch sind zu nennen:


Wie aus dem Begriff der Einzelhilfe abzuleiten ist, betreut der Bewährungshelfer seinen Proband individuell und unabhängig von den anderen Unterstellten, es besteht eine gewisse Zweierbeziehung über die Interaktion und Kommunikation zwischen Sozialarbeiter und Klient. Die Praktizierung und inhaltliche Ausgestaltung dieser Methode basiert also auf der Beziehung beider Akteure, dass bedeutet auch, dass das Individuum vordergründig im Verhältnis mit seiner Umwelt steht. Die Soziale Einzelhilfe hat das Ziel die Fähigkeiten und Ressourcen des Einzelnen sowie die Hilfsquellen der Gemeinschaft zu mobilisieren, um zu erreichen, dass der Proband zukünftig sein Leben ohne Straftaten führen kann.63 Das Verfahren der Sozialen Einzelhilfe war in der Vergangenheit und ist bis heute die dominierende Arbeitsweise in der Bewährungshilfe. In der Regel wird sie durch Beratungsgespräche im Büro (Sprechstunde), Hausbesuche usw. praktiziert. Immer mehr Einzug finden neuere Ansätze wie die non-direktive Gesprächsführung nach Rogers und Konzepte der Verhaltensmodifikation.64


Soziale Gruppenarbeit, die den Schwerpunkt dieser Arbeit inne hat, soll an dieser Stelle nur kurz der Vollständigkeit halber aufgeführt werden, da diese Thematik noch spezifischer beschrieben wird.
Soziale Gruppenarbeit ist eine weitere geläufige Methode, mit der sich Probanden mit ihren speziellen Problemsituationen bzw. Problematiken in der Gruppe unter Anleitung über gruppendynamische Prozesse gegenseitig unterstützen und helfen können. Die Gruppe ist dabei zugleich ein Lernfeld, die es dem Einzelnen ermöglicht seine persönlichen Probleme über die Gemeinschaft zu bearbeiten.


Im Gegensatz zur Einzelhilfe und Sozialen Gruppenarbeit dehnt die Gemeinwesenarbeit den Zielgruppenbezug auf verschiedene Bereiche der breiten Öffentlichkeit aus, beispielhaft durch Stadtteil- sowie Gemeindearbeit und zeigt sich praxisbezogen in Gremien- und Projekttätigkeiten (z.B. Mitternachts-Basketball) mit dem Ziel, abweichende Gruppen in das Gemeinwesen zu (re)integrieren.65 Im übertragenen Sinne ist nach Sobottka diese klassische Methode in der Bewährungshilfe nicht weit verbreitet.66


2.6Zusammenfassende Gedanken


Seit dem Bestehen der Bewährungshilfe ist ein kontinuierlicher Anstieg der Strafaussetzungen zur Bewährung zu verzeichnen. Die Bewährungsstrafe ist eine häufig ausgesprochene Sanktion im allgemeinen Strafrecht. Demnach hat sie sich zu einer Kriminalmaßnahme eigener Art entwickelt. Von dieser Sanktionspraxis der Gerichte ist die Bewährungshilfe abhängig und charakterisiert sie indirekt als kriminnalpolitische Maßnahme zur Haftvermeidung und -verkürzung.


Durch die gesellschaftlichen Veränderungen z.B. auf dem Arbeitsmarkt und durch Änderungen sozialer Dienstleistungen verschärfen sich die ungünstigen Lebenslagen vieler Probanden. Immer mehr zunehmend sind bei einigen von Ihnen die sozialen und individuellen Verhältnisse defizitärer ausgeprägt als bei den meisten Unterstellten. Diese Problematiken müssen von der Bewährungshilfe ebenfalls mit aufgefangen und bearbeitet werden. Nicht selten sind diese Problemprobanden strafrechtlich erheblich vorbelastet (z.B. bis zu drei parallele Bewährungsstrafen). Zusätzlich zu dem erhöhten Arbeitsaufwand steigt die Fallbelastung der Bewährungshelfer insgesamt stetig an. Das bedeutet, dass eine angemessene Betreuung nicht gegeben ist. Oberstes Ziel der Bewährungshilfe ist die Resozialisierung, mit der u.a. die Isolation der Probanden aufgebrochen werden soll. In den Einzelgesprächen zwischen Klient und Sozialarbeiter kann das Ziel nur unzulänglich erreicht werden. Durch die Hilfe und Betreuung einerseits sowie der Kontrolle andererseits, kann zudem die Distanz zwischen beiden Personen gewahrt bleiben oder sich sogar erhöhen. Das beinhaltet außerdem, dass die Effektivität der Einzelhilfe als alleinige Arbeitsform in der Bewährungshilfe nur begrenzte Möglichkeiten zur Veränderung der Probanden und ihrer Lebenslagen hat. Daher sollte ein erweiterter methodischer Ansatz durch z.B. gruppenpädagogische Arbeitssformen in das Tätigkeitsrepertoire der Bewährungshilfe mit eingeschlossen sein. Diese Betreuungsform bietet wirksame Potenziale zur Veränderung bei den betreuten Personen.


Der Gesetzgeber beschreibt in § 56d Abs. 3 StGB: „Der Bewährungshelfer steht dem Verurteilten helfend und betreuend zur Seite.“ Wie die Hilfe und Betreuung im Rahmen der Resozialisierung konkret (aus)gestaltet werden soll, lässt der Gesetzgeber offen. In den strafrechtswissenschaftlichen Kommentierungen finden sich ebenfalls keine bestimmten Beschreibungen. Die Ausgstaltung der Resozialisierung bleibt der Bewährungshilfe selbst überlassen. Diese Bedingungen laden gerade zu einer Methodenvielfalt ein. Der problemorientierte Ansatz in der Sozialen Gruppenarbeit als ein Schwerpunkt sozialpädagogischer Straffälligenhilfe bietet Personen Chancen und Möglichkeiten über eigene Gruppenerfahrungen und -erlebnisse ihre Probleme wirksam zu bearbeiten und zu verändern. Um dieses Ziel zu verwirklichen, muss der Bewährungshelfer als Gruppenleiter grundlegende und umfangreiche Kenntnisse sowie Erfahrungen in der Sozialen Gruppenarbeit haben. Damit der Gruppenleiter angemessen sozialpädagogisch handeln und intervenieren kann, muss er u.a. insbesondere die Rollenstruktur und -verhalten der Gruppe, Konflikte und ihr Verhalten in der Gruppe, den Entwicklungsverlauf der Gruppe und die Interaktion sowie Kommunikation in der Gruppe kennen. Die gruppendynamischen Prozesse in der Gruppe sind einflussreiche Größen und erfordern vom Sozialarbeiter in den jeweiligen Situationen das entsprechend richtige Erkennen und planmäßiges Umsetzen zur Zielerreichung (Führung und Leitung). In dem Maße wie das gelingt und natürlich auch unter aktiver Teilnahme der Gruppenmitglieder können wirksame Verbesserungen ihrer Probleme und Lebenslagen erreicht werden. Auf die unabdingbaren und umfangreichen Grundlagen für das Arbeiten mit Gruppen in der Bewährungshilfe werde ich im nächsten Kapitel näher eingehen.

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3Grundlagen für die Arbeit mit Gruppen in der Bewährungshilfe


In diesem Kapitel sollen zunächst zwei klassische Methoden der Sozialarbeit mit ihren Elementen beschrieben werden, da es deutliche Schnittmengen gibt, denn z.B. in der Sozialen Gruppenarbeit existieren grundsätzlich immer Elemente der Einzelhilfe. Die Einzelhilfe und besonders die Gemeinwesenarbeit werden aber in diesem Kapitel nur am Rande und ergänzend zu der Sozialen Gruppenarbeit aufgeführt. Desweiteren werde ich auf wichtige Bestandteile und deren Bedeutsamkeit in der Arbeit mit Gruppen eingehen, die ich für das Leiten von Gruppen in der Bewährungshilfe für erforderlich halte.



3.1Zum Begriff „Methode“


Zunächst soll ein kurzer Abriss zu dem Begriff Methode gegeben werden, um daran anschließend die einzelnen Verfahren klarer beschreiben zu können. Die Bezeichnung Methode hat ihren Ursprung im Griechischen und bedeutet der Weg zu etwas. Methoden sind dem gemäß planmäßige Verfahren und Techniken, um ein definiertes Ziel zu erreichen. Dabei gestaltet sich die Vorgehensweise in aufeinander bezogene einzelne Schritte, um am Ende des Weges das angestrebte Ziel zu erreichen. Methodisches Arbeiten erfordert systematisches Erforschen und Durchleuchten eines Handlungs- oder Erkenntnisbereiches. Darin inbegriffen ist die Gliederung des zu untersuchenden Gegenstandes, die fachmännische Zuweisung der einzelnen Teilbereiche, die folgerichtige Verknüpfung und deren Begründung.

Für die Soziale Arbeit bedeutet dies, dass die jeweiligen Ziele sowie Motive vorgeben, wie methodisch zu handeln ist. Die Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sind ebenso wie andere wissenschaftliche Methoden zweck- sowie zielgerichtet. In der Sozialarbeit sind sie gegenstands-, handlungs-, problembezogen sowie praxisorientiert und Sozialarbeiter möchten mittels der Methoden in einen Teil des gesellschaftlichen Alltags (ver)ändernd eingreifen. Sämtliche Verfahren und Techniken dienen als Hilfsmittel, um auf verschiedenen Pfaden jeweilige unterschiedliche Lebenssituationen (z.B. Notlagen) zu beeinflussen bzw. verändern, die letztendlich zu den erwünschten Handlungszielen führen sollen. Diese Zielsetzungen liegen definierten Handlungskonzepten zugrunde, in denen gesellschaftliche Werte-, Normensysteme sowie ethische Maßstäbe inbegriffen sind und auf denen sich methodisches Handeln bezieht. Die Sozialarbeit befasst sich mit Menschen, die durch subjektive und gesellschaftliche Lebenslagen der Hilfe bedürfen und die Anforderungen des alltäglichen Lebens alleine nicht bewältigen können. Je nach Lebensverhältnissen der Hilfe suchenden Personen orientiert sich methodisches Handeln in seiner Durchführung auf Gesellschafts-, Gruppenbezüge und in Bezug auf den einzelnen Menschen. Diese verschiedenen Bezüge charakterisieren die Einteilung der drei traditionellen Methoden.67

In der fachlichen Diskussion wird zeitweise zu den drei traditionellen Methoden kritisch reflektiert, ob diese nicht lediglich Arbeitsweisen darstellen und wie diese zu differenzieren sind. Diese Überlegungen sind dahingehend sinnvoll, denn Sozialarbeiter/Sozialpädagogen stützen sich in ihrer Arbeit mit einzelnen Personen und Gruppen auf unterschiedliche methodische Handlungskonzepte verschiedener psychologischer Richtungen.68
Da in dieser Arbeit nicht alle bestehenden Methoden aufgeführt werden können, sind sie mit den drei klassischen Methoden übersichtlich im Anhang D dargestellt. Diese Veranschaulichung der Handlungskonzepte und Methoden der Sozialen Arbeit soll zum einen eine Gliederung und zum anderen die Position der Einzelhilfe, der Gemeinwesenarbeit und insbesondere der Sozialen Gruppenarbeit in dieser Anordnung aufzeigen.

In der praktischen Sozialarbeit der Bewährungshilfe zeigt sich nach folgender Konstellation die Aufteilung der Methodenanwendung. Die Einzelhilfe war und ist mit einer Streuungsbreite von 66 bis 75 Prozent die dominierende Methode, gefolgt von der Sozialen Gruppenarbeit mit ca. 16% und der Gemeinwesenarbeit mit rund 11%.69 Aus den eigenen praktischen Erfahrungen während meiner Berufspraktischen Studien kann ich diese statistischen Werte im Wesentlichen bestätigen, das bedeutet, dass diese Angaben heute noch nahezu aktuell sind.



3.2Exkurs: Zwei klassische Methoden in der Sozialarbeit


3.2.1Die Soziale Gemeinwesenarbeit


Gemeinwesenabeit ist im Bereich der Gruppen- und sozialraumbezogenen Methoden anzusiedeln. Aufgrund der verschiedenen Konzepte, die unter Gemeinwesenarbeit unterzuordnen sind, existiert keine allgemeingültige Definition. An dieser Stelle sollen daher nicht die vielfältigen Definitionsversuche aufgeführt werden, sondern kurz und knapp die kennzeichnenden Merkmale:


Die Aktivierung der Bevölkerung ist das/die Ziel(richtung) der Gemeinwesenarbeit, dabei werden die Ressourcen der Gemeinschaft zur Bewältigung der sozialen Problemlagen genutzt. Geschieht diese Prozessförderung über Angehörige sozialer Berufe mittels gezielter Anregung, Beratung, Unterstützung, Koordination usw., kann Gemeinwesenabeit als eine Methode der Sozialen Arbeit bezeichnet werden.71


Innerhalb der Gemeinwesenarbeit existieren nach Galuske bestimmte Elemente, die ich kurz darlege, da sie immer Merkmale der Sozialen Gruppenarbeit beinhalten.

  1. Gliederung des Hilfeprozesses: Hierunter ist die (logische) Zergliederung der notwendigen und aufeinanderfolgenden Schritte auf ein gerichtetes Ziel hin zu verstehen. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung des Prozesses besteht eine deutliche Nähe zu den beiden anderen traditionellen Methoden. Dies beginnt mit der Erkundungs- oder Vorphase, indem das Planungs-Problem auf die Durchführbarkeit hin untersucht wird. Danach folgt die verlaufsorientierte Spezifizierung des Problems mit der Entwicklung der Mittel und Wege, deren Gestaltung sowie ständigen Überprüfung und letztlich die Ausführung der Pläne.72

  2. Rollen und Verhaltensweisen der Gemeinwesenarbeiter: Sozialarbeiter, welche beruflich in der Gemeinwesenarbeit tätig sind, haben verschiedene Rollen und im Zusammenhang ihres Handelns Verhaltensweisen inne. Anlehnend an den unter Punkt eins gegliederten und verlaufsorientierten Hilfeprozess mit einem definierten Ziel erfordert dies vom Gemeindewesenarbeiter unterschiedliche Rollenanforderungen: die des Leiters, der aufgrund seines fachlichen Wissens einen gewissen Scharfsinn bzw. Weitblick (Durchblick) über das Gesamte gewährleistet und des Befähigers, der den Menschen hilft ihre Bedürfnisse zu formulieren, sich zusammenzuschließen und zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Desweiteren ist der Sozialarbeiter Sachverständiger: er vermittelt Fakten, gibt direkten Rat in den jeweiligen Bereichen, z.B. über die methodische Vorgehensweise oder interveniert bei Hilfsquellen, je nachdem wie erforderlich. Als Sozialtherapeut muss er Hindernisse wie Vorurteile und Spannungen erkennen und bearbeiten.73

  3. Techniken und Verfahren: Sozialarbeiter/Sozialpädagogen als Gemeinwesenarbeiter müssen die Techniken und Verfahren der Einzelhilfe sowie der Gruppenarbeit berücksichtigen.
    Häufig sind berufliche Gemeindewesenarbeiter externe Personen eines Gemeinwesens, sie leben z.B. nicht in dem Stadtteil. Daraus ergibt sich eine Notwendigkeit der planmäßigen Kontaktaufnahme und -pflege (Verfahren der Kontaktaufnahme und -pflege).74 Am Anfang seines Wirkens ist über objektive Angaben ((sozio)demographische Daten, strukturelle Ausstattung des Gemeinwesens), Meinungen der Beteiligten, ihr emotionales Klima, Minder- u. Mehrheiten innerhalb der Gemeinschaft, die Sammlung von Überlegungen/Gedanken zur Veränderung der Problemlagen usw. eine begründete Darlegung über die entsprechenden Probleme und bestehenden Ressourcen erforderlich. Dazu greift der Sozialarbeiter auf Methoden der Informationsgewinnung wie soziometrische Verfahren, Interviews und teilnehmende Beobachtungen zurück (Verfahren der Feldforschung). Weitere Verfahren und Techniken sind die Gesprächsführung, Diskussionsleitung u.-strukturierung usw.75



3.2.2Die Soziale Einzelhilfe


Die Soziale Einzelhilfe (social casework) hat ihre Wurzeln ebenso wie die Soziale Gruppenarbeit in den USA gegen Ende des 19. Jahrhundert im Gefolge der rasant zunehmenden Industrialisierung. Generell wird Mary Richmond, die ihr Buch Social Diagnosis 1917 veröffentlichte und damit eine systematische Beschreibung der Tätigkeiten der Fürsorger präsentierte, ein bedeutender Beitrag sowie wesentlicher Einfluss auf die Soziale Arbeit zugeschrieben und als wissenschaftliches Fundament für den Beruf des Sozialarbeiters verstanden. In ihren empirisch begründeten und lehrbaren Ausführungen lehnt sich Richmond an psychologische und medizinische Modelle an, die Begrifflichkeiten wie Diagnose und Behandlung mit einschließen. In diesem Zusammenhang erwähnt Galuske Sozialarbeiterinnen76,die einzeln als „soziale Ärztin“77 handelt und Individuen im Prozess von Anamnese, Diagnose sowie Therapie von „sozialen Erkrankungen“78 heilt. Hierzu sei erwähnt, dass die damaligen Arbeitsweisen sowie -fomen bzw. -beschreibungen (Anamnese, Diagnose usw.) deutliche Bezüge zu den heutigen in der Bewährungshilfe darstellen. In den Ausdifferenzierungen der Einzelhilfe besteht unter der Einbeziehung der medizinischen und psychologischen Modelle eine Nähe zu der jener Zeit populärer werdenden und Einfluss ausübenden Psychoanalyse. Daher auch die Rezeption der Fachbegriffe Diagnose usw. in der Sozialen Arbeit.

In Deutschland wurde die Soziale Einzelhilfe durch Alice Salomon und ihr Buch Soziale Diagnose, welches 1926 veröffentlicht wurde und sich teilweise an die amerikanische Literatur von Mary Richmond anlehnt, weitverbreitet bekannt. Erst in der Nachkriegszeit blühte die Methodenentwicklung durch weitere literarische Publikationen und fachlichen Austausch (z.B. durch Studienaufenthalte der Sozialarbeiter in den USA) von den Vereinigten Staaten von Amerika nach Deutschland auf und erlang bedeutenden Einfluss auf die Soziale Arbeit.79


Unstrittig sind in der Fachwelt nach Galuske der psychosoziale, funktionale und problemlösende Ansatz unter den Konzepten der Sozialen Einzelhilfe. Innerhalb der sicher bestimmten Ansätze bestehen verschiedene Übereinstimmungen, aber auch in den anderen hier nicht genannten Konzepten, sind die nachfolgenden Gemeinsamkeiten mit unterschiedlicher Ausprägung enthalten.


Die Anwendung der Sozialen Einzelhilfe als Methode konzentriert sich primär auf den Menschen mit seinen Kompetenzen, Sicht- und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit seinen angrenzenden Umweltfaktoren und -einflüssen.80 Soziale Probleme einer Person können auch in der Umwelt liegen, diese sind aber nur soweit für den Prozess der Betreuung von Bedeutung, wie es für die begrenzte Neugestaltung von Beziehungen und Beziehungsmustern notwendig bzw. möglich ist. Hierunter sind die Umwelteinflüsse zu verstehen, von denen sich der Klient bedrängt fühlt. Die Verringerung oder Beseitigung individueller problematischer Lebenslagen soll über Einstellungs- und Verhaltensänderungen erreicht werden. Das Handlungskonzept Soziale Einzelhilfe wird dementsprechend als therapeutische Intervention verstanden und ermöglicht, „soziale Hilfe [..] als Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen, die den Klienten dadurch zur Selbstständigkeit verhilft, daß er individuelle Kräfte und soziale Umgebung in ein ausgewogenes Verhältnis bringen kann“81.

Im Rahmen des Hilfeprozesses hat die helfende Beziehung eine fundamentale Bedeutung. Ist die Beziehung zwischen Sozialarbeiter und Klient vertrauensvoll, ist er bereit, den Sozialarbeiter als Gesprächspartner und dessen Hilfe anzunehmen. Über die individuelle Hilfe von Person zu Person ist das Ziel des Hilfeverlaufs ein angemessenes Gleichgewicht zwischen dem einzelnen Menschen und seiner Umwelt zu erreichen. Dies wird überwiegend mit der Anpassung eines Menschen mit seinen Verhaltensweisen, Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster an die Umwelt versucht, um ihm eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.82


Neben den zuvor dargestellten Gemeinsamkeiten der Handlungskonzepte sind im Praxisalltag noch drei weitere Aspekte (Elemente) der Sozialen Einzelhilfe kennzeichnend: die ethische Rahmung des Hilfeprozesses, die Gliederung des Hilfeprozesses und die Anleitungen bzw. Techniken der Gesprächsführung.


  1. Unter der ethischen Rahmung des Hilfeprozesses ist die Verknüpfung der planmäßigen Verfahren mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen und den ethischen Forderungen zu verstehen. Um nach dieser Maxime in der gesamten Praxis der Sozialarbeit zu handeln – also auch in der Sozialen Einzelhilfe und Gruppenarbeit – sind sogenannte „Codes of Ethics“ und Grundprinzipien bzw. -haltungen formuliert worden, die die Balance zwischen Eingriffen durch Sozialarbeiter und die Autonomie der Klienten gewährleisten sollen (z.B. Hilfe zur Selbsthilfe). Allerdings ist die praktische Umsetzung dieser Prinzipien den Sozialarbeitern in seinen jeweiligen Handlungssituationen selbst überlassen.

  2. Die Gliederung des Hilfeprozesses ist ein wesentliches Element in der Soziale Einzelhilfe, in der Sozialen Gruppenarbeit sowie der Gemeinwesenabeit. Hierzu ist anzumerken, dass bei allen drei traditionellen Methoden augenfällige Ähnlichkeiten bestehen. Der Hilfeprozess lässt sich in drei bestimmte Phasen einteilen, die dem Sozialarbeiter durch einzelne planmäßige Handlungschritte eine Orientierung als eine Art Wegweiser ermöglichen. Jedoch praxisbezogen müssen diese Phasen nicht in in einer systematischen und zeitlichen Reihenfolge ablaufen. Das Phasenmodell des Hilfeprozesses gliedert sich wie folgt auf:

  3. Ein bedeutendes und wichtiges Element der Einzelhilfe ist das Gespräch, um auf Klienten bzw. Probanden helfend einzuwirken. Die helfende Beziehung kann ihre Qualität nur über das Gespräch entfalten, dies lässt demzufolge das Gespräch als das zentrale Instrument der Einzelhilfe und Sozialen Gruppenarbeit erkennen, aufgrund ihrer enormen Bedeutung sollte es ziel- und erfolgsorientiert gestaltet und eingesetzt werden. Für die praktische Anwendung sind Techniken der Gesprächsführung (Aktives Zuhören, Strukturieren usw.), Beobachten während des Gesprächs und Gestaltung der Gesprächssituation erforderlich.83

    Während meines Studiums der Sozialarbeit und Sozialpädagogik nahm ich an dem von Bernhard Achterberg entwickelten 3½-semestrigen Seminar Beratungsstufenkurs an der Universität Gesamthochschule Kassel teil, der die Vermittlung der Gesprächsführung im Rahmen der klientenzentrierten Beratung zum Inhalt hat. Aus den dort erhaltenen Erkenntnissen und Erfahrungen, bin ich der Meinung, dass die Techniken sowie Verfahren der Gesprächsführung und ihre angrenzenden Komponenten von Sozialarbeiter/Sozialpädagogen aus innerer Überzeugung heraus während der Ausbildung verinnerlichend gelernt sein sollten, um im späteren Praxisalltag Klienten angemessen betreuen zu können.



3.3Historischer Rückblick zur Sozialen Gruppenarbeit


Soziale Gruppenarbeit hat ihren Ursprung in den USA um die vorletzte Jahrhundertwende, ebenso wie die beiden oben aufgeführten klassischen Methoden. Gruppentätigkeiten entstanden aus der dort herrschenden Not bzw. von Armut geprägten Lebensbedingungen breiter Bevölkerungsteile. Viele Einzelne gleichen Schicksals versuchten durch gemeinsam aktives Handeln in der Gruppe ihre Lebenssituationen zu verändern. Diese gegenseitige Hilfe und Unterstützung war nicht systematisch (ohne theoretische Basis), sondern zufällig organisiert und strukturiert. Die Arbeit in Gruppen entstand aus den jeweiligen Notlagen vieler Menschen, denn ein einzeln Betroffener hätte wenig Erfolg zur Veränderung der Lebensumstände Aller bewirken können. Aus den sozialen Bewegungen (social movements) ergab sich für die Sozialarbeit die Verwirklichung des neuen Leitgedankens der Selbsthilfe aus Gruppen heraus. Mit der Zeit etablierte sich die Soziale Gruppenarbeit in den Vereinigten Staaten von Amerika und wurde 1946 erstmals im Ausbildungskurs in Sozialer Gruppenarbeit von G. L. Coyle an der Western Reserve Universität in Cleveland gelehrt.84 Die historischen Entwicklungen der Sozialen Gruppenarbeit sind mannigfaltig und lassen sich im Wesentlichen in vier Richtungen abgrenzen. Ob aus dem Zusammmenhang der Selbsterziehung in der Gruppe, aus dem pädagogischen Bereich der Schule oder den ersten praktischen (methodischen) Ansätzen der Sozialarbeit, die Bedeutsamkeit und Wirkung der Gruppe als Ort und Mittel der Erziehung wurde frühzeitig erkannt und genutzt.


Im Rahmen der Jugendbewegung wurde die soziale Selbsterziehung in Gruppen unter gleichaltrigen Jungen als Mittel erkannt, die von nur unwesentlich älteren Gruppenführern angeleitet wurden. Sie verstanden sich in ihrer Tätigkeit nicht als (Sozial)Pädagogen, sondern mehr als Organisatoren von Naturerlebnissen und Wanderungen. Dies kann noch nicht als professionelles Handeln bezeichnet werden, jedoch entwickelten sich pädagogische Erkenntnisse, dass die Gruppe gleichzeitig ein Erziehungs- und Sozialsationsmittel darstellt.

In Wechselbeziehung mit der Jugendbewegung steht die reformpädagogische Bewegung, die ebenfalls die Gruppe als Erziehungsmittel erkannte. Im Rahmen des einflussreichen amerikanischen Konzepts von Dewey und Kilpatrick, der „progressive education“ (sinngemäß: fortschreitende Erziehung), wurde der Gruppenpädagogik eine herausragende Position eingeräumt. Die Ansätze der Reformpädagogik lagen in der Erkenntnis der Gruppe als zentrales Medium und der Sozialisation und Erziehung junger Menschen zu sozial verantwortungsbewussten Persönlichkeiten.

Einen weiteren Strang stellt die Gruppendynamik dar, welche sich in den 30-er Jahren insbesondere durch die Kleingruppenforschung um Kurt Lewin bestimmte. Er untersuchte die Struktur, Entwicklung, Genese sowie Besonderheiten von Kleingruppen. Die daraus entstandenen Ergebnisse ergaben eine zunehmende Transparenz der Gruppe als soziale Einheit. Die Übernahme der verwendbaren Forschungsergebnisse hatte in Bezug der Einflussnahme auf die Gruppe eine hervorstehende Bedeutung. In diesem Rahmen wurden Lewins Untersuchungen zu den Führungsstilen auf die Entwicklung der Gruppen bekannt und vielfach erörtert. Seine grundlegenden Forschungsresultate flossen in die Entstehung neuer Formen von Gruppen, wie z.B. die Encounter-Gruppen oder die Themenzentrierte Interaktion (TZI) mit ein.

Die vierte (Vor)form der Sozialen Gruppenarbeit sind die Nachbarschaftsheime/Settlements, hier besonders die Englischen, in denen Studenten zusammen mit ihren Anwohnern neue Wege sozialer Hilfen und Unterstützungen ausprobierten. Mit der Entstehung amerikanischer Nachbarschaftshäuser durch die Initiative von Jane Adams orientierten sich diese an den englischen Settlements.85 In diesem Abschnitt werden Überschneidungen zwischen den Inhalten bzw. methodischen Ansätzen der Gemeinwesenabeit und Gruppenarbeit deutlich. Daraus lässt sich bereits indirekt die Bedeutung der Sozialen Gruppenarbeit und ihr mögliches Wirkungspotential ableiten.


In Deutschland erlang die Soziale Gruppenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Demokratisierung der Bundesrepublik Deutschland mit zunehmenden methodischen und wissenschaftlichen Umrissen größere Bedeutung und Geltung. Seit 1945 lässt sich nach Schmidt-Grunert die Soziale Arbeit mit Gruppen bis heute in folgende fünf Phasen aufteilen:


„1. Phase (1945 bis 1965): vorprofessionelle Gruppenarbeit;

2. Phase (bis Ende der sechziger Jahre): Etablierung der Arbeit mit Gruppen;

3. Phase (Anfang der siebziger Jahre): kritische Infragestellung;

4. Phase (Mitte der siebziger Jahre bis heute): Therapeutisierung

5. Phase (Mitte der achtziger Jahre bis heute): Verwissenschaftlichung.“86

Mit der ersten Phase begann die weitere Entwicklung und Verbreitung gruppenpädagogischer Konzepte (Gruppenpädagogik), die Spezialisierung der Pädagogik und die zunehmende Etablierung der (Sozialen) Gruppenarbeit als Methode der Sozialen Arbeit. In Verbindung steht damit hauptsächlich das Haus Schwalbach87 und dessen Leiterin Magda Kelber. Diese Einrichtung bot der breiten Fachöffentlichkeit Kurse zu Gruppenpädagogik an. Weitere vielfältige Veröffentlichungen (u.a. elementare Gruppenlehrbücher) unterstützten den Zugang zu sozialpädagogischen und gruppenpsychologischen Erfahrungen für Praktiker in der Gruppenarbeit. Das Haus Schwalbach lehnte sich an der amerikanischen „social group work“ an, es war aber in erster Linie mit der Vermittlung der gruppenpädagogischen Konzepte praxisorientiert ausgerichtet und nicht wissenschaftlich orientiert mit der Erforschung sozialpsychologischer Theorien.


Zweite Phase: Durch zahlreiche Publikationen im europäischen Raum in den Jahren 1950 bis 1960 wurden in Bezug zu den amerikanischen Methoden deren Rezeption auf die Sozialarbeit kennzeichnend. Neben der bereits bestehenden Einzelhilfe begründete die Soziale Gruppenarbeit als eine eigenständige Methode ihren festen Platz in der Ausbildung an höheren Fachschulen und in der Praxis der Sozialarbeit/Sozialpädagogik bis Ende der 60-iger Jahre in Deutschland. Anfang der siebziger Jahre etablierte sich parallel zur Einzelhilfe sowie Sozialen Gruppenarbeit die Gemeinwesenabeit als dritte Methode. Schmidt-Grunert bezeichnet dies „als Methodentriade“88. Die weitere Festigung der Gruppenarbeit wurde durch zusätzliche Entwicklungen, wie z.B. die Kleingruppenforschung und durch (spezifische) wissenschaftliche Literatur vorangetrieben. Insbesondere sind hier die Arbeiten von L. Lowy/S. Bernstein (Bostoner Gruppe), G. Konopka, H. Lattke, H. Schiller u.a. zu nennen. Zu dieser Literatur soll beispielhaft das bekannte 5-Stufen-Modell der Gruppenentwicklung nach Garland/Kolodny/Jones erwähnt werden, welches in Kapitel 3.5 beschrieben wird.



Dritte Phase: Gegen Ende der 60-iger und Anfang der siebziger Jahre kam es zu einer kritischen Überprüfung der Gruppenpädagogik aus zwei Blickwinkeln. Zum einen wurde Soziale Gruppenarbeit inhaltlich infrage gestellt und zum anderen im gesellschaftlichen Zusammenhang diskutiert. Inhaltsbezogen wurde der Gruppenpädagogik/Sozialen Gruppenarbeit von Kritikern Inhaltslosigkeit und das Fehlen didaktischer Ansätze vorgeworfen. Gesellschaftlich wurde Gruppenarbeit u.a. durch die 68-er Studentenbewegung starker Kritik unterzogen. Viele Studenten sahen ihre Arbeitsbereiche nicht als beruflichen Auftrag, der einfach hingenommen wurde, sondern hinterfragten das sozialstaatliche Handeln, insbesondere die Praxis der (Heim)erziehung. Im Laufe der gesellschaftlichen Diskussion kristallisierten sich zwei Richtungen heraus. Zum einen die extreme Kritik an der öffentlichen Erziehung und zum anderen die Rückbesinnung auf das eigene Selbst vieler Studenten. In diesem Zusammenhang wendeten sich viele Studierende und Praktiker der Gruppenarbeit zur Psychologie und besonders zur Humanistischen Psychologie hin, die als sogenannte Dritte Kraft neben dem Behaviorismus und der Psychoanalyse gesehen wird.


Vierte Phase: Mit der Therapeutisierung der Gruppenarbeit erfuhr die Soziale Gruppenarbeit als klassische Methode vielfältige Erweiterungen, die in ihrer Konzeption psychologisch-therapeutisch ausgerichtet sind, wie z.B. die Themenzentrierte Interaktion (TZI). Die stetigen Implementierungen der Humanistischen Psychologie in Ausbildung und Praxis der Sozialarbeit/Sozialpädagogik sind nach Schmidt-Grunert für manche Studenten ein Ersatz für damalig kritisches Bewusstsein der gesellschaftlichen Diskussion (68-Bewegung) durch Flucht in Trainingsgruppen, die die Auseinandersetzung der einzelnen studentischen Persönlichkeit zum Inhalt hatte, geworden. Mit der wesentlichen Abkehr von außen (beruflicher Alltag) nach innen (Subjektivierung) ist das Studium für einige Studierende zu einer Art Ersatztherapie geworden (hilfloser Helfer).

In diesem Zuge gewannen die persönlichkeitsbezogenen Gruppentheorien immer mehr an Bedeutung in der Sozialen Arbeit und sind aktueller denn je. Beispielhaft sind die Gestalttherapie (Perls), das Psychodrama (Moreno), Encounter-Gruppen (Rogers, Watzlawick), die Themenzentrierte Interaktion (Cohn), die Transaktionsanalyse (Berne), die Verhaltenstherapien (Watson, Skinner, Pawlow, Bandura) usw. zu nennen. Zu den eben aufgeführten Verfahren und Techniken ergänzen weitere methodische Konzepte89 wie z.B. die systemischen und familienorientierten Ansätze, Empowerment, Soziale Netzwerkarbeit die Therapeutisierung und Psychologisierung der Sozialen Arbeit.


Fünfte Phase: Seit Mitte der achtziger Jahre entstehen Überlegungen und Gestaltungen, auch als Folge der voran gegangenen Therapeutisierung und Psychologisierung, über eine eigenständige Sozialarbeitswissenschaft. Mit der Zuwendung zu sozialwissenschaftlichen Ansätzen, die mit Schlüsselwörtern wie Lebenswelt- und Alltagsorientierung verknüpft sind, wird seit Anfang der neunziger Jahre ein Perspektivwechsel in der Sozialen Arbeit (ein)gefordert bzw. erarbeitet. Das Ziel der Fortentwicklung der Sozialen Arbeit ist die Entwicklung neuer forschungsbezogener Methoden zusätzlich zu den bereits bestehenden. Darüber hinaus soll ein methodisches Instrumentarium der Sozialen Arbeit geschaffen werden, das einer Sozialarbeit als Wissenschaft gerecht wird. Dazu zählt dementsprechend auch die wissenschaftliche Begründung der Sozialen Gruppenarbeit.90



3.4Begriffsbestimmungen und -klärungen zu Sozialer Gruppenarbeit


Häufig werden im fachlichen Sprachgebrauch Begriffe wie Gruppenpädagogik, Soziale Gruppenarbeit und Gruppendynamik unterschiedlich verstanden bzw. nicht genau differenziert aufgrund ihrer vielschichtigen Bedeutung. Teilweise werden die Bezeichnungen wie z.B. die Gruppenpädagogik und Soziale Gruppenarbeit gleichbedeutend verwendet. Hierzu finden sich selbst in der Fachliteratur keine eindeutigen Zuordnungen bzw. Eingrenzungen, sie unterliegen der jeweiligen Interpretation des Autors. In meiner Arbeit werde ich zum weiteren Verständnis einige bedeutende (Fach)begriffe beschreiben.




3.4.1Die soziale Gruppe und Gruppenarbeit


Um in und mit einer Form von Gruppe gezielt oder ungewollt zu handeln, muss eine Gruppe sich zusammenfinden oder bestehen. Aber was wird unter Gruppe verstanden? Nach Schütz ist der Begriff Gruppe nicht eindeutig definiert,91 obwohl er im allgemeinen Sprachgebrauch oft selbstverständlich benutzt wird. Zu jeder Person gehört das Leben in verschiedenen Gruppen als menschliche Grunderfahrung. Dies beginnt mit der Familie (Primärgruppe) über Kindergartengruppen, Schulgruppen, Gleichaltrigengruppe (Peer-group) usw. Bei manchen Gruppen können wir sie auswählen, bei anderen hingegen sind wir zwangsläufig eingebunden und in einigen Situationen ist uns die Gruppenzugehörigkeit nicht direkt bewusst (z.B. im Café oder in Wartezimmmern). Die Welt setzt sich aus den verschiedensten Gruppen zusammen, die im Großen als auch im Kleinen teilweise neben einander bestehen, nahezu identisch sein können oder sich gegenseitig konkurrieren oder sogar bekämpfen. Allen Gruppen ist gemeinsam, dass sie sich nach Funktion, Form, Umfang, Stabilität, Lebensdauer, Zusammenhang usw. unterscheiden (lassen).92 In diesem Verhältnis bietet nach meinen bisherigen Erkenntnissen die allgemeingültige Definition der Gruppe von Schütz eine zutreffende Beschreibung, welche ebenso für die Gruppen der Bewährungshilfe gültig ist:


„Wenn wir von einer Gruppe sprechen, meinen wir im allgemeinen ein mehr oder weniger organisiertes soziales Gebilde, das von unterschiedlicher Größe und Struktur sein kann, in dem mehr als zwei Individuen in wechselseitiger Beziehung miteinander stehen und sich irgendwie zusammengehörig fühlen. Der Begriff ist mehrdeutig nutzbar.“93


Wenn eine Gruppe aktiv handelt, in dem Menschen sich zusammenschließen, miteinander kommunizieren sowie sachbezogen arbeiten und ihre Zweck- und Zielsetzungen versuchen zu erreichen, kann das bereits als Gruppenarbeit bezeichnet werden. Eine Form ist z.B. der schulische sowie außerschulische (Aus)Bildungs- und Weiterbildungsbereich. In der Industrie und Wirtschaft wurde die Bedeutung der Gruppenarbeit zur Verbesserung der Arbeitsabläufe sowie zur Steigerung der Produktivität erkannt und genutzt. Im Fachgebiet der Sozialen Arbeit gibt es z.B. Formen der offenen Gruppenarbeit (u.a. Jugendzentren), die in ihren Zielsetzungen verlaufsorientiert sind. Die verschiedenen Selbsthilfegruppen sind diesem Bereich ebenfalls zuzuordnen. Eine weitere Form der (geschlossenen) Gruppenarbeit ist z.B. die problemorientierte Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe.

Schmidt-Grunert bestimmt die allgemeine Gruppenarbeit als zielorientierte Gruppenarbeit unter der Bedingung, dass eine gemeinsame und verbindliche Zielsetzung von den Gruppenteilnehmern von vornherein festgelegt wird oder im Laufe der Gruppenarbeit gemeinsam entwickelt wird. Die eigene Art der Gruppe und der Inhalt der Gruppenarbeit ist von dieser Zielsetzung abhängig.94 Meiner Meinung nach kann so fast bei jeder Form von Gruppenarbeit auch gleichzeitig von zielorientierter Gruppenarbeit gesprochen werden, da sich Gruppen in der Regel stets zumindest ein Grobziel für ihre Aufgabenbestimmung setzen, so z.B. die problemorientierte Gruppenarbeit der Bewährungshilfe Marburg mit dem Ziel der zukünftigen Straffreiheit der Probanden.



3.4.2Gruppenpädagogik


In der Gruppenpädagogik sind Grundbestandteile der Gruppenarbeit enthalten und diese haben pädagogische Inhalte zum Mittelpunkt. Sie schließt vordergründig die Erziehung und Bildung von sowie in Gruppen über Lernprozesse mit ein. Leitgedanke in Verbindung mit Ziel und Zweck der Gruppenpädagogik ist die erzieherische Absicht. Dies lässt die Annahme zu, dass die Gruppenteilnehmer Defizite oder Erfahrungsmangel in sozialen Kompetenzen haben.95 Dem Gruppenleiter kommt unter diesem Aspekt eine Führungsrolle zu, er hat die Aufgabe des Befähigers, so Schiller, der dem Einzelnen und der Gruppe dazu verhilft u.a. über Kenntnisse der Dynamik von Beziehungen in Gruppen die Interaktion ud Kommunikation im gemeinsamen Zusammenspiel zum Wohle aller zu beeinflussen. Dabei berücksichtigt er seine Aktivitäten auf das Notwendigste zu begrenzen, um die Verantwortung der Gruppe nicht auf sich zu konzentrieren, sondern möglichst allen Teilnehmern zu überlassen. Dies erfordert vom professionellen Gruppenleiter die Fähigkeit zur Selbstrefelexion.96

Wie oben bereits erkennbar ist, stellen die Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander ein zentrales Merkmal der Gruppenpädagogik dar. Konopka führt dazu weiter an, dass diese Beziehungen niemals statisch sind, sondern sie verändern sich stetig im Laufe der Zeit. Dieser Bewegungsablauf wird als Gruppenprozess verstanden.97

Insgesamt ist festzustellen, dass der Gruppenprozess, die Gruppendynamik und die Interaktion und Kommunikation in der Gruppe einflussreiche Größen der Gruppenpädagogik bzw. Sozialen Gruppenarbeit sind. In diesem Bezug finde ich die Begriffsbestimmung von Schütz als recht zutreffend:


„Gruppenpädagogik, so läßt sich definieren, ist die Anwendung gruppendynamischer Konzepte im pädagogischen Kontext. Sie ist ein Ansatz pädagogischen Handelns, der die Gruppe als Ort und Medium sowohl individueller als auch sozialer Reifung betrachtet und der die Förderung subjektiver Entfaltungsmöglichkeiten und kooperativer Interaktion in der Auseinandersetzung mit einer Sachaufgabe zu verbinden sucht.“98



3.4.3Gruppendynamik


Der Begriff Gruppendynamik steht in enger Verbindung mit der Gruppenpädagogik und ist ein bedeutungsvoller Grundbestandteil von Gruppen und dementsprechend für die Soziale Gruppenarbeit. Schütz versteht diese Bezeichnung als offenen Sammelbegriff, als Oberbegriff für das dynamische Beziehungsgeflecht innerhalb von Gruppen, für dessen sozialpsychologische oder interdisziplinäre wissenschaftliche Erforschung und praxisbezogenes soziales Handeln.99

Einerseits ist hier der theoretische Anspruch, andererseits das danach praktische Handeln erkennbar, wenn auch beides nicht von einander getrennt gesehen werden sollte. Hege/Geißler definieren demnach drei Aspekte, die die Theorie und Praxis zu verbinden versucht:


„1. Gruppendynamik meint Theorien über Entwicklungs- und Veränderungsgesetzmäßigkeiten in Gruppen.

2. Gruppendynamik ist ein spezifisches Lernkonzept (gerechtfertigt und begründet) mit verschiedenen Methoden und Verfahren im Hinblick auf die Intervention in Gruppen; mit dem Ziel, die Gruppenprozesse zum Lerngegenstand zu machen und als Lernmöglichkeit zu nutzen.

3. Gruppendynamik ist das spezifische Handeln in und mit Gruppen.“100


In Bezug zur Sozialen Arbeit bestimmt Schmidt-Grunert die Gruppendynamik folgendermaßen:


„Gruppendynamik erfaßt zwischenmenschliche Beziehungen in Gruppen und Gruppenbeziehungen untereinander. Sie versucht somit allgemeine Gesetzmäßigkeiten in diesen Beziehungen zu erforschen.“101 Diese Begriffsbestimmung halte ich im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit für sinnvoll und angemessen, da es in der wissenschaftlichen und anwendungsbezogenen Literatur keine eindeutige Definition gibt und die jeweiligen Bestimmungen miteinander verglichen recht verwirrend sind.


Für die Praxis der Sozialarbeit in Bezug zur Gruppendynamik sind die von Kurt Lewin im Rahmen der Kleingruppe erforschten unterschiedlichen Führungsstile auf die Gruppenentwicklung von Bedeutung. Seine Aufteilung in den autoritären, demokratischen und laissez-faire Führungsstil und dessen Wechselwirkung zwischen der Gruppe sind von grundlegender Aktualität. Dies zeigt, dass die Interaktions- und Beziehungsgeflechte der Gruppe gut beobachtet und ergründet werden müssen, um zielgerichtet handeln zu können.


Gruppentechniken haben vielfältige Bezugspunkte zur Gruppendynamik und lehnen sich an bestimmte therapeutische Verfahren an. Exemplarisch sind das Gruppen, die sich an der klientenzentrierten Gesprächstherapie nach Carl R. Rogers ausrichten, wie z.B. hauptsächlich die Encounter-Gruppen, die Themenzentrierten-Interaktions-Gruppen u.a. Diese therapeutischen Gruppenkonzepte mit Anlehnung an die Tiefenpsychologie (Humanistische Psychologie) sind für die Praxis der Sozialarbeit nur teilweise von Bedeutung, da Soziale Gruppenarbeit sich überwiegend auf das Heute und die konkrete Lebensituation bezieht und nicht auf die Tiefen menschlicher Psyche (psycho-therapeutische Ausrichtung).102


Wesentliche Prinzipien für gruppendynamische Konzepte in der Sozialen Gruppenarbeit sind demnach das


Das erste Prinzip versucht die Lernmotivation durch gemeinsame und persönliche Betroffenheit dadurch freizusetzen, dass in Lernprozessen die Beschaffenheit und der Wert des Lernfortgangs selbst für das (Soziale) Lernen fruchtbar gemacht wird. Dabei setzt das Lernen greifbar an Selbst- und Situationserfahrung (eigene Erfahrungen) an und nicht durch erfahrungsdistanziertes Auf- bzw. Übernehmen theoretischer Einsichten. Das Hier- und Jetzt-Prinzip ist auch in dem Fünf-Stufen-Modell der Gruppenentwicklung von Garland/Jones/Kolodny enthalten, das ich unter Kapitel 3.5 näher beschreibe.


Das zweite Prinzip, die kritische Rückmeldung (Feedback) ermöglicht dem einzelnen Gruppenteilnehmer einzeln dargelegte und beabsichtigte Informationen seines Verhaltens und Erlebens im direkten Kontakt mit einem oder mehreren Personen zu reflektieren. Dies kann durch Feedbacks über die Selbstwahrnehmung (Ich-Botschaften), durch Rückmeldungen über die Fremdwahrnehmung (Du-Botschaften) und durch Rückkoppelungen über die Wahrnehmung der Gruppenprozesse geschehen (z.B. zwei rivalisierende Untergruppen). Die Anwendung des Feedback-Prinzips ermöglicht die Verpersönlichung des Gruppenablaufes, indem die jeweiligen individuellen Anteile der Teilnehmer des situativen Interaktionsprozesses verdeutlicht werden. Geißler/Hege teilen die Wirkungsweise des Feedback-Prinzips in drei Ansichten auf. Erstens als Lernchance für den Empfänger, zweitens als Lernchance für den Geber und drittens als Chance der Reflexion für die Veränderung von Interaktionsformen in Gruppen.103 Diese beiden Prinzipien sind insbesondere für die Bewältigung der Anforderungen in der ersten bis dritten Phase (5-Stufen-Modell) des Gruppenverlaufes und für die Interventionsmöglichkeiten des Gruppenleiters von Bedeutung.


Weitere Verfahren der Gruppendynamik sind z.B. die Soziogramme, Rollenspiele, Fragebogenaktionen, Planspiele, Verwendung von Tonband- und Videoaufzeichnungen zur direkten Rückkoppelung usw.104



3.4.4Soziale Gruppenarbeit


Für diesen Begriff gibt es ebenfalls keine feste und eindeutige Bestimmung, die Bezeichnung Gruppenpädagogik und Soziale Grupppenarbeit wird in der Fachwelt nicht selten gleichbedeutend verwendet. Daher sollen auch hier wie bei den oberen Bestimmungen die nachfolgenden Erläuterungen zum weiteren Verständnis sein.


Durch Angebote der Sozialen Gruppenarbeit können persönliche und sozial bedingte Benachteiligungen (Sozialisationsbenachteiligungen) straffällig gewordener Menschen ausgeglichen bzw. verbessert werden. In der Gruppe werden dem Einzelnen Hilfestellungen gegeben, um später alltägliche Lebenssituationen und Beziehungen der Familie, Partnerschaft, Schule, Ausbildung, Beruf usw. ohne Hilfe von außen bewältigen zu können. Dazu möchte ich eine Bestimmung von Konpoka darlegen (welche inhaltlich Schiller ähnlich ist), die zusammenfassend die Soziale Gruppenarbeit beschreibt und nach wie vor aktuell ist:


„Soziale Gruppenarbeit ist eine Methode der Sozialarbeit, die den Einzelnen durch sinnvolle Gruppenerlebnisse hilft, ihre soziale Funktionsfähigkeit zu steigern und ihren persönlichen Problemen, ihren Gruppenproblemen oder den Problemen des öffentlichen Lebens besser gewachsen zu sein.“105


Da wie oben bereits erwähnt unterschiedliche Vorstellungen und Definitionen über Soziale Gruppenarbeit existieren, haben sie dennoch einige Gemeinsamkeiten:


Inhaltlich ergibt sich aus den Ordnungsversuchen der verschiedenen Bestimmungen mit ihren Gemeinsamkeiten (vgl. ab 3.4.1) für die Methode der Sozialen Gruppenarbeit, dass sie (alle) Elemente der Gruppenarbeit, Gruppenpädagogik und der Gruppendynamik enthält.


Neben ethischen Prinzipien der Sozialarbeit gehören nach Galuske fünf Grundbestandteile zur Sozialen Gruppenarbeit:

  1. Wissensbestände aus der Kleingrupppenforschung: Der Gruppenarbeiter muss umfangreiches Wissen der Kleingruppenforschung kennen und anwenden können. Hiermit sind u.a. die Entwicklungsphasen und Strukturierungen von Kleingruppen gemeint, wie z.B. die Rollen und Positionen der Teilnehmer innerhalb von Gruppen. Der Gruppenpädagoge muss auch wissen, dass Gruppen die spezielle Aufgabe haben Konflikte zu lösen und Entscheidungen zu treffen, das wiederrum Einfluss auf die persönliche Entwicklung hat.106

  2. Prinzipien der Gruppenarbeit: Ein weiterer Bestandteil sind die handlungsleitenden Prinzipien, die besonders in der Praxis als Grundhaltungen in der Gruppenarbeit verstanden werden und nach Schmidt-Grunert ausschließlich Orientierungshilfen sozialen Handelns sein sollten und nicht als Leitlinien, da sie zu erheblichen Konflikten führen können, wie z.B. das Individualisieren, oder das erzieherisch richtig Grenzen setzen. Ersteres steht im Widerspruch zur Gruppe, da sich der Einzelne nicht ausschließlich auf sich beziehen und seine wirklichen Bedürfnisse uneingeschränkt berücksichtigen kann, sondern nur bis zu einem gewissen Punkt. Das zweite Prinzip unterliegt der subjektiven Relativität eines jeden Menschen, denn jeder Gruppenarbeiter definiert seine eigenen Grenzen was erzieherisch richtig ist. Hingegen ist das Prinzip Anfangen wo die Gruppe steht sinnvoll, da der Gruppenarbeiter den Stand der Gruppe und die Interessen der Teilnehmer zwingend erkennen muss.107 Nach Schiller heißen die fünf Prinzipien folgendermaßen:


  1. Gliederung des Hilfeprozesses: Hierzu existieren zwei verschiedene Modelle in der Sozialen Gruppenarbeit. Erstens das Konzept der Faktenermittlung (Anamnese), Diagnose und Behandlung, das sehr ähnliche Bezüge zur Einzelhilfe hat. Dieser Ansatz braucht an dieser Stelle nicht nochmals beschrieben werden, da die Phasierung des Hilfeprozesses der Gruppenarbeit in Kapitel 3.2.2 und in Bezug zur Bewährungshilfe unter 2.5 dargelegt ist. Das zweite Modell orientiert sich an dem fünf-Stufen-Modell der Gruppenentwicklung von Garland/Jones/Kolodny, das bedeutet, dass der Gruppenarbeiter seine Interventionen auf die jeweilige Entwicklungsphase der Gruppe abstimmen muss. Weitere Ausführungen mache ich an dieser Stelle nicht, da das Modell in Kapitel 3.5 beschrieben wird.

  2. Rolle und Vorgehensweise (Verhalten) des Gruppenpädagogen: Für die Soziale Gruppenarbeit ist ein geschulter Gruppenarbeiter notwendig. Er handelt mit pädagogisch-psychologischem Wissen (u.a. durch geübte Selbstkontrolle), um seine berufliche Hilfeleistung zu erfüllen. Der gruppeneigene Führer hingegen unterscheidet sich durch sein überwiegendes intuitive Handeln und Intervenieren.
    Der Gruppenleiter hat durch seinen Führungsstil direkten Einfluss auf Veränderungen der einzelnen Gruppenteilnehmer, dementsprechend muss er sein Gesamtprofil (verbale und nonverbale Kommunikation; Verhaltensrepertoire) bewusst reflektieren und gestalten bzw. einsetzen können.

  3. Techniken und Verfahrensweisen: Als letzten wichtigen Grundbestandteil nennt Galuske die Anwendung gruppendynamischer Verfahren und Techniken, die als Hilfsmittel dem Gruppenarbeiter in den verschiedenen Phasen und Entwicklungsstufen der Gruppe in seiner Arbeit unterstützen sollen. Hierzu sind soziometrische Verfahren, Techniken der Gesprächsführung, Techniken der Selbst und Fremdwahrnehmung z.B. durch Rollenspiele, usw. zu nennen.109



3.5Entwicklungsstufen der Gruppe


Im Rahmen der Kleingruppenforschung entwickelten James A. Garland, Hubert E. Jones und Ralph L. Kolodny ein praxisbezogenes Entwicklungsstufenmodell der Sozialarbeits-Gruppe. In jeder Phase stellen sie den Bezugsrahmen zur Praxis her und nennen Interventionsmöglichkeiten (u.a. durch Programmgestaltungen) des Gruppenleiters. Ich möchte dieses Modell beschreiben, weil sich zwischen dem 5-Stufen-Modell Bezüge zu der Sozialen Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe bestimmen lassen. So kann ich bestimmte Prozesse in der z.Z. am Anfang stehenden Gruppe VII des institutionalisierten Gruppenprojekts der Bewährungshilfe Marburg, in der ich als Co-Leiter tätig bin, mit diesem Modell gut verstehen und nachvollziehen.

Zu ihrem Modell schreiben die drei Autoren:

„Das Modell soll einen nützlichen Umriß für Prozeß und Struktur einer typischen Sozialarbeit-Gruppe liefern. Es wird als ein Werkzeug für die Praxis angeboten, anzuwenden in Verbindung mit der Kenntnis von Individual- und Gruppenpsychologie sowie Führungs- und Programm-Techniken, und im Dienst der allgemeinen Werte und Ziele der Sozialarbeit.“110


Die Autoren haben anhand der Erfahrungen von verschiedenen Gruppen ein Modell entwickelt, das auf drei Voraussetzungen beruht. In der Entwicklung bzw. im Verlauf der Gruppen ist Nähe ein Hauptthema als erste Voraussetzung. Die Gruppenteilnehmer müssen während des gesamten Gruppenverlaufes von der ersten bis zur letzten Stufe ständig klären wie nah sie sich körperlich (wer sitzt neben wem?) und zwischenmenschlich sein möchten. Die zweite Voraussetzung ist, dass sich die Bezugsrahmen (z.B. Familie, Gleichaltrigengruppe) feststellen lassen, die die Gruppenteilnehmer für Verhalten und Wahrnehmung anwenden. Dritte Bedingung ist die Änderung der Bezugsrahmen, wenn sich der Gruppencharakter verändert.111


Zunächst wird eine Grafik zur Übersicht und zum weiteren Verständnis der fünf Stufen dargestellt:







Abbildung 4: Das Entwicklungsstufenmodell

Quelle: Eigene Anfertigung in Anlehnung an Marianne Schmidt-Grunert, Soziale Arbeit mit Gruppen, Freiburg im Breisgau 1997, S. 185 in Verbindung mit James A. Garland u.a., Ein Modell für Entwicklungsstufen in der Sozialarbeit-Gruppe. In: Saul Bernstein und Louis Lowy, Untersuchungen zur Sozialen Gruppenarbeit, Freiburg im Breisgau 1982, S. 57 ff.


Zu dieser Grafik und den nachfolgenden Beschreibungen ist anzumerken, dass Gruppen sich nicht unbedingt stufenweise nach diesem Schema entwickeln und auch nicht in einer festen zeitlichen Reihenfolge ablaufen müssen. So kann z.B. eine Gruppe, die sich in der dritten oder vierten Stufe befindet, durchaus in die zweite Stufe zurückfallen. Die einzelnen Stufen sind außerdem zu Beginn und Ende nicht in sich geschlossen, sondern überschneiden sich analog. Ich verstehe daher dieses praxisbedeutsame Entwicklungsstufenmodell als Orientierungshilfe in der alltäglichen Sozialen Gruppenarbeit und nicht als praktisch anwendbare Schablone.




3.5.1Voranschluss oder Orientierung


Die erste Stufe nennen Garland, Jones und Kolodny Voranschluss – Annäherung und Ausweichen. Die Gruppenteilnehmer lernen sich überwiegend durch stereotype Beschäftigungen und Verhaltensweisen kennen, ihre Beziehungen sind in der Regel nicht eng. Dabei bewahren sie sich ihre jeweilige Distanz und tasten allmählich die Nähe zu den anderen Personen ab, um ihren persönlichen Schutz nicht zu gefährden. Dieser Weg verläuft meistens zuerst über unpersönliche Sachlichkeiten. Dieses wechselseitige Annähern und Ausweichen geschieht unter Einbeziehung vorhergehender Erfahrungen mit anderen Gruppen. Im Zuge des Kennenlernprozesses wird die Grundlage für das spätere wechselseitige Vertrauen geschaffen. Während der Vorphase ist die Gesellschaft der Bezugsrahmen, da die Gruppe noch formal ist und wenig Intimität besitzt. Dem Gruppenleiter wird in dieser Phase eine hervorgehobene Position – aus der Sicht der Teilnehmer eine Art Lehrer – gegeben, er muss gekonnt die Situationen und Beziehungen beobachten, einschätzen und entsprechend handeln können.112



3.5.2Machtkampf und Kontrolle


Nachdem die Kennenlernphase zunächst abgeschlossen ist, beginnt die Stufe des Machtkampfes und der Kontrolle. Die Gruppenmitglieder ringen in dieser Phase um den Einfluss, Status und Rang in der Gruppe, der Leiter wird hierbei auch geprüft und in den Machtkampf miteinbezogen. Die Auseinandersetzungen werden von den Mitgliedern in gewohnter Weise wie aus dem Alltag geführt. Es wird versucht Beziehungen festzulegen, die zusammen mit den anderen Bezugspunkten im Laufe der Zeit eine Ranghierachie bilden, in der jeder Einzelne eine Rolle zugewiesen bekommt. In dem Zusammenhang der Rollenzuweisungen wird ein Sündenbock gesucht, ein Sündenbockdenken entwickelt sich. Es können Untergruppen entstehen, zum Teil als gegenseitiger Schutz. Die Gruppe befindet sich im Übergang vom nicht intimen zum eng verbunden Beziehungsgefüge (werdende Gruppe). Der Bezugsrahmen ist daher undifferenziert. In Verbindung mit dieser Phase sind Gruppenkonflikte ein Thema und für den weiteren Verlauf und ggf. Fortbestand der Gruppe von Bedeutung. Dies erfordert vom Gruppenleiter angemessenes Handeln, er muss Autonomie und Rebellion, aber auch Schutz und Unterstützung der Teilnehmer, die für die Gruppenentwicklung erforderlich ist, zulassen.113 Für das erfolgreiche Gelingen dieser Phase ist die Gratwanderung zwischen Gewährung und Nichtgewährung der Komponenten seitens der Gruppenleitung mit entscheidend.



3.5.3Vertrautheit oder Intimität


In der dritten Stufe akzeptieren sich zunehmend die Mitglieder gegenseitig, öffnen sich persönlich (mehr) bzw. bringen sich in die Gruppe ein und sind bereit, individuell andere Ansichten über die Gruppenmitglieder und der -leitung mitzuteilen, da die Teilnehmer bereits ihre Stärken und Schwächen relativ gut einschätzen können. In dieser Phase kann von einer gewissen Intimität gesprochen werden, es werden geschwisterähnliche Rivalitäten ausgetragen und Vergleiche zwischen Gruppe bzw. Mitglieder zum Familienleben ausgetragen. In diesem Zusammenhang macht sich die Gruppe allmählich bewusst, was die gemeinsamen Erfahrungen für die soziale Reife und Änderung der Persönlichkeit (Stärkung und Entwicklung) bedeuten. Konflikte treten in der Gruppe zurück und die Bereitschaft entsteht gemeinsam miteinander zu arbeiten und eigene Anregungen zu verwirklichen. Der Bezugsrahmen ist für diese Stufe die Familie, es werden Vergleiche wie du erinnerst mich an meinen Bruder ... gemacht. Der Leiter greift in den Gruppenprozess nur soweit wie erforderlich ein,114 die Gruppe soll laufen lernen – Gruppe sein.






3.5.4Differenzierung


Die Gruppe hat ihre Intimität und Macht-Verhältnisse geklärt, jede Person lernt sich als unterschiedlich Einzelner anzunehmen und den Sozialarbeiter als eine besondere Person zu akzeptieren. Die Gruppenerfahrungen werden als einzigartig von den Teilnehmern gesehen, „aus der jeder ein annehmbares innerpsychisches Gleichgewicht erlangen kann“115. Diese Zufriedenheit eines Jeden in und mit der Gruppe unterstützt, dass sie ihre Wahrnehmung differenzieren. Konflikte werden weitgehend ohne Gruppenleiter gelöst, die Gruppe hat ein Wir-Gefühl geschaffen und ist an ihrem Höhepunkt angekommen. Der Bezugsrahmen ist diese Gruppe, es entwickelt sich eine Gruppenidentität, die Mitglieder (re)agieren mehr auf ihr inneres Gefüge und unterscheiden ihre Gruppe von anderen. Der Leiter handelt zurückhaltend in seinem Sinn und konzentriert sich kommentierend auf die Klärung (was passiert) der Prozesse von Zusammenhalt und Differenzierung116. Die Gruppe läuft – die Gruppe ist.



3.5.5Trennung oder Ablösung


Die letzte Phase ist die Trennung. Die Gruppenerfahrung ist abgeschlossen, einige Mitglieder akzeptieren das Ende und können auseinandergehen um neue Ziele zu suchen. Andere Teilnehmer hingegen verweigern das bevorstehende Ende und bringen das auf unterschiedliche Art und Weise zur Geltung. Beispielhaft ist das Leugnen des Gruppendes, ein Rückfall in vorhergehende Stufen, Wiederholen von Erfahrungen, Erinnerungen und Verhaltensweisen, absichtliches Konfliktverhalten, wir brauchen die Gruppe noch usw. Diese und andere verschiedene Grundreaktionen haben Garland, Jones und Kolodny anhand ihrer praktischen Erfahrungen wiederholt beobachtet und in sechs Bereiche gefasst. Daraus ergibt sich für die Autoren die Notwendigkeit die Ablösungsproblematik zu thematisieren und der Gruppenleiter soll hierbei Hilfestellungen geben, damit sich die Teilnehmer leichter voneinander trennen können.117



Das praxisbezogene 5-Stufen-Modell veranschaulicht gut die Gruppenentwicklung und stellt dar, welche Phasen Gruppen durchlaufen. Z.B. zeigen die Autoren auf, dass der Machtkampf und die Kontrolle (zweite Stufe) nicht etwas Ungewöhnliches ist, sondern ein Grundbestandteil des Gruppenprozesses. In diesem Zusammenhang ist es für mich – gerade im Rahmen meiner jetzigen Tätigkeit als Co-Leiter in der Gruppe VII der Bewährungshilfe Marburg – lehrreich, diesen Hintergrund zu kennen.



3.6Rollenverhalten in Gruppen


Um Prozesse in einer Gruppe zu verstehen, ist neben den Stufen des zuvor beschriebenen Modells auch die Rollenstruktur und das Rollenverhalten in Gruppen von einiger Bedeutung.

Im Laufe eines Gruppenlebens lassen sich bestimmte Positionen über wechselseitige Kommunikation und Interaktion in der Gruppe feststellen, es bildet sich eine Rollenstruktur durch Status, Ansehen oder/und Geltung der einzelnen Gruppenmitglieder. Jeder Einzelne nimmt während des Gruppenverlaufs verschiedene Rollen im sozialen Gefüge der Gruppe ein, die er durch bestimmte Aufgaben und Funktionen in Verbindung mit den anderen Gruppenteilnehmer zugewiesen bekommt (Rollenfindung). Diese Vorgänge entstehen durch die eigenen mitgebrachten Anordnungen und Stellungen (allgemein-gesellschaftliche Position) oder durch die Übernahme von Verhaltensmustern, die in der Gruppe unbesetzt sind. Den Positionen werden von der Gruppe bestimmte Erwartungen und Ansprüche entgegengebracht. Darauf reagiert das Mitglied auf dem Hintergrund seiner Biografie und spontan mit seinem äußerlichen Erscheinungsbild, Auftreten und Verhalten (Rollenträger). Das bedeutet auch, dass jede Person Träger verschiedener Rollen sein kann und im Laufe des Gruppenprozesses ein übernommenes Rollenmuster mehrfach wechseln kann, z.B. je nach Situation. Mit der Zeit lassen sich Rollen in der Gruppe erkennen,118 die sich in drei Kategorien aufteilen lassen:



Aus den drei Rollenarten wird erkennbar, dass jedes Verhalten einer Person als Rollenübernahme bezeichnet werden kann und eine Funktion für die Gruppe bedeutet – zunächst ein beschreibender Begriff ohne Bewertung. Diese kommt hinzu, wenn die Art und Weise der Rollenübernahme oder das Rollengefüge für den Einzelnen und der Gruppe gedeutet wird.119


Jeder Mensch übernimmt in seinem Leben unterschiedliche Rollen (Vater, Freund, Arbeitskollege), Personen ohne Rollen gibt es nicht. Für den Gruppenleiter ist von Bedeutung auf welche Art und Weise die Rollenverteilung im Gruppenprozess entsteht und wie dies auf den Einzelnen in und mit der Gruppe wirkt. In diesem Verhältnis hat der Leiter die Aufgabe darauf zu achten, ob jemand stetig eine bestimmte Rolle übernimmt und sich damit in der Gruppe festlegt. Fühlt sich ein Gruppenmitglied in seiner Rolle unwohl, sollte mit der Gruppe unter Anleitung eine Lösung erarbeitet werden,120 z.B. in Bezug zur begangenen Straftat.


In einer Gruppe kommen unterschiedliche Rollentypen vor, die von den Mitgliedern unterschiedlich bezeichnet werden (z.B. Anführer=Boss). Allgemein sind exemplarisch zu nennen: Anführer, Mitläufer, Außenseiter, Sündenböcke, schwarze Scharfe, und Clowns.121



3.7Störungen und Konflikte in Gruppen


Menschen leben seit jeher in verschiedenen Formen und Arten von Gruppen. Jedes Mitglied bringt in sie seine persönlichen Wünsche, Bedürfnisse, Ansichten und Erfahrungen mit ein. Diese Eigenarten führen unter bestimmten Bedingungen zwangsläufig zu Störungen oder Konflikten, denn „eine Gruppe ohne Konflikte gibt es nicht“.122

Nun bedeutet nicht jede unterschiedliche Wahrnehmung und Meinungsverschiedenheit gleich ein Konflikt, sondern erst wenn zwischen auseinandergehenden Standpunkten eine Unvereinbarkeit besteht, kann von einem Konflikt gesprochen werden.123


Jede Person geht unterschiedlich mit Konflikten um, je nach Biografie, Lebenserfahrungen und Reife.124 Die Ursachen für Konflikte sind auch recht unterschiedlich und teilweise schwer zu ergründen, da nicht selten nur die bewussten Sachthemen erörtert und bearbeitet werden. Unbewusste Ursachen wie z.B. die Machtverhältnisse, die Positionierung Einzelner in der Gruppe oder die Zuwendung in der Gruppe – wie sie in der 2. Stufe nach Garland u.a. typisch sind – sind für den Gruppenleiter schwieriger zu erkennen.

Zur Bearbeitung von bzw. im Umgang mit Konflikten gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen und Lösungsmöglichkeiten. Nachfolgend werden verschiedene und eigentümliche Arten des Umgangs mit Konflikten in der Gruppe erläutert, die ich in der Gruppe VII der Bewährungshilfe Marburg nicht selten beobachten kann, wobei noch anzumerken ist, dass nicht alle Konflikte (zunächst) lösbar sind. Eine Konfliktlösung muss nicht partout erforderlich sein, da sich Menschen gewissermaßen auch im beiderseitigen Einvernehmen trennen können.


Der erste Lösungsansatz wird als Eliminierung oder Ausschluss bezeichnet. In diesem Fall werden Teilnehmer zeitweise oder endgültig aus der Gruppe ausgeschlossen. Der Konflikt und dessen Ursprung wird nicht bearbeitet und bleibt ggf. ungelöst. Diese Form der Konfliktbewältigung ist nicht selten in den zwei ersten Phasen der Gruppenentwicklung zu beobachten. Teilweise können sich die Teilnehmer selbst ausschließen oder sie werden durch andere ausgeschlossen durch z.B. ignorieren, diffamieren usw.

Ein weiterer Ansatz ist die Vermeidung von Konflikten und diese werden als Störungen im Gruppenleben empfunden. Die Gruppe bleibt zwischenmenschlich mehr an der Oberfläche (der Konflikt ist darunter), um die Unterschiede nicht feststellen zu müssen. Die Mitglieder konzentrieren ihre Kräfte auf die Verdrängung der echten Anliegen.

Der dritte Lösungsansatz ist der der Abstimmung und Mehrheitsbeschlüsse. Konflikte werden versucht, durch Abstimmungen zu lösen. Hauptsächlich geht es bei einer Problemlösung darum, die Mehrheit auf die eigene Seite zu bekommen, um bestimmte Interessen durchzusetzen wie z.B. das Rauchen während der Gruppensitzung. Dies beinhaltet immer unterliegende Minderheiten, also Verlierer, die mit ihrer Machtlosigkeit und den damit verknüpften Emotionen fertig werden müssen – ein neuer Konflikt ist entstanden. Nicht selten werden diese Gefühle in die nächsten Situationen, wo es wieder um Meinungsverschiedenheiten oder Interessensgegesätzen geht, mit hinein getragen.

Eine förderlichere Alternative ist die Abstimmung mit Zustimmung. Auch hier gibt es Mehr- und Minderheiten, allerdings ohne das starke Gefühl der Machtlosigkeit und Unterlegenheit. Bei der Lösungsfindung haben alle Teilnehmer mitgearbeitet und ihre Zustimmung zum Ergebnis der Mehrheitsentscheidung gegeben.

Eine geläufige Form der Konfliktlösung ist der Kompromiss. Jede Seite einer Interessensgemeinschaft hält an ihren Belangen fest, macht aber der anderen Partei gewisse Zugeständnisse, die für beide Seiten vertretbar sind. Kompromisse sind eine gute Form der Konfliktlösung, wenn jeder Teilnehmer seine Interessen und Bedürfnisse umsetzen kann und von den anderen Mitgliedern dabei unterstützt wird. Es besteht aber die Möglichkeit schwerwiegender Meinungsverschiedenheiten durch faule Kompromisse, wenn schnell nach Lösungen gesucht wird und die Konflikte nicht unmittelbar ausreichend besprochen werden.

Durch die Bildung einer Allianz kann ein Konflikt zunächst verschoben werden, in dem die Kontrahenten ein gemeinsames (übergeordnetes) Ziel haben, das unbedingt erreicht werden soll. Der Konflikt wird hierbei bewusst zurückgestellt und bei einer anderen Situation erneut bearbeitet. Diese Strategie der Konfliktverschiebung kann in bestimmten Gruppensituationen, z.B bei der Durchführung einer Veranstaltung durch die Gruppe sinnvoll sein, weil eine angemessene Bearbeitung der Konflikte situativ nicht möglich ist.

Die Integration ist die geeignetste Form der Konfliktlösung. Mit den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen wird offen umgegangen und dies wird als förderlich für die Entwicklung der Gruppe sowie den Einzelnen gesehen. Jedes Mitglied bringt seine Anregungen und Ideen zur Lösung des Problems mit ein, alle sind bereit sich gegenseitig ernst zu nehmen und voneinander zu lernen. Dieser Prozess erfordert vom Einzelnen, dass er sich einbringen und zurücknehmen kann. Konfliktlösung durch Integration heißt sich selbst, die Anderen und die Sache wichtig zu nehmen. Zwischen diesen drei Sparten müssen die Beteiligten dauernd vergleichen und sich entscheiden.125 Diese Konfliktlösungsstrategie zielt auf ein dynamisches Gleichgewicht in der Gruppe hin und hat deutliche Bezüge zu der Themenzentrierten Interaktion (TZI).


Welcher Lösungsansatz vom Gruppenleiter und den Teilnehmern praktiziert wird, ist insgesamt von der jeweiligen Situation, der (sozialen) Reife und der Gruppenentwicklung (Stufe) abhängig. In der Stufe der Orientierung (1. Stufe, Voranschluss) ist es wahrscheinlicher, dass die Teilnehmer Konflikte in der Gruppe durch Vermeidung und Eliminierung und in der Vertrautheitsphase (3. Stufe, Intimität; 4. Stufe, Differenzierung) eher durch Abstimmung (mit Zustimmung) oder bestenfalls durch Integration lösen werden. Die Arbeit mit Konflikten in der Gruppe ist eine stetige Aufgabe des Gruppenleiters, seine Interventionen und sein Handeln müssen sich nach der jeweiligen Wirkung des Lösungsansatzes auf die Teilnehmer und auf das Interesse des Einzelnen an der Gruppe ausrichten.

Wenn positive Formen der Konfliktbearbeitung durch die einzelnen Lösungsansätze von den Gruppenteilnehmern versucht und erlernt werden, dann ist das für die Entwicklung (u.a. soziale Kompetenz) der einzelnen Mitglieder und der Gruppe eine zentrale und bedeutungsvolle Erfahrung.126



3.8Die Themenzentrierte Interaktion (TZI)


Wie bereits zuvor kurz erwähnt, ist die Themenzentrierte Interaktion als Verfahren eine wirkungsvolle Möglichkeit im Rahmen des lebendigen Lernens und ein gutes Hilfsmittel zur Bearbeitung von Störungen und Konflikten. Für die Soziale Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe sind u.a. durch den institutionellen Auftrag nur bestimmte Aspekte der Themenzentrierten Interaktion (TZI) unter der Berücksichtigung der grundsätzlichen Prinzipen (Humanistische Psychologie/ethische Rahmung) von Bedeutung. Daher werden nachfolgend nur die wesentlichen Kriterien beschrieben.


Durch die TZI-Methode soll das sachliche Lernen und die Entwicklung der Persönlichkeit ermöglicht werden. Cohn entwickelte dieses Verfahren in der Erkenntnis und Erfahrung, dass bestimmte Sachthemen, an denen gearbeitet wird, für die (Soziale) Gruppenarbeit maßgebend sind. Dies wird jedoch oft durch Beziehungsprobleme der Gruppenmitglieder untereinander beeinträchtigt, wenn nicht sogar verhindert und fördert damit Konflikte in der Gruppe. Um an den Themen gemeinsam (wieder) arbeiten zu können, ist es notwendig, die Beziehungsprobleme vorrangig zu thematisieren und zu bearbeiten. Über diesen Umweg kann die Gruppe zu der themenbezogenen Arbeit (wieder) zurückfinden. Dies bedeutet, dass nur über die Klärung der gruppendynamischen Prozesse (Hier- und Jetzt-Prinzip) und deren persönlichen Bezüge das sachbezogenen Arbeiten und Lernen in der Gruppe ermöglicht wird.


Das Konzept der TZI-Methode und dessen praktische Anwendung liegt anthropologischen und philosophischen Annahmen zugrunde. Diese hat Cohn in Grundsätze (Axiome) und unbedingte Forderungen (Postulate) als Voraussetzungen humanistischen, therapeutischen und pädagogischen Handelns verfasst.


  1. Die Grundsätze umfassen das zugrundeliegende Menschenbild,

  2. die Forderungen stellen die damit verknüpften ethischen Grundeinstellungen dar und diesen

  3. folgt eine Reihe von Verhaltensregeln für das Handeln in Gruppen.

Mit dem gleichseitigen TZI-Dreieck und seinen Faktoren Ich, Wir und Thema in den umgebenden Kreis (Globe), der die Umweltfaktoren des Gruppenlebens darstellt, schließt sich das TZI-Konzept.127 Dazu die bildliche Übersicht:


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Abbildung 5: Das TZI-Dreieck und der Globe

Quelle: Eigene Anfertigung in Anlehnung an Marianne Schmidt-Grunert, Soziale Arbeit mit Gruppen, Freiburg im Breisgau 1997, S. 223.

Das TZI-Verfahren ist auf die Erarbeitung der Balance von Ich, Wir und Thema ausgerichtet. Demnach sollte der Gruppenleiter in seinem Handeln versuchen, alle drei Faktoren gleichermaßen zu berücksichtigen. Eine gleichzeitige Balance gestaltet sich anwendungsbezogen nach Art der Gruppe und ihrer Aufgaben sowie Ziele in Hinsicht mit der damit verbundenen Gewichtung schwierig. Denn die jeweilige Situation bestimmt, ob das Thema, das Wir oder das Ich im Vordergrund steht.128


In Zusammenhang mit den drei Grunsätzen (Axiome) und den Verhaltensregeln (9 Stück) ist für die Soziale Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe insbesondere die zweite Forderung (Postulat) für den Gruppenprozess hilfreich und bedeutungsvoll. Einerseits dadurch, weil eine Gruppe ohne Störungen nicht lebt bzw. läuft und ein echtes Arbeiten nicht möglich ist. Und andererseits, weil die Konflikte sowie Störungen in der Gruppe Bezüge zu den begangenen Straftaten der Probanden widerspiegeln.
Das Postulat nach Cohn heißt Störungen haben Vorrang. Diese können sich direkt oder unterschwellig in Gefühlen wie Angst, Schmerz, Antipathien (auch gegen die Gruppenleitung), unausgesprochenen Interessen, Unbehagen gegen das Thema usw. zeigen. Durch die vielschichtige Kommunikation und Interaktion in der Gruppe treten zwangsläufig Störungen auf. Denn immer wieder kommt es vor, dass Gruppenmitglieder z.B. nicht genügend zu Wort kommen und das kann ein Grund für Störungen und dementsprechend eine Berechtigung zur Thematisierung in der Gruppe sein. Das bedeutet, dass die Bedürfnisse Einzelner in der Gemeinschaft (vorübergehend) Vorrang haben. Der Gruppenleiter hat die stetige Aufgabe, die drei Faktoren Ich, Wir und Thema in eine ausgewogenes Verhältnis zu bringen, da der Gruppenprozess dynamisch ist; der Gruppenleiter muss also eine dynamische Balance in der Gruppe erarbeiten bzw. erreichen.129





3.9Interaktion und Kommunikation


3.9.1Führung und Leitung von Gruppen


Die Leitung und Führung von Gruppen ist ein entscheidender Faktor sowie eine einflussreiche Größe für den Gruppenprozess. Im Rahmen der Kleingruppenforschung untersuchten Lewin, Lippitt und White die Wechselwirkungen zwischen Führungsstil eines Leiters und dem Sozialverhalten in einer Gruppe. Als wesentliches Ergebnis seit dieser Untersuchung finden sich drei Arten von Führungsstilen auch heute noch in zahlreichen Veröffentlichungen:


Bevor ich weiter auf die einzelnen Führungsstile eingehe, möchte ich eine Unterscheidung von Führung und Leitung beschreiben. Mit der Führung einer Gruppe wird eine bestimmtes Verhalten, also eine Rolle bezeichnet, die prinzipiell von jedem Gruppenmitglied übernommen werden kann. Mit der Gruppenleitung wird die Aufgabe einer bestimmten Person bezeichnet, die des Gruppenleiters. Er kann beauftragt, benannt werden oder im Zusammenhang mit einer anderen Funktion vorgegeben sein. Je nachdem wie die Leitung entstanden und bestimmt ist, kann sie die Beziehung, Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Leiter und Gruppenmitglieder beeinflusssen. Die Rolle des Gruppenleiters mit seinen momentanen Bedingungen (z.B. institutioneller Arbeitsauftrag der Bewährungshilfe) kann in die Arbeit hineinwirken und unter Umständen Konflikte in der Gruppe hervorrufen.130


Der autoritäre Stil:

Solch ein Führungsverhalten ist durch starke Lenkung und Kontrolle geprägt. Der Leiter versucht durch Regeln, Anordnungen bestimmte Ziele zwingend zu erreichen. Er überwacht zielstrebig die Durchführung der Arbeit, in dem er die festgesetzte Programmplanung, die Aufgabenverteilung, das Handeln der Gruppenmitglieder beschließt und koordiniert. Die Teilnehmer einer Gruppe bekommen dadurch wenig Möglichkeiten, sich individuell und als Gruppe (wir) frei zu entfalten und den Gruppenprozess mit zu bestimmen. Diese gesamten Bedingungen können zu Spannnungen, aggressiven oder unterwürfigen Verhalten führen. Die Arbeitsleistung der Gruppe ist von der Anwesenheit des Gruppenführers abhängig. Die Schuld für Fehler wird meistens schwächeren Sündenböcken zugeschoben.


Der demokratische Leiter:

Dieser Leiter gibt Anordnungen, die er erklärt und begründet. In der Gruppe wird eine kooperative Zusammmenarbeit praktiziert – auch bei Kritik. Der Gruppenleiter berät und ermutigt die Mitglieder bei der Lösung und Bearbeitung einer Aufgabe. Dabei bemüht er sich um angemessene Toleranz und Verständnis untereinander. Alle Gruppenteilnehmer sind bei der Durchführung eines Vorhabens beteiligt, dafür verantwortlich und treffen unter der Berücksichtigung aller Ansichten und Meinungen erforderliche Entscheidungen. Das Arbeitsklima ist von gegenseitiger Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Kooperation gesprägt. Die Arbeitsergebnisse sind von besserer Qualität als beim autoritären Stil und hinsichtlich des persönlichen Einbringens fördert dies die Originalität sowie Kreativität. In der Gruppe besteht eine höhere Zufriedenheit und es kommt zu wenig aggressiven bzw. spannungsgeladenen Verhalten.


Der Laissez-faire-Typ:

Der Leiter dieses Stils zeigt insgesamt eine geringe Initiative, nimmt wenig Einfluss auf die Gruppe und verzichtet auf Autorität. Vorschläge und Anweisungen werden von ihm nur selten gemacht, die Gruppenmitglieder können tun was sie möchten. Der Gruppenprozess ist häufig von Orientierungslosigkeit und Handlungsunfähigkeit geprägt. Es ist eine hohe Aktivität der Gruppenteilnehmer mit geringer Gruppenleistung vorhanden und die Ergebnisse iher Arbeit sind wenig nützlich. Während des Gruppenverlaufes kann es zur Übernahme einer autoritären Leitungsfunktion durch einen Teilnehmer kommen.131


3.9.2Die Struktur einer Nachricht


Wie bereits in den vorigen Kapiteln beschrieben, ist das Gespräch das zentrale Element der Gruppenarbeit. Um bestimmte Ziele und Veränderungen bei den Teilnehmern, z.B. in Bezug zur Selbst- und Fremdwahrnehmung zu erreichen, muss der Gruppenleiter die wirksamen Prozesse des Gespräches kennen. Nicht selten entstehen Konflikte unter den Probanden infolge von Kommunikationsstörungen.


Jede sprachliche Kommunikation enthält verbale und nonvbervale Anteile, wie Mimik, Gestik und Tonfall der Stimme, die die Nachrichten qualifizieren. Nonverbale Nachrichten sind teils eigenständige und teils unterstützende Botschaften. Bei den Letztgenannten geben sie darüber Aufschluss, wie verbale Nachrichten zu verstehen sind. Z.B. der Satz das hast du aber prima gemacht (mürrisch betont) hängt von den jeweiligen Begleitsignalen ab. Stimmen die expliziten und impliziten Botschaften überein, ist die Nachricht übereinstimmend, sind die Botschaften divergierend, sind die Mitteilungen nicht deckungsgleich und bringen den Empfänger einer Nachricht bezüglich der Reaktion in Verwirrung.132


Jedes Gespräch bedeutet also Kommunikation mit expliziten und impliziten Aussagen verbaler (auch Tonfall und Betonung) als auch nonverbaler (Gestik und Mimik) Art und Weise, denn jeder Mensch kann „nicht nicht kommunizieren“133 Wenn mindestens zwei Menschen miteinander kommunizieren, gibt es Sender und Empfänger von Nachrichten. Dabei besitzen die Botschaften bestimmte Inhalte und Effekte, die etwas bei den sich Unterhaltenden bewirken. Der Sender gibt sein Anliegen in erkennbare Zeichen an den Empfänger. Dieser entschlüsselt die Mitteilung, indem er eine Rückmeldung an den Sender gibt und zeigt, wie bei ihm die Nachricht angekommen ist (Feedback). Deckt sich die gesendete und empfangene Botschaft, ist eine Verständigung erfolgt. Die Mitteilungen geben Informationen sachlicher und emotionaler Art preis, demzufolge haben sie eine Anatomie. Schulz v. Thun gliedert die Anatomie der Nachricht in ein Quadrat mit den entsprechend definierten Seiten auf:

  1. Sachinhaltsseite (oder: Worüber informiere ich)

  2. Selbstoffenbarungseite (oder: Was ich von mir selbst kundgebe)

  3. Beziehungsseite (oder: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen)

  4. Apellseite (oder: Wozu ich dich veranlassen möchte)


Die vier Seiten einer Nachricht werden mit jeder einzelnen Mitteilung gleichzeitig gesendet, eine Nachricht enthält ein Paket mit vielen Botschaften. Vorgänge dieser Art können die zwischenmenschliche Kommunikation komplex und störanfällig machen. Wenn eine Person etwas mitteilt, bekundet sie sich immer nach diesem Muster.134 Zur Veranschaulichung:



Abbildung 6: Die vier Seiten einer Nachricht – ein psychologisches Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation

Quelle: Friedemann Schulz v. Thun, Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen. Reinbek b. Hamburg 1996, S. 30.


Zu diesem Schaubild können nicht sämtliche Bedingungen und Möglichkeiten der Kommunikationspsychologie beschrieben werden, sondern nur die bedeutsamen Bestandteile für die Soziale Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe. Zunächst werden einige Aspekte zu den vier Seiten und daran anschließend die Faktoren zum Empfang von Nachrichten dargestellt.


Über diese Seite werden Mitteilungen sachlicher Art gesendet. Immer, wenn es um eine Sache (z.B. Bewährungsauflagen) geht, sollte diese Seite immer im Vordergrund stehen und die anderen Seiten mit ihren Begleitbotschaften nicht störend die Oberhand gewinnen.
Nicht selten fällt es den Beteiligten einer Diskussion schwer, sachlich zu bleiben oder sie möchten ihrer Sache Nachdruck verleihen. Dabei verbindet sich der sachliche Standpunkt mit Überheblichkeit und Feindseligkeit auf den anderen Seiten der Nachricht. Exemplarisch wären z.B. Aussagen wie Seien sie doch vernünftig (Apell), Wie kann man nur so dumm sein, These x für richtig zu halten (Beziehung) und Ich halte These y für richtig (Selbstoffenbarung), wenn gegenläufige Sachmeinungen vorherrschen. Hat die Beziehungs- und Selbstoffenbarungseite in einer Sachkontroverse die Oberhand, kann dies nach der Strategie von Cohn, – Störungen haben Vorrang – mittels Metakommunikation geklärt werden, um eine ausgeglichene Balance (TZI-Dreieck) wiederherzustellen. Metakommunikation meint die Auseinandersetzung der Art und Weise wie Gruppenteilnehmer miteinander umgehen; eine Kommunikation über die Kommunikation. Dies schließt mit ein, wie die gesendeten Nachrichten gemeint waren und wie auf die empfangenen Nachrichten reagiert wurde. Sender und Empfänger benutzen diese Möglichkeit der Klärung als Wahrnehmungshilfe, in dem sie einen bewusst vertieften Einblick in die eigene Innenwelt machen und den Mut zur Selbstoffenbarung mit der Thematik Was geht – hier und jetzt – in mir vor, wie erlebe ich dich und was spielt sich zwischen uns ab? haben.135


Mit jeder Nachricht teilt der Sender dem Empfänger mit, wie er zu ihm steht und wie er ihn sieht. Diese Seite der Botschaft ist bei dem Empfänger besonders sensibel ausgeprägt, da er persönlich angesprochen wird und vom Sender behandelt bzw. misshandelt wird. Über die Mitteilungen werden Du- und Wir-Botschaften gesendet. Mit der oft impliziten Du-Botschaft zeigt ein Gruppenmitglied, was es von einer anderen Person hält und mit der häufig impliziten Wir-Botschaft, wie sie zueinander stehen.

Über die Beziehungsseite werden in der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht selten Drahtseilakte um die Definition der Beziehung geführt. Jede Kommunikation und Interaktion stellt zwischen mindestens zwei Menschen den Versuch einer Beziehungsdefinition her, da Nachrichten immer auf den vier Seiten versendet werden. Der Empfänger hat auf eine gesendete Mitteilung nun die Möglichkeit auf vier verschiedene Weisen der Beziehungsseite zu reagieren:

Gleichgültig, wie der Empfänger auf die Beziehungsbotschaft reagieren wird, wie sich die Gruppenmitglieder auch immer begegnen oder meiden werden, sie kommen nicht daran vorbei, ihre Beziehung auszuhandeln. Um dem vermeintlich soweit wie möglich aus dem Weg zu gehen, werden vielerlei Kunstgriffe und Tricks angewendet. Als ein Beispiel für die Bewährungshilfe soll an dieser Stelle nur der immer wieder verwendete wichtige Termin bei einem Arzt oder ähnliches als Aussage gegen einen Gesprächstermin (insbesondere bei der Einzelhilfe) genannt werden. Die Liste der Ausreden lässt sich nahezu unendlich weiterführen.136


Über diese Seite gibt eine Person einer Nachricht etwas von sich bekannt. In der Selbstoffenbarung ist immer die gewollte Selbstdarstellung und die unfreiwillige Selbstenthüllung enthalten (ICH-Botschaften). Daher birgt diese Seite der Nachricht viele Probleme der zwischenmenschlichen Kommunikation. Als zentraler Punkt wäre die Selbstoffenbarungsangst zu nennen. Z.B. hat sie fast jeder Gruppenteilnehmer, der in eine neue Gruppe kommt, durch nicht sofort beantwortbare Fragen Wie werde ich in der Gruppe dastehen, wie sind die Anderen? usw. Aber auch im späteren Gruppenverlauf ist die Selbstoffenbarungsangst insbesondere in Bezug zu der begangenen Straftat und der persönlichen Lebenssituation vorhanden. Grund für diese Angst kann die Vorwegnahme negativer Einschätzungen durch die Mitmenschen sein (Selbstkonzept), wodurch ich als Sender mein strengster Mitmensch und Richter zugleich sein kann. Der Gruppenleiter sollte diesbezüglich gewonnene Erkenntnisse in seinem Handeln berücksichtigen und demzufolge angemessen umsetzen.

Um die Selbstoffenbarungsangst zu mindern oder in bestimmten Situationen zu beseitigen, bedienen sich viele Menschen Imponier- und Fassadentechniken zur Selbstdarstellung (Selbstverbergung u. -erhöhung), die sie während ihrer Sozialisation erlernt haben.

Fast jede Mitteilung soll etwas bewirken, der Sender möchte gegebenenfalls auf den Empfänger Einfluss nehmen und ihn veranlassen etwas zu tun oder zu unterlassen, zu denken, zu fühlen usw. Der Versuch, auf jemanden Einfluss auszuüben, kann offen oder versteckt geschehen, im letzteren handelt es sich um Manipulation. Ein Sender, der darauf hinaus ist, wird die drei anderen Seiten einer Nachricht zur Apellwirkung zu verwenden versuchen. Wird die Sach-, Selbstoffenbarungs-, und Beziehungsseite des Senders in den Dienst der Apellwirkung gestellt, wird die Nachricht funktionalisiert und zum Mittel der Zielerreichung. Die Sachinformation wird von einem Menschen einseitig und tendenziös berichtet, die Selbstdarstellung hat den Zweck bestimmte Wirkungen bei dem Empfänger zu erzielen und die Beziehungsseite dient zur kontinuierlichen Aufrechterhaltung des Interesses.


Kommunikation zwischen Sender und Empfänger ist immer ein wechselseitiges Spiel. Gleichzeitig bedeutet die Kommunikation, dass sie auch ein Machwerk des Empfängers ist und ihm die Möglichkeit der freien Auswahl des Reagierens bietet. Ist eine Nachricht bei ihm angekommen, so klopft er sie nach den vier Seiten ab. Je nach subjektiver Ausprägung hört der Empfänger möglicherweise auf einem Ohr besonders fein, also eine einseitige bzw. einohrige Spezialisierung, die Kommunikationstörungen hervorrufen kann. Ursächlich können dafür das Selbstkonzept des Empfängers, das Bild, welches der Empfänger vom Sender hat und wechselseitige Botschaften139 sein. Für den Bewährungshelfer ist u.a. das Selbstoffenbarungsohr für die Kommunikationsfähigkeit von Bedeutung (Aktives Zuhören). Dabei wird es nicht diagnostizierend und entlarvend eingesetzt, sondern, um sich in die Gedanken- und Gefühlswelt des Senders nicht-wertend einzufühlen (Empathie). Gleichzeitig gibt der Gruppenleiter dem Mitglied die Möglichkeit zu sich selber zu kommen, der Sozialpädagoge bemüht sich darum, die verborgenen Gefühlsinhalte in den Sachaussagen einfühlend zu entdecken und rückzuübersetzen. Diese Anwendung sollte allerdings zu den Situationen stimmig sein und nicht ausschließlich mechanisch und stereotyp verwendet werden,140 sondern aus innerer Überzeugung und durch eigenes Erfahren bzw. Erleben. Grundlegend ist dazu eine gewisse therapeutische Grundhaltung zum Klienten wünschenswert. Dabei beziehe ich mich in den weiteren Ausführungen auf den Psychologen Carl R. Rogers, der den personenzentrierten Ansatz entwickelte.



3.9.3Die Person des Gruppenleiters


Das Leiten einer Gruppe kann nicht unabhängig von der Person des Gruppenleiters gesehen werden: „Gruppenleiterverhalten ist nicht zu trennen von der Person des Leiters, von seiner privaten Einstellung zu Menschen. Der Leitungsstil – also das Gesamte der Verhaltensweisen eines Leiters zu einer Gruppe – wird geprägt von seiner Haltung Personen und Dingen gegenüber“.141 Nachfolgend werden Haltungen eines Gruppenleiters beschrieben, die in der Gruppe ein Klima schaffen können, indem die Mitglieder sich entfalten und wachsen bzw. reifen können. Nach Rogers ist es die hilfreiche Beziehung, die eine positive Entwicklung bewirken kann. Diese ist durch die Merkmale Echtheit (Authentizität), Einfühlendes Verstehen (Empathie) und Emotionale Wärme und Wertschätzung (unbedingte Wertschätzung/Akzeptanz) geprägt.142


Echtheit kann in Aufrichtigkeit zu sich selbst und anderen gegenüber aufgeteilt werden. Das heißt einerseits, dass der Leiter seinen eigenen Empfindungen und Gedanken gegenüber offen ist und andererseits, dass er sich so zeigt wie er innerlich empfindet und denkt. Sofern Echtheit gegenüber den Gruppenmitgliedern mit Rücksichtnahme und Einfühlung verknüpft ist, können Widerstände und Missverständnisse vermieden werden. In diesem Verhältnis bietet Authentizität die Grundlage zum Aufbau von verständnisvollen, angemessenen Beziehungen und kann auch Kommunikationsstörungen verhindern bzw. abbauen. Rogers sieht in der Echtheit die wesentlichste Einstellung, da ansonsten die emotionale Wärme und Wertschätzung, noch einfühlendes Verstehen nicht zum Tragen kommen, wenn sie nicht echt sind.143 Für die Bewährungshilfe ist hierzu ergänzend insbesondere die selektive Authentizität nach Cohn von Bedeutung, die ähnlich der von Rogers ist. Die selektive Authentizität bedeutet, dass der Bewährungshelfer dem Probanden nicht wirklich alle Empfindungen und Gedanken mitteilen sollte. Jedoch sollte das Mitgeteilte aufrichtig gemeint sein.144 Echtheit kann auch ein Mittel der Wahrnehmung sein, um sich bestimmter und tiefgehender mit auftretenden Problemen oder Konflikten zu beschäftigen.145 In diesem Verhältnis sind die Ich-Botschaften eine wirkungsvolle Möglichkeit, die zu bestimmten Situationen eingesetzt werden, da der Sozialarbeiter durch Aussagen über seine eigenen Gedanken und Empfindungen eine Tatsache schafft, die niemand leugnen kann.146


Mit dem Prozess der Empathie meint Rogers die Möglichkeit, dass sich z.B. ein Sozialpädagoge in einen anderen Menschen hineinversetzt, um ihn von innen heraus zu verstehen und um den Klient bei der Klärung seiner inneren Vorgänge und seinem Erleben – wie er sie sieht – zu unterstützen. Diese Haltung des Einfühlenden Verstehens geschieht auf der sachlichen, als auch auf der emotionalen Seite.147 Die grundlegende Bedingung des Einfühlenden Verstehens ist die Meinungen, Ansichten und Empfindungen ernst zu nehmen, das bedeutet aber zugleich, dass der Gruppenleiter nicht alles billigen muss.


Mit emotionaler Wärme und Wertschätzung, auch positive (bedingungsfreie) Wertschätzung genannt, meint Rogers eine Beziehung, in der sich Gruppenleiter sowie Teilnehmer akzeptieren und jeweils am anderen Menschen anteilnehmendes Interesse zeigen. Lässt sich dieser Grundsatz umsetzen, kann der Proband möglicherweise in der Entwicklung seines Selbstkonzeptes positiv gefördert werden148 und dies kann die Entkriminalisierung begünstigen. Der Bewährungshelfer sollte im Sinne Rogers einem Proband mit einer gewissen Akzeptanz in Bezug zu der/den begangenen Straftat(en) sowie deren Hintergründe begegnen und ihn angemessen sozialpädagogisch unterstützen.



3.10Zusammenfassende Gedanken


Die Soziale Gruppenarbeit ist als Methode recht umfangreich und komplex. Dies lässt sich bereits an ihrer Geschichte erkennen bzw. von ihr ableiten. Die Gruppenarbeit wurde nicht systematisch und ohne theoretisches Fundament praktiziert. Sie orientierte sich überwiegend an den momentanen Lebenssituationen der betroffenen Menschen. In den verschiedenen Richtungen (Reformpädagogik u.a.) wurden allerdings die Wirkungspotenziale und Bedeutsamkeit der Gruppenarbeit erkannt. Die anfänglichen Aktivitäten mündeten im Laufe der Zeit mit zunehmender Strukturierung in den Ausbildungsbereichen und in der Praxis der Sozialen Arbeit. In Deutschland erlang diese amerikanische Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutenden Einfluss. In Anlehnung an die social-group-work entwickelte sich die Gruppenarbeit, u.a. durch gesellschaftspolitische Diskussionen, Kleingruppenforschung und wissenschaftliche Literatur, bis heute in mehreren Stufen zu einer eigenständigen Methode neben der Sozialen Einzel(fall)hilfe und Gemeinwesenarbeit. Nach wie vor ist die Soziale Gruppenarbeit mit ihren Komponenten (z.B. Gruppendynamik) weder im Verständnis der Bezeichnungen noch inhaltlich genau bestimmt bzw. eingegrenzt, trotz wissenschaftlicher Begleitung sowie Untersuchungen in Theorie und Praxis. In diesem Zusammenhang sind klare Definitionen schon deswegen schwierig, weil eine Gruppe mit ihren Mitgliedern und Einflussgrößen einer sich ständig ändernden Dynamik unterliegt. Dabei sind grundsätzlich mehrere Bestandteile wie Rollenverhalten, Interaktion und Kommunikation (Kommunikationsmuster, Sprache), Leitungsstil (Person des Leiters) und Konfliktverhalten (Störungen), gleichzeitig beteiligt oder bedingen sich gegenseitig mehrdimensional. Diese nicht isoliert zu betrachtenden Faktoren wie z.B. die Ziele, die Kommunikation und Interaktion ermöglichen erst den Gruppenzusammenhalt. Den gesamten Bedingungen zufolge lassen sich Gruppenprozesse nicht vorherbestimmen. In Bezug zu den Bestandteilen der Sozialen Gruppenarbeit und dem Gruppenverlauf lassen sich aber allgemeine Gesetzmäßigkeiten (Ordnungsversuche) und Entwicklungsphasen in einer Gruppe beobachten, die aber nicht in einer zeitlich festgelegten und systematischen Reihenfolge ablaufen (müssen).

Das dynamische Beziehungsgeflecht der Gruppe ist ein wesentliches Kriterium in der Gruppenarbeit. Es beruht auf den sich ständig ändernden und vielschichtigen Wechselbeziehungen zwischen allen Beteiligten einer Gruppe und stellt ein Lernfeld dar, in dem der Einzelne über die Gruppenprozesse soziale Kompetenzen lernen und erfahren kann, um u.a. nicht mehr straffällig zu werden. Der Gruppenleiter kann in diesem Zusammenhang, aber auch bei Beziehungs- und Kommunikationsstörungen, durch bestimmte Verfahren und Hilfsmittel, die Gruppenprozesse verpersönlichen, als Lernmöglichkeit fruchtbar machen und so möglicherweise indirekt die Verhaltensweisen und -muster der Gruppenmitglieder verändernd beeinflussen. Hierbei sind der Leitungsstil, die therapeutische Grundhaltung und die Prozesse des Geprächs (Gesprächsführung) von zentraler Bedeutung. Für ein zielgerichtetes Handeln muss der Gruppenleiter diese umfangreichen Grundlagen der Sozialen Gruppenarbeit kennen und in den entsprechenden Situationen umsetzen können (geschulter Gruppenleiter).

Zwei wesentliche Prinzipen der gruppendynamischen Konzepte in der Gruppenarbeit sind das Hier- und Jetzt-Prinzip und das Feedback-Prinzip. Mittels beider Grundsätze können die Gruppenmitglieder über die Selbsterfahrung soziale Lernprozesse nachholen, die oft eine wichtige Bedeutung in Bezug zu den begangenen Straftaten haben. Die Wirkungsweise solcher Gruppenprozesse geschieht durch unmittelbare Rückkoppelungen von Situationserfahrungen im direkten Kontakt mit den anderen Gruppenmitgliedern (Selbst- und Fremdwahrnehmung). Insbesondere in den Phasen des wechselseitigen Kennenlernens der Gruppenteilnehmer muss der Leiter die Situationen und Beziehungen beobachten, einschätzen und wird häufig das Hier- und Jetzt-Prinzip sowie das Feedback-Prinzip nutzen können. Gerade die verhältnismäßig häufiger auftretenden Störungen und Konflikte in der Kennenlernphase erfordern das Handeln und Intervenieren des Gruppenleiters. Unterstützend kann er im Sinne der Themenzentrierten Ineraktion die jeweiligen Störungen zunächst vordergründig in der Gruppe thematisieren und bearbeiten, um ein angemessenes Gleichgewicht in der Gruppe wiederherzustellen. In der Anwendung beider Prinzipien und der TZI-Methode sind deutliche Überschneidungen bzw. Ähnlichkeiten erkennbar. Auseinandersetzungen können aber auch auf andere Art und Weise gelöst werden. Im Zuge der Rollenfindungen werden Konflikte einer beginnenden Gruppe meistens durch die überwiegende Lösungsstrategie Vermeidung oder bestenfalls durch Abstimmung und Mehrheitsbeschluss angegangen. Im Zusammenhang zwischen Entwicklungsstufe einer Gruppe und ihr Konflikt(lösungs)verhalten ist es wahrscheinlicher, dass eine geschlossene und vertraute Gruppe (3. und 4. Phase nach Garland u.a.) Störungen im Sinne der TZI-Methode ausbalancieren wird.

Interaktion und Kommunikation steht im natürlichen Zusammenhang mit Konflikten und Störungen, so auch in der Sozialen Gruppenarbeit der Bewährungshilfe. In der Gruppe bedeuten Konflikte häufig zugleich Kommunikationsstörungen. Um dementsprechend gezielt zu handeln, muss der Gruppenleiter die wirksamen Prozesse des Gesprächs kennen und umsetzen können. Dies beinhaltet insbesondere die Fähigkeit zur Selbstreflexion und erfordert regelmäßige Supervision. Die Person des Gruppenleiters mit seiner sozialpädagogischen (therapeutischen) Grundhaltung, seiner Kommunikation und seinem Führungsstil handelt mit diesen Faktoren immer gleichzeitig und nicht voneinander losgelöst. Diese Faktoren haben einen bedeutungsvollen Einfluss auf die Gruppe und demzufolge auf die Bewältigung von Störungen und Konflikten in der Gruppe.

Um eine positive, produktive und angemessene Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe zu erreichen, ist ein demokratischer Leitungsstil sinnvoll und ausreichend. Nur in bestimmten Situationen muss der Gruppenleiter umsichtig autoritär durchgreifen, wie z.B. ein alkoholisierter Zustand eines Gruppenteilnehmers zu Sitzungsbeginn oder andere eklatante Verstöße gegen die Gruppenregeln. Für das demokratische Leiten und Führen einer Gruppe ist auch die sozialpädagogische (therapeutische) Grundhaltung als ein Teil des gesamten Gruppenleiterverhaltens wichtig. Werden die drei Bedingungen, die Selektive Authentizität, Emotionale Wärme und Wertschätzung und das Einfühlende Verstehen, der klientenzentrierten Gesprächsführung aus innerer Überzeugung praktiziert, können über angemessene hilfreiche Beziehungen positive Entwicklungen und Veränderungen der Probanden ermöglicht werden.

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4Problemorientierte Gruppenarbeit am Beispiel der Bewährungshilfe Marburg


Zunächst möchte ich spezifischer auf die problemorientierte Gruppenarbeit eingehen und anschließend dazu die praxisbezogene Gruppenarbeit der Bewährungshilfe Marburg beschreiben. Hierzu vereinbarte ich mit dem durchführenden Bewährungshelfer Reckling, der offen und hilfsbereit meinen Vorschlag annahm, einen Termin, um ihn zum Gruppenprojekt zu interviewen. Damit keine einseitige Betrachtungsweise entsteht, habe ich durch ein weiteres Interview die Sichtweisen und Erfahrungen von Probanden beschrieben, die die standardisierte und institutionalisierte Gruppenarbeit erlebt haben und am Ende ihres Gruppenprozesses angelangt sind. Für die Arrangierung dieses Interviews hatte sich Bewährungshelfer Reckling ebenfalls bereit erklärt und die Gruppe hatte keine Einwände gegen meine Befragung. Zu diesen Zwecken entwarf ich mehr oder weniger offene Leitfragen – Verhaltens-, Erfahrungs- und Meinungsfagen – die in der praktischen Anwendung und deren anschließender Auswertung im Sinne der Praxisforschung (Feldforschung) halb- bzw. teilstrukturiert sind.149 Bei der Auswertung der Interviews habe ich versucht, die Ausführungen so nah wie möglich an der originalen Tonbandaufzeichnung zusammenfassend darzulegen. Aus Datenschutzgründen sind die Namen der Probanden geändert worden. Anschließend werde ich Betrachtungen aus den Interviews erörtern (4.4) und zum gesamten Kapitel vier u.a. in Bezug zum 3. Kapitel zusammenfassende Schlüsse (4.5) ziehen.



4.1Soziale Gruppenarbeit und der problemorientierte Ansatz


In der Bewährungshilfe wurde und wird überwiegend mit der traditionell-bewährten Methode der Einzelhilfe gearbeitet, die in ihrer Wirksamkeit und Angemessenheit nicht mehr häufig hinterfragt wird. Die Soziale Gruppenarbeit hingegen wird bisher nur von einigen Bewährungshelfern angeboten, teilweise durch persönliche und institutionelle Widerstände. Diese zeigen sich in:

Die vielfältigen Werte, wie das Gemeinschaftsgefühl, die soziale sowie gegenseitige Anerkennung, die das Dasein in Gruppen mit sich bringt, waren und sind Gründe, die Gruppe als Möglichkeit und Methode der Veränderung bei straffällig gewordenen Probanden der Bewährungshilfe anzuwenden. Dabei ist die Bedeutung und Wirksamkeit der Gruppenarbeit mit Straffälligen frühzeitig von erfahrenen Praktikern und Theoretikern erkannt und untersucht worden. Im Rahmen der Bewährungshilfe heben Lippenmeier und Sagebiel die problemorientierte Gruppenarbeit als besonders geeigneten Ansatz zur Lösung personaler und sozialer Probleme von Straffälligen hervor. Im Gegensatz zur Einzelhilfe bleibt hier der soziale Bezug zwischen Bewährungshelfer und Proband nicht isoliert, sondern ist in den Gruppenprozess integriert. Demzufolge ist die Gruppe für das einzelne Mitglied zugleich eine Stütze und ein soziales Lernfeld, dass es ihm ermöglicht, ausgefallene Lernprozesse bzw. soziale Kompetenzen über eigenes Erfahren und Erleben nachzuholen. Weitere bedeutsame Aspekte, die die Anwendbarkeit der Gruppenarbeit als Methode bestätigen, sind die verschiedenen Erklärungsmodelle der Kriminalität. Hierzu zählen exemplarisch die Theorie der Bandendelinquenz (Cohen), die Subkulturtheorie (Miller) und die Theorie der differentiellen Assoziation (Sutherland).150 In der Erklärung dieser Theorien sind Gruppen mit ihren Merkmalen und Bedingungen von zentraler Bedeutung. Kriminelles Verhalten kann als aus der Gesamtheit von defizitären Lernprozessen, negativen Umwelterfahrungen und Zuschreibungsprozessen (labeling approach) verstanden werden. Für die Erklärung von kriminellem Verhalten, so Lippenmeier und Sagebiel, ist bei Jugendlichen und jungen Heranwachsenden die Gleichaltrigengruppe mit entscheidend. Denn ca. 80% der jugendlichen Delinquenten begehen die Straftaten gemeinschaftlich. Die Zugehörigkeit zu bestimmten Randgruppen erhöht ebenfalls die Wahrscheinlichkeit krimineller Handlungen.

Alle eben aufgeführten Bedingungen straffälligen Verhaltens sind Gründe Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe anzubieten. Gruppenarbeit ist eine angemessene Reaktion auf die soziale Situation der Probanden, kann letztendlich die Effektivität der Bewährungshilfe steigern und stellt eine Erweiterung und Intensivierung des Hilfsangebotes dar, die mit bestimmten Merkmalen über die klassische Methode hinausgehen:

Daraus ergibt sich für die Qualität der Sozialen Gruppenarbeit, dass die ähnlich gelagerten Problemsituationen der Probanden konkreter und gründlicher bearbeitet werden können, auch deshalb, weil die Probanden untereinander zu ihren eigenen Mitberatern werden. Aufgrund mehrerer Personen in der Gruppe kann der Bewährungshelfer zudem zeitgleich mehrere Probanden erreichen.

Natürlich hat auch die Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe ihre Grenzen und berechtigte Kritikpunkte. Die Anwendung des problemorientierten Ansatzes kann die Gefahr einer negativen Festigung und Bestimmung auf die Probleme und eine geringere Beachtung der möglichen positiven Ressourcen der Mitglieder bewirken. Hierzu ist insbesondere der Gruppenleiter gefordert, eine vertretbare Balance zwischen beiden Punkten zu finden bzw. herzustellen. Ein weiterer, zunächst positiver Punkt kann durchaus ins Gegenteil verkehren. Der Gruppenprozess ermöglicht, dass sich der einzelne Proband der Gruppe langfristig nicht entziehen oder zurückhalten kann und er teilt über sich i.d.R. mehr mit als in den Einzelgesprächen. Der Resozialisierungsauftrag kann dadurch gezielter erreicht werden, es findet aber auch eine indirekte größere Kontrolle durch den Bewährungshelfer statt. Diese Problematik kann unter Umständen die gesetzlich formulierte zweigleisige Funktion des Bewährungshelfers von Hilfe sowie Betreuung und der Kontrolle verschärfen.151


Ein zentraler Bereich der problemorientierten Gruppenarbeit im Rahmen der Resozialisierung ist die Nachholung von Lernprozessen und die zukünftige straffreie Lebensführung der Probanden. Durch das Angebot der Gruppenarbeit mit ihren Interventionsmöglichkeiten können bei geeigneten Gruppenteilnehmern vielversprechende Verhaltensänderungen erreicht werden. Dafür ist kennzeichnend:


Die Gruppenerfahrungen bewirken außerdem, dass der Einzelne Hilfe und Unterstützung geben als auch nehmen kann. Diese elementare Erfahrung erhöht das Selbstbewusstsein. Des weiteren bewirken die Gruppenerfahrungen, dass das Erlernte in der Gruppe unmittelbar angewendet wird und sich außerhalb auf die Beziehungen des sozialen Umfelds auswirken.152



4.2Die Gruppenarbeit aus der Sicht des Bewährungshelfers


  1. Worin sehen Sie die Vorteile der problemorientierten Gruppenarbeit und was ist für Sie die Motivation, diese Gruppenarbeit zusätzlich anzubieten?

    Mit der problemorientierten Gruppenarbeit besteht die Möglichkeit, dass die Probanden aus ihren Lebensituationen authentischer, das heißt auch lebensnaher, berichten. Da die sonstige bestehende Form der Einzelfallhilfe, in der der Proband in einer Sprechstunde zum Bewährungshelfer kommt, mit ihm spricht und ihm in einem Gespräch von 10 bis 30 Minuten etwas erzählt, hierbei begrenzt ist. Gruppenarbeit ermöglicht, dass die Barriere zwischen der Behörde oder dem Bewährungshelfer, der ja die Behörde darstellt, zum einem aufzuheben, zum anderen, dass die Probanden durch das Gespräch in der Gruppe letztendlich eher hinterfragt werden können, hinter dem was sie vielleicht sonst im Einzelgespräch einfach vorgeben zu sein oder vorgeben zu tun. Und dies ist doch dort sehr häufig der Fall, dass wir feststellen können, dass die Probanden nur das erzählen, was man gerne hören will und was sozial angebracht ist. Sie versuchen sich positiv darzustellen, was sich gerade in einem Gruppengespräch doch sehr schnell als Unwahrheit herausstellen wird. Die Probanden sind dadurch schon bedeutend vorsichtiger. Problemorientierte Gruppenarbeit ermöglicht im Weiteren wirklich an den Problemen, die die Probanden einbringen, zu arbeiten und diese mit Hilfe der anderen Gruppenteilnehmer auf sie zu beziehen.
    Was den zweiten Teil der Frage betrifft, was meine Motivation dazu ist, die ist damit auch schon beantwortet. Meine Motivation ist gerade die, dass ich als Bewährungshelfer effektiv arbeiten will und ich meine, dass eine effektive Arbeit viel eher dadurch gewährleistet ist, dass ich ein Angebot bereite, wo auch die Probanden miteinbezogen werden und auch in die Verantwortung genommen werden.

  2. Würden Sie die Gruppenarbeit als Ergänzung oder als Ersatz für die Einzelhilfe sehen?

    Die problemorientierte Gruppenarbeit als Methode ist eine Ergänzung zur Einzelhilfe – ganz klar. Die Bewährungshilfe wird natürlich in ihrer Hauptaufgabe Einzelfallhilfe betreiben, weil die Probanden einzeln zum Bewährungshelfer kommen, sie sind einzeln vom Gericht verurteilt und der Bewährungshilfe unterstellt. Aber ich denke, diese Ergänzung müsste eine noch viel größere Bedeutung haben, dass die Gruppenarbeit nicht nur eine Ergänzung in dem Sinne ist, dass die Gruppenarbeit sporadisch hier und dort stattfindet oder sporadisch von dem Bewährungshelfer angeboten wird, sondern dass sie ein gewissen Standard für die Bewährungshilfe darstellt, damit auch Probanden wirksam in diesen Formen arbeiten können. Und meine Erfahrung ist die, dass sie in der problemorientierten Gruppenarbeit vielmehr lernen, als in den Einzelfallgesprächen.

  3. Zur Zeit praktizieren ca. 75% der Bewährungshelfer Einzelhilfe und ca. 20% Soziale Gruppenarbeit. Das heißt, dass die Soziale Gruppenarbeit noch mehr Gewicht in der Praxis bekommen soll?

    Da kann ich voll zustimmen, ich würde diese Zahlen noch in Frage stellen, weil ich meine, wenn es 20% der Bewährungshelfer sind, die Gruppenarbeit machen, diese Aussage getroffen haben, dann machen sie das in der Regel so, dass sie eine Gruppe anbieten. Es werden nicht 20% der Probanden damit erreicht, sondern es wird ein ganz geringer Ausschnitt an Probandenzahlen erreicht und das ist nicht ausreichend. Ich meine, dass Gruppenarbeit einen gewissen Standard bekommen sollte und in den Beratungstellen (Dienststellen) dazugehören sollte, wie auch Schuldnerberatung, Arbeit mit Sexualstraftätern und Arbeit mit Drogenabhängigen. Es ist notwendig, dass Gruppenarbeit ein Standard ist, den Bewährungshelfer anbieten sollten. Das macht natürlich nicht jeder Bewährungshelfer, sondern es gibt einige, die leisten gute Gruppenarbeit und die sollten darin auch gefördert werden und andere die sagen, das kommt für mich überhaupt nicht in Frage – okay die lassen's – aber sie müssen es mittragen, das andere sich in Gruppenarbeit qualifizieren. Sie müssen anderen Bewährungshelfern Probanden nennen und sie „beliefern“, die, die den Bedarf an Gruppenteilnehmern haben.

  4. Sie sind schon lange Zeit als Bewährungshelfer tätig. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Gruppenarbeit gemacht?

    Ich arbeite seit 18 Jahren in der Bewährungshilfe und mache seit Anfang meiner Bewährungshelfertätigkeit auch Gruppenarbeit. Ich habe im Laufe dieser Zeit gemerkt, dass eine gewisse Struktur und institutionelle Einbindung der Gruppenarbeit notwendig ist. Ich habe den Eindruck, dass eine Strukturierung und Institutionalisung erst in den letzten Jahren möglich gewesen ist. Früher hatte ich Gruppenarbeit so gemacht, dass ich bestimmte Gruppen angeboten hatte und diese Gruppen sind auch mal über eine gewisse Zeit gelaufen – sie waren auch schon zeitlich begrenzt. Oder ich hatte auch mal Wochenendveranstaltungen angeboten, die für sich alleinstehend waren – mit denen ich bereits gute Erfahrungen gesammelt habe. Die Probanden sind ganz gerne mitgekommen, es war für sie teilweise sowas wie „ich komme mal raus aus meinem Alltag“. Die Probanden wurden aber in der Wochendveranstaltung wieder mit anderen Fragen konfrontiert, die nicht nur waren „warum bist du straffällig geworden?“, sondern es ging damals schon um ihre Lebensfragen, die natürlich aber mit der Straffälligkeit zusammen hingen. Mit diesen guten Erfahrungen habe ich germerkt, dass man die Gruppenarbeit in dieser Form in der Bewährungshilfe nicht fest einrichten konnte. In dieser Zeit war Gruppenarbeit immer im Belieben des einzelnen Bewährungshelfers und auch meines Beliebens gewesen; wann habe ich eigentlich Lust dazu und wann will ich das machen. Und dann habe ich vor vier Jahren hier mit meinen Kollegen begonnen, die Gruppenarbeit in der Weise zu institutionalisieren, dass wir gesagt haben, alle Probanden, die neu für den Bezirk Marburg der Bewährungshilfe unterstellt sind, werden von uns überprüft, ob sie für die Gruppenarbeit geeignet sind. Ich führe dann mit ihnen ein erstes Gespräch und biete ihnen die Teilnahme an der Gruppe an. Danach werden Gruppen eingerichtet, die kontinuierlich über ein Jahr laufen – alle 14 Tage – da gibt es kein wenn und aber, außer es gibt Urlaubszeiten. Es werden auch keine Fehlzeiten akzeptiert, die dazu führen, dass Probanden weniger als an 20 Sitzungen des Jahreszyklus teilgenommen haben. Als weitere Überlegung kam dazu, dass man den Probanden neben der aktiven Gruppenteilnahme auch etwas anbietet, dass sie ein weiteres Ziel haben. Nämlich wenn sie erfolgreich an der Gruppe teilgenommen haben, dass sie die Unterstellung unter die Bewährungshilfe aufgehoben bekommen können.

  5. Sollte es programmatische Verpflichtungen der anderen Bewährungshelfer zu Sozialer Gruppenarbeit geben?

    Ja, ich meine, dass es ein standardisiertes Programm geben sollte, wie die Gruppenarbeit ausgestaltet wird. Ich kann dazu noch erwähnen, dass ich in einer landesweiten Arbeitsgruppe tätig bin, die gerade daran arbeitet, ein soziales Trainingsprogramm für die Gruppenarbeit zu entwickeln. Dieses Training soll einheitlich gleich angewandt werden; vielleicht kleine Nuancen der Veränderung an den jeweiligen Orten der Bewährungshilfe. Das Training soll über gleiche Zeitmuster und Arbeitseinheiten verlaufen. Unser Vorhaben ist auch, dass eine gewisse Standardisierung stattfindet und dass dies in jedem Landgerichtsbezirk angeboten wird. Ich halte allerdings nichts davon, dass ein Bewährungshelfer dazu gezwungen werden muss. Ich denke aber hierzu, dass wäre z.B. auch eine Sache der Landgerichte, die darauf hinwirken, dass die Standardisierung umgesetzt wird und dass sich einzelne Bewährungshelfer qualifizieren; an Fortbildungen und Weiterbildungen teilnehmen. Entsprechend sollte die Einstellungspolitik so erfolgen, dass Bewerber, die bestimmte Qualifikationen mitbringen, eingestellt werden und dass man bei den Neueinstellungen bestimmte Erwartungshaltungen äußert.

  6. Welche Rahmenbedingungen hat die Institutionalisierung der problemorientierten Gruppenarbeit und welche Kriterien werden für die Auswahl der Probanden zur Teilnahme an der Gruppenarbeit zugrunde gelegt?

    Zu den inneren Rahmenbedingungen zählt, dass die Gruppe über ein Jahr geht, sie findet alle 14 Tage statt, die Probanden müssen an 20 Sitzungen teilgenommen haben und sie müssen auch in der Gruppe aktiv mitgewirkt haben. Dass bedeutet, nicht nur da stumm rumsitzen, sondern auch mitarbeiten. Ein äußerer Rahmen heisst, dass sie keine neuen Straftaten begehen und am Ende der Gruppenzeit keine neuen Ermittlungsverfahren vorliegen und natürlich müssen auch die Auflagen von den Probanden erfüllt sein. Desweiteren besteht eine Absprache, die zwischen den Staatsanwälten und Richtern und uns als Bewährungshelfern ganz klar geklärt ist – dass dann nämlich die Aufhebung der Unterstellung erfolgt.

    Was die Eingangsvoraussetzungen der Probanden betrifft, da ist es nicht so, dass man genau aussucht und sagt, der eine Proband kommt in Frage und der Andere kommt nicht in Frage. Sondern wir gehen in diesem Sinn positiv ran, denken, es kommen alle in Frage. Wir fragen erstmal alle Probanden und bieten ihnen die Gruppenarbeit an. Natürlich gibt es immer ein paar Probanden, die dies von vornherein ablehnen. Es gibt aber viele, die es für sich erwägen und erstmal probeweise in die Gruppe kommen. Es gibt natürlich ein paar Probanden die akute Sucht- oder Alkoholprobleme haben. Die kommen nicht in Frage, mit denen kann man keine Kontinuität einrichten. Und bestimmte Probanden, die eine Therapieauflage haben, kommen dann in der Regel auch nicht in Frage, weil die in eine andere Gruppe gehen. Insgesamt gibt es ein paar Ausnahmen.
    In der Regel hat es sich eingespielt, dass die Probanden im Alter zwischen 18, 20 bis 30 sind. Es sind meist nicht die ganz jungen, die Jugendlichen, wobei auch kürzlich schon mal eine Jugendliche an der Gruppe teilgenommen hat.
    Von der Deliktstruktur sind es häufig Probanden, die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz begangen haben, aber jetzt nicht mehr drauf sind. Wobei das trotzdem eine gewisse Frage ist, das weiß man nicht immer so ganz genau, das kann so wechselhaft sein. Und es sind auch Probanden wegen Eigentumsdelikten und Körperverletzungen, die in die Gruppen kommen. Diese Themen und Problematiken werden in den Gruppen besprochen.

  7. Welche Programmgestaltung haben Sie für die einzelnen Gruppen festgelegt?

    Also wie der Name sagt – problemorientierte Gruppenarbeit – ist sozusagen Programm; also die Probleme der Probanden. Das ist das erste Programm und das hat immer Vorrang, indem an den Problemen und Lebenssituationen der Probanden gearbeitet wird. Um manchmal den Einstieg zu erleichtern oder bestimmte Phasen zu überbrücken, wenn die Probanden sagen „Ich hab da gar nichts“ oder so ähnlich, gibt es ein paar Verfahren, die wir gewisserweise standardisiert haben. Ein Programmpunkt ist z.B. ein Eingangs(frage)bogen, in dem die Probanden ihre Lebenslinien darstellen sollen. Wie bewerten sie selber ihren Lebenslauf mit Höhen und Tiefen. Anschließend sollen sie in diesem Lebenslauf insbesondere zu den Fragen wie Schule, Ausbildung, Elternhaus, Wohnungssituation, Beziehungen und Freundschaften konkretere Angaben machen. Das wird in der Gruppe zusammengetragen und jeder stellt seinen Lebenslauf dar. Ein anderer Programmpunkt sind die Suchtfragen, weil ich einfach die Erfahrung habe, dass ganz viele der Probanden Suchtfragen und -erfahrungen haben. Dazu gibt es einen speziellen Fragebogen mit dem ich arbeite. Den füllen sie aus und der wird vor der Gruppe erläutert, wie sie zu den einzelnen Fragen geantwortet haben. Das sind immer sehr spannende und interessante Gespräche, obwohl manchmal – besonders am Anfang – sagen die Probanden, dass sie sich wie in der Schule fühlen. Eigentlich mögen sie so etwas nicht, aber nachher sprudelt es nur so aus ihnen heraus; sie erzählen und berichten von sich. Das ist auch für mich ein Zeichen, dass sie von sich gerne erzählen und man kennt es ja vielleicht vom eigenen Leben, dass man sich zu Beginn ziert und diese Scheu muss man bei den Probanden einfach animieren zu überwinden.

  8. Jeder Teilnehmer soll in einer ganzen Sitzung ausschließlich seine Lebenssituation mit einem Bild bzw. Bildern einbringen. Welche Erfahrungen sind dabei gemacht worden?

    Jeder Proband soll einmal seine Lebenssituation ausführlicher darstellen und dass ist in der Regel so, dass dafür auch eine ganze Sitzung benutzt wird, also 11/2 Stunden. Im Vorfeld werden die Probanden aufgefordert, von sich Bilder und Fotos mitzubringen, eine Art Fotoalbum. Häufig haben sie keine Fotoalben und müssen dann die Fotos zusammen suchen. Idealerweise gibt es Fotos aus der Kindheit, Schulzeit, Jugendzeit und Erwachsenenalter und darauf sind sie dann vielleicht mit verschiedenen Leuten zusammen wie Eltern, Freunden usw zu sehen. Diese Bilder stellen sie in der Gruppe vor, erzählen noch mal in Ruhe, dass alle zuhören können und alle mal über ihren Lebensweg nachfragen können, der im Jetzt mündet, in ihrer jetzigen Situation. Das ist ein wichtiger inhaltlicher Schritt, sozusagen den Menschen aus seiner Entwicklung heraus zu verstehen, nicht seine Verhältnisse zu rechtfertigen, aber ihn zu verstehen, um dann darauf eingehen zu können, was derjenige denn heute an Möglichkeiten hat seine Lebenssituation zu verändern, um z.B. eben nicht mehr straffällig zu werden.

  9. Ein Teil jeder Gruppe ist die Wochenendveranstaltung, die über mehrere Tage außerhalb des Gruppenraumes und in konzentrierter Form stattfindet. Welche Ziele möchten Sie damit für die Gruppenteilnehmer erreichen?

    In der Wochenendveranstaltung findet die Gruppe intensiver statt, weil man über mehrere Tage zusammen ist. Zusammen in einer Einrichtung weilt, zusammen isst und zusammen in einem oder zwei Schlafräumen nächtigt, je nach Gruppengröße. Ich benutze die Wochenendveranstaltung gerne zu Beginn der jeweiligen Gruppe (bis Anfang Stufe 3 Garland u.a.), damit sich die Gruppe noch besser kennenlernt und ein besseres Gefühl zueinander hat, weil in dieser Entwicklungsstufe man noch ganz anders miteinander umgeht. Aber es finden in diesen Wochenendveranstaltungen auch Gespräche über bestimmte Themen statt. Wir hatten in einer Veranstaltung vor einiger Zeit z.B. das Thema „Geld“ und „Freundschaft und Geld“. Aufmacher war eine Fernsehdiskussion in diesen Nachmittags-Talkshows. In diesen wurde diskutiert „bei Geld hört die Freundschaft auf“ und in dieser Fersehsendung gab es eine Kontroverse. Diese wurde aufgenommmen und den Probanden vorgespielt. Das haben wir als Auslöser genommen, um darüber mal viel intensiver an diesem Wochenende zu sprechen.

  10. In einer Gruppe können Störungen und Konflikte entstehen. Wie wird damit umgegangen?

    Oberstes Prinzip der Gruppenarbeit ist die Gewaltfreiheit, keinen Drogen- und Alkoholkonsum. Die sozialen Konflikte werden verbal gelöst. Das heißt in der Regel, dass solche Vorfälle thematisiert werden. Vorhandene Konflikte, die ja eigentlich gefragt sind – es geht in der Gruppe ja garnicht ohne Konflikte – sind ein Teil der problemorientierten Gruppenarbeit. An Problemen ansetzen heißt an Konflikten ansetzen. Natürlich gibt es mal Konflikte unter den Teilnehmern und da ist es ganz wichtig, dass diese auch thematisiert werden und sofort zur Sprache kommen, weil sonst werden diese wahrscheinlich außerhalb der Gruppe ausgetragen und die Gruppe lebt nicht und auch nicht damit. Die Gruppe soll ein Lernfeld für die Probanden sein, Konflikte, die dort bestehen, dort anzusprechen und dort zu lösen. Es ist die Aufgabe des Gruppenleiters letztendlich da ein Auge drauf zu haben, sie dann anzusprechen, nicht mal laufen lassen und abzuwarten.

  11. Oft gibt es Bezüge zwischen den Konflikten in der Gruppe und den Straftaten der Teilnehmer. Würden Sie diese Aussage bestätigen?

    Ja, auf jeden Fall. Es ist gerade so, dass diese Konflikte häufig deutlich machen, wie die Probanden mit ihren Problemen in schwierigen und angespannten Situationen umgehen. Und wenn das in der Gruppe passiert, dann ist das eine gute Grundlage und ein gutes Mittel um daran zu arbeiten. Natürlich um zu wissen, was insbesondere für Straftathintergründe vorhanden waren und das in die Gruppe mit einzubringen. Das findet nicht so statt, dass die Probanden in der Gruppe vom Gruppenleiter vorgeführt werden. Sondern in der Regel ist sowieso schon in der Gruppe über deren Straftathintergründen gesprochen worden. Es sind vielleicht nicht alle Details gesagt worden, aber durch solche Konfliktsituationen besteht die Möglichkeit wirklich Konkretes anzusprechen und da können die Probanden am besten lernen, im eigenen konkreten Fall.

  12. Gibt es in der Gruppe besonderes Rollenverhalten?

    Das Rollenverhalten ist typisch wie in allen Gruppen, es gibt Alpha-Typen, die versuchen die Vorherrschaft in der Gruppe zu gewinnen, das ist meist am Anfang in der Abklärungsphase. Da ist es als Gruppenleiter wichtig deutlich zu machen, wer hier das sagen hat und das ist der Gruppenleiter. Nicht dass er immer Recht hat, dass er aber das Sagen in der Hinsicht hat, wie hier miteinander kommuniziert wird, welche Themen besprochen werden, das insgesamte Setting, Pausen usw. Des weiteren gibt es Probanden, die sich in den Gruppen sehr zurückhalten. Man muss mit beiden arbeiten. Die einen muss man versuchen zu animieren, die sich zurückhalten und die anderen, die versuchen die anderen Probanden zu überstülpen, die auch zu begrenzen. Es ist aber auf jeden Fall wichtig für einen Gruppenprozess, die Wortführer zu gewinnen. Dann hat man auch die Gruppe für sich gewissermaßen gewonnen, damit alle produktiv mitarbeiten. In diesem Zusammenhang komme ich auch auf die Phasen des Gruppenverlaufs. Es gibt so drei typische Phasen: die Erste ist die Anwärmphase des Kennenlernens, da findet sowas statt wie ich eben erläutert habe. Wenn die Arbeitsphase erreicht ist, kann wirklich über konkrete Fragen und persönliche Problematiken gesprochen werden. Dann findet eine konstruktive Mitarbeit statt, wo wir mit den oben erwähnten Bildern der Probanden arbeiten. Zuletzt gibt es die Abschiedsphase, die auch ganz wichtig ist, damit klar ist, dass jetzt der Gruppenprozess zu Ende geht. Wir müssen nun überlegen, wenn wir auseinander gehen, wie könnt ihr euch außerhalb der Gruppe weiterentwickeln und natürlich reflektieren wir auch „was hat diese Gruppe für mich gebracht“.



4.3Die Gruppenarbeit aus der Sicht teilnehmender Probanden


Allgemeines zur Probandengruppe der Bewährungshilfe Marburg:

Die von mir ausschließlich interviewte Gruppe besteht aus vier Teilnehmern (Kleingruppe), von denen sich zu Beginn der Gruppe niemand kannte. Die Zusammensetzung besteht aus drei männlichen und einer weiblichen Teilnehmern/in. Alle Gruppenmitglieder haben Drogenerfahrungen bzw. -problematiken, die einen zentralen Bereich im Laufe des Gruppenlebens einnahmen.


  1. Was war für Sie die Motivation, an der Gruppe teilzunehmen?

    Der
    Teilnehmer Martin hatte schon mehrere Bewährungsstrafen und teilverbüßte Freiheitsstrafen. Seine „Knasterfahrung“ hat er u.a. durch Bewährungswiderrufe gemacht, der Teilnehmer bezeichnet sich bisher als „Bewährungsversager“. Im Laufe seiner kriminellen Karriere, insbesondere wegen Drogendelikten, durchlief der Proband mehrere Bewährungsunterstellungen (Einzelgespräche) mit nur mäßigen Erfolg. Die bisherigen Gruppenerfahrungen und seine Lebenssituation als „Bewährungsversager“ waren für ihn die Motivation, an der Gruppe von Bewährungshelfer Reckling teilzunehmen, nach dem Motto „ich probier's mal hiermit, vielleicht werde ich durch die Gruppenarbeit nicht mehr straffällig“. Neben dieser momentanen Gruppe besucht er eine offene Kontaktgruppe der anonymen Alkoholiker; er ist trockener Alkoholiker. Später im Laufe des Gesprächs fügt Martin hinzu, dass die Aufhebung der Unterstellung nach einem Jahr auch ein untergeordneter Grund für die Gruppenteilnahme gewesen ist.

    Der Teilnehmer Oliver war zunächst skeptisch gegenüber der Gruppenarbeit, da er seine straffällige Vergangenheit den anderen nicht offenbaren wollte. Nachdem er aber erfuhr, dass sich die anderen Teinehmer öffnen und einen ähnlichen Werdegang und Probleme haben, setzte er sich mit seiner Vergangenheit, die zur Straffälligkeit geführt hat und den anderen Mitglieder auseinander.

    Zu Beginn seiner ersten Gruppe war für Teilnehmer Klaus die Unterstellungsverkürzung bei erfolgreicher Teilnahme nach einem Jahr sowie einige Leute, die er bereits durch seine frühere Vergangenheit kannte, der Ansporn in die Gruppe zu kommen, anstatt drei Jahre lang zum Bewährungshelfer zu gehen. In dieser Gruppe war er aber persönlich unzuverlässig und passte vom „sozialen Umfeld“ nicht in diese erste Gruppe, so dass er die Gruppe wiederholte und in der jetzigen Gruppe mit regelmäßiger und aktiver Teilnahme nach insgesamt zwei Jahren diese regulär beendet. Im nachhinein sieht der Proband die Zeitfrage von drei Jahren auf ein Jahr Bewährungsunterstellung nicht mehr als den Grund für die Gruppenteilnahme, „heute denke ich anders darüber, ob ich mich einmal oder mehrmals melde. Nach diesem Zeitraum ist mir das jetzt egal, damals dachte ich anders“.

    Die Teilnehmerin Gabi äußert, dass die Unterstellungsverkürzung wohl für sie und jedes andere Mitglied erst einmal der Anreiz war an der Gruppe teilzunehmen. Gabi empfand es „utopisch“, sich drei Jahre lang alle zwei Wochen beim Bewährungshelfer zu „melden“. Das hat was für sie von „Oberlehrer“ und war für sie eine schreckliche Vorstellung. Dann hat sie die Gruppe angeboten bekommmen und hat unverbindlich daran teilgenommen. Sie hat sich grundlegend infomiert was dort gemacht wird und was auf sie zukommt. Die Gruppe war an sich ganz „okay“ für sie, sie geht ganz gerne in diese, freut sich immer wieder die Leute zu sehen und findet es interessant, den Verlauf der anderen Gruppenmitglieder mit beobachten und erleben zu können.

  2. Welche Erfahrungen haben Sie in der Gruppe gemacht und was hat sie für Sie gebracht?

    Für Martin war die Person und Rolle des Bewährungshelfers, so wie er die Gruppe geleitet hat das „A und O“, also Motivation und zugleich Erfahrung in der Gruppe zu bleiben. Der Proband glaubt nicht, dass er die Gruppe durchgehalten hätte, wenn der Bewährungshelfer Reckling so wie sein voriger Bewährungshelfer gewesen wäre. Dieser war desinteressiert und hat ihn nicht richtig unterstützen können. Der Gruppenleiter Reckling war auch mal hart gewesen, wenn es erforderlich war, das war für Teilnehmer Martin „okay“, aber insgesamt ein ganz guter Führungsstil und der Bewährungshelfer kümmert sich um einen (Beziehungsarbeit).

    Für die Teilnehmerin Gabi sind die Gruppenmitglieder für ihre weitere Teilnahme in der Gruppe entscheidend gewesen, da kann der Bewährungshelfer noch so gut sein, wie z.B. Themen einbringen oder Sonstiges. Wenn die Leute für sie „nicht in Ordnung gewesen wären“, wenn nicht das Vertrauen untereinander vorhanden gewesen wäre, hätte sie die Einzelgespräche vorgezogen. Im „Endeffekt“ ist die Zusammensetzung der Gruppe das Wichtigste gewesen. Ein nur zu Gruppenbeginn anwesender Mann war anteilnahmslos sowie desinteressiert und passte ihrer Meinung nach mit dieser Art und Weise nicht in das Gruppenbild. Wenn noch mehr Teilnehmer mit diesem Verhalten in der Gruppe gewesen wären, wäre die Gruppe nicht gelaufen und Gabi hätte sich gefragt „was mache ich hier eigentlich?“. Eine Vertrauensgrundlage muss entstehen oder nicht. Sie hat gemerkt, wenn der Teilnehmer persönlich nicht anwesend war, diskutierte und arbeitete die Gruppe besser.

    Die Teilnehmerin Gabi erläutert das für sie Wesentliche der Kennenlernphase in der Gruppe und betont die Bedeutsamkeit des damaligen Gruppenverlaufes anhand des ausgeschlossenen Teilnhemers Mike und der jetzt endenden Gruppe. Die Gruppe muss sich zusammenfinden und am Anfang bestanden Schwierigkeiten, da alle anderen Teilnehmer eine gewisse Offenheit mitbrachten, nur der Teilnehmer Mike hat sich gegen die Gruppe gewehrt. Alle anderen Beteiligten konnten sich allmählich offener nähern und aufeinander einlassen. Es ist sicherlich für alle Gruppenmitglieder nicht einfach in eine Gruppe mit fremden Menschen zu gehen, die man nicht kennt und über die man nichts weiß. In der Anfangsphase war es für Gabi sehr schwierig von sich zu erzählen, aber zunehmend entstand durch ihr Öffnen und das der anderen Teilnehmer ein gewisses Vertrauenverhältnis, abgesehen von dem Teilnehmer M., der die Gruppe in der ersten Phase verließ.

    Alle Teilnehmer hatten Suchtprobleme, in diesem Bezug vergleicht Martin diese Grupperfahrung mit vergangenen Erfahrungen und ist der Meinung, dass frühere Gruppen (u.a. Alkoholikergruppen) überwiegend zweckgebunden waren, da ein ständiger Wechsel an Personen in der Gruppe erfolgte (offene Gruppe). Das Gruppenleben war oberflächlicher, man nutzte die Gruppe, während in der Gruppe der Bewährungshilfe man sich gegenseitig unterstützt, aufgrund der Geschlossenheit und verbindlichen Kontinuität. Durch die Akzeptanz der Gruppenmitglieder untereinander sorgt man sich um andere Teilnehmer, damit z.B. keiner „abdriftet“ (Gemeinschaftsgefühl).
    Zu dem Ablauf einer Gruppensitzung berichtet Gabi, dass es teilweise recht traurige Diskussionen waren, aber auch erfrischende und lustige. Ihre Themen und Problematiken waren häufig in Bezug zu Drogenerfahrungen.
    Im Zusammenhang zur Bewährung
    sieht Gabi die Gruppe als eine Hilfe und ersten Schritt zur Resozialisierung, da man sich in dieser Gruppenzusammensetzung außerhalb der Bewährungshilfe nie zusammen getan hätte. Dabei ist ihr das Vertrauen zu haben und offenes aufeinander zugehen zu können eine wichtige Erfahrung gewesen. Martin hat nach einem Jahr Gruppe die Erfahrung gemacht, dass diese Gruppe ein Übungsfeld ist in der man sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt und aufarbeitet, denn erstens ist sie ein fester Bestandteil eines Jeden und zweitens hat niemand grundlos Bewährung bekommen.

  3. Wie beurteilen Sie die Gruppenarbeit bzw. welche Vorteile sehen Sie für Sich in der Gruppenarbeit im Gegensatz zum Einzelgespräch mit dem Bewährungshelfer?

    Martin ist der Ansicht, dass die Aufarbeitung ihrer jeweiligen persönlichen Vergangenheit mit den begangenen Straftaten in dieser Gruppe für ihn zum Vorteil gewesen ist. Im nachhinein ist der Proband froh, dass er die Gruppe mitgemacht hat. Er zieht für sich positive Schlüsse aus den jetzigen Erfahrungen und vergleicht sie mit den Einzelgesprächen. In diesen hat er sich mit den Bewährungshelfern (Proband hatte mehrere Bewährungsstrafen) überwiegend über Formales unterhalten und was er zu tun und zu lassen habe. Die Distanz zwischen Proband und Bewährungshelfer ist in Einzelgesprächen noch größer gewesen und die Beziehung war zwischen den beiden unpersönlicher. Im Vergleich stellt M. fest, dass für eine gute Gruppenarbeit das Gruppenklima mit entscheidend ist.

  4. Welche Erfahrungen haben Sie in der Wochenendveranstaltung gemacht?

    Die Wochenendveranstaltung fand im Juni 2001 auf Burg Ludwigstein, die örtlich etwas abseits von Witzenhausen liegt, statt und war zum tieferen Kennenlernen durchgeführt worden und um an aktuellen Themen und Problemen zu arbeiten. Die Gruppenmitglieder empfanden die Abgeschiedenheit der Burg einerseits als ungewohnt, da sie sich selbst über das vorbereitete Programm des Gruppenleiters beschäftigen mussten und nicht einfach nur konsumieren konnten (Freizeitangebote wie Video) und andererseits als angenehm, um über bestimmte Dinge und Begegenheiten in Ruhe nachdenken zu können. Die Wochenendveranstaltung hatte auch erlebnisorientierte Aktivitäten zum Inhalt. Unter anderem wurde eine Kanufahrt auf der Werra
    gemacht. Martin, der herzkrank ist, aber sonst soweit wieder gesund ist, stellte sich dieser Herausforderung. Gabi bewältigte ebenfalls die anfänglich gemischten Gefühle für die Kanufahrt. Alle Gruppenmitglieder empfanden die konzentrierte Form der Gruppenarbeit von drei Tagen für die Gruppe fördernd. Die Probandin G. hatte zu Beginn der Veranstaltung (wegen der örtlichen Abgeschiedenheit) eine gewisse Abscheu, diese legte sich aber mit der zunehmenden Vertrautheit. Klaus äußerte, dass ihm das Wochenende auf Burg Ludwigstein gut getan hat sich mit seinen Straftathintergründen auseinanderzusetzen und er sich mit positiven Erfahrungen an diese Zeit erinnert.

  5. Wie haben Sie das Gruppenleben empfunden?

    Martin betont hierzu das gute Gruppenklima, die kontinuierlichen Treffen und die geschlossene Gruppe, die ein Aufarbeiten an den konkreten Problemen ermöglichte. Die anonyme Alkoholikergruppe, die der Proband Martin parallel besucht, ist eine offene Gruppe. Dadurch kommen immer wieder neue Leute und insgesamt kommen alle unregelmäßig zu den Treffen. In dieser Alkoholikergruppe redet er kaum und sie bringt nicht viel für ihn. Abgesehen von der Gruppe der Bewährungshilfe hatte Martin auch mit anderen bisherigen Gruppen normalerweise seine Schwierigkeiten. In dieser Gruppe und in diesem Interview redet er am meisten. Die Gruppengröße von vier Personen war für alle angenehm, weil man nicht untergehen kann und somit gewissermaßen auch auffällt. Niemand kann sich wirklich der Gruppe entziehen (Vermeidung von Untergruppen) und dies fördert das gegenseitige Interesse.





  6. Gab es Konflikte in der Gruppe und wenn ja, wie haben Sie sie gelöst bzw. sind Sie damit umgegangen?

    Die Gruppenmitglieder sind sich einig, dass es natürlich Meinungsverschiedenheiten gab, die aber konstruktiv gelöst wurden und im Rahmen geblieben sind. Gabi merkt dazu an, dass bei jedem Teilnehmer Verständnis für andere Auffassungen zu bestimmten Themen oder Problemen oder die unmittelbare Einbringung derer vorhanden war. Damit haben sich dann auch alle auseinandergesetzt. Insgesamt ist man in der Gruppe offen mit Meinungsverschiedenheiten umgegangen, harte Konflikte gab es nicht. Der Teilnehmer Martin hatte nur einmal richtige Wut wegen des Desinteresses und der Teilnahmslosigkeit des damaligen Mitgliedes Mike, was aber nicht ausgetragen bzw. aufgearbeitet wurde. Durch seinen Ausschluss aus der Gruppe hatte sich dies erübrigt. Das produktive Auseinandersetzen von unterschiedlichen Ansichten miteinander und die gegenseitige Akzeptanz ist für Martin das „A und O“ einer jeden Gruppe.



4.4Betrachtungen zu den Interviews


Die problemorientierte Gruppenarbeit bietet nach Bewährungshelfer Reckling aufgrund der Lebenswelt- und Alltagsorientierung die Chance effektiver Veränderungen bei den Probanden. Sie können sich langfristig dem Gruppenprozess nicht entziehen und verhalten sich authentischer als in den Einzelgesprächen. Diese Begebenheiten gewährleisten eher an den Problemen und Lebenssituationen der Gruppenmitglieder greifbarer zu arbeiten.

Aus meinen bisherigen Erfahrungen kann ich diese Ansicht bestätigen. Nicht selten werden in Gruppengesprächen die wirklichen Aspekte durch andere Probanden über die eigenen Aussagen eines Mitgliedes mitgeteilt, die natürlich in einem Einzelgespräch so nicht geäußert werden können, aufgrund der isolierten Zweierbeziehung. Der Proband M. äußert aus seinen eigenen Erfahrungen dazu, dass er sich in solchen Gesprächssituationen (Einzelfallgespräch) mit dem Bewährungshelfer überwiegend über Formales unterhalten habe.

Mit der verbindlichen Zusage zur Gruppenarbeit seitens der teilnehmenden Probanden, wird eine aktive Mitarbeit und verbindliche Teilnahme von ihnen erwartet und eingefordert. Diese und weitere festgelegte Standards sollen eine Zielerreichung im Rahmen der Resozialisierung bewirken. Die laufende Gruppe (1 Jahr) ist dann für Neuzugänge geschlossen und ermöglicht den Probanden, sich vertrauensvoller öffnen zu können. Der Teilnehmer Martin äußert dazu, dass sich die Mitglieder in der Gruppe der Bewährungshilfe gegenseitig unterstützen, während er in seinen bisherigen offenen Gruppen (u.a. anonyme Alkoholikergruppe) nur ein Nutzen erfahren hat.

Im Verhältnis zum Einzelgespräch bietet die problemorientierte Gruppenarbeit als Arbeitsform eine gewisse Nähe bzw. einen ungezwungeneren Umgang zwischen Probanden untereinander als auch zum Bewährungshelfer. Diese zentrale Voraussetzung (hilfreiche Beziehung) ist das Fundament, um überhaupt wirkungsvoll an den Problematiken arbeiten zu können.


Bisher wird Gruppenarbeit nur von wenigen Bewährungshelfern angeboten. Bewährungshelfer Reckling weist darauf hin, dass dadurch nur eine geringe Anzahl an Probanden erreicht wird. Damit mehr Probanden in Gruppen arbeiten können, müsste die Gruppenarbeit in den Landgerichtsbezirken flächendeckend durch Standardisierung und Institutionalisierung in der Bewährungshilfe (weiter) ausgebaut werden. Die momentane unverbindliche Kooperation der Bewährungshelfer zur Gruppenarbeit, bis hin zu Widerständen gegen diese, sollte einvernehmlich geregelt werden. Wie dies jedoch speziell umgesetzt werden kann, bleibt offen. Eine Möglichkeit ist, dass in jeder Dienststelle ein Bewährungshelfer als Koordinator handelt. In den Dienststellen werden dann solche Thematiken nach dem Koordinatorprinzip (vgl. vs. Sprecherprinzip) gelöst. Gewissermaßen soll die Gruppenarbeit mit einem konzeptionellen Gruppenprogramm eine gewisse standardisierte Methode in der Bewährungshilfe sein, die von Bewährungshelfern in ihren Tätigkeitsfeldern verbindlich angeboten wird.

Der Bewährungshelfer betont mehrfach die Standardisierung und Institutionalisierung der Gruppenarbeit während des Interviews. Diese Implementierung ist meiner Meinung nach ein wichtiger Aspekt im Zuge der aktuellen Diskussionen zur Qualitätssicherung und Arbeitseffektivität in der Bewährungshilfe.


Der Bewährungshelfer Reckling sieht die problemorientierte Gruppenarbeit als fest eingesetzte Methode, als Ergänzung zur Einzelhilfe. Dieser Meinung kann ich mich anschließen, ich möchte noch hinzufügen, dass Gruppenarbeit unter der Berücksichtigung einer freiwilligen Teilnahme (zu Beginn einer Gruppe) der Probanden (insbesondere Erwachsene) angeboten werden sollte, wie zur Zeit auch in der Bewährungshilfe Marburg. Mit dem Freiwilligkeitsprinzip ist die problemorientierte Gruppenarbeit eine sinnvolle Ergänzung zur Einzelhilfe und authentische sowie wirkungsvolle Methode zur Verbesserung bzw. Veränderung der Lebenslagen der Probanden, da sie u.a. von sich aus freiwillig zu Veränderungen bereit sind, denn es gibt einige von ihnen, die die Zusammenarbeit mit der Bewährungshilfe ablehnen. Auf diese Weise wird die Qualität der problemorientierten Gruppenarbeit eher gewährleistet und zugleich in Verbindung mit dem Freiwilligkeitsprinzip die Effektivität in der Bewährungshilfe erhöht. Dieser Aspekt ist schon deswegen von Bedeutung, da in der Vergangenheit und auch momentan die Wirkungsweise der Einzelhilfe, meiner Meinung nach in mancher Hinsicht nicht ganz zu unrecht, kritisch betrachtet und angezweifelt wird. Gerade im Zuge der aktuellen Fachdiskussionen in den Qualitätszirkeln zur Qualitätssicherung in der Bewährungshilfe sind Standards und effektive Arbeitsmethoden gefordert. Die problemorientierte Gruppenarbeit ist eine Alternative diese Bedingungen zu erfüllen.


Reckling sieht zu der Effektivität der Gruppenarbeit die aktive und erfolgreiche Mitarbeit in Verbindung mit intensiver und kontinuierlicher Gruppenteilnahme der Probanden und die danach mögliche Aufhebung der Bewährungsunterstellung nach einem Jahr. Die Bedeutung „erfolgreich“ bestimmt der Bewährungshelfer in den Rahmenbedingungen. Für mich ist hierzu eine weitere Auslegung bzw. Fragestellung von Bedeutung, die wahrscheinlich zukünftig im Rahmen der Qualitätssicherung mehr Gewichtung bekommen wird. Besteht mit der problemorientierten Gruppenarbeit die Möglichkeit langfristiger Veränderungen der Probanden auch in dem Sinne, dass sie nicht nur während des Gruppenbestehens sich straffrei verhalten, sondern auch und wie lange darüber hinaus? Hierzu bin ich der Meinung, dass die problemorientierte Gruppenarbeit wirksame Veränderungen bei den Grupenteilnehmern leisten kann, sie kann aber kein Garant für (langfristige) Straffreiheit der Probanden sein. Im Zusammenhang mit dem Freiwilligkeitsprinzip kann dazu aber eine günstige Voraussetzung geschaffen werden. Bei Probanden, die Gruppenarbeit ablehnen, sollte der Bewährungshelfer allerdings hierzu Motivationsarbeit leisten, da er mit seinem beruflichen Arbeitsauftrag auch gleichzeitig einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen hat.


Das Ziel der Unterstellungsverkürzung soll eine Motivation sein, damit sich die Klienten mit ihrem Verhalten, insbesondere in dem wichtigen Bezug zu der/den begangenen Straftat(en) auseinandersetzen, nach neuen Möglichkeiten suchen, um ihre Problemlagen zu verbessern und um zukünftiger Straffälligkeit vorzubeugen. Die von mir interviewten Probanden berichten, dass zunächst nur die Unterstellungsverkürzung die Motivation war, an der Gruppe teilzunehmen, ein zunächst typisches Verhalten vieler Probanden. Gegen Ende ihrer Gruppe sind sie der Ansicht, dass es mehr auf die inhaltliche Arbeit der Gruppe ankommt und nicht auf den zeitlichen Aspekt. Diese Sichtweise der Probanden legt die Vermutung nahe, dass es im Laufe der Gruppenprozesse positive Veränderungen bei den Teilnehmern gegeben hat, die teilweise die Effektivität der Gruppenarbeit bestätigen.


Damit eine Gruppe wirksam arbeiten kann, muss zunächst eine gewisse Vertrautheit bestehen bzw. gefördert werden. Hierbei ist der Entwicklungsverlauf des 5-Stufen-Modells eine sinnvolle Orientierungshilfe, denn der Weg zu einer wirklich arbeitsfähigen Gruppe ist für alle Beteiligten recht arbeitsintensiv. Der Bewährungshelfer Reckling veranstaltet zum besseren Kennenlernen und vertrauteren Umgang der Gruppenteilnehmer untereinander ein Wochenende (2-3 Tage) in konzentrierter und intensiver Form außerhalb des üblichen Gruppenraumes. Die von mir befragten Probanden schildern ihre zu Beginn der Wochenendveranstaltung gemischten und eher allgemeinen Eindrücke. Die Gruppe äußert im nachhinein (Zeitpunkt der Befragung) übereinstimmend, dass die Veranstaltung für ihr weiteres Arbeiten förderlich gewesen ist. Ich erlebe die Gruppe nur in dem kurzen Zeitraum des Interviews und habe unter Einbeziehung meiner bisherigen Erkenntnisse den Eindruck, natürlich vorbehaltlich, eine recht vertraute und stimmige Gruppe kennenzulernen.

Ist die Gruppe arbeitsfähig, können konkrete Fälle und Situationen aufgearbeitet werden. Bewährungshelfer Reckling verwendet bestimmte Verfahren (Fragebogen zu Drogen und Sucht; eigene Bilder der Teilnehmer), die die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Probanden sensibilisieren soll und die Basis für weitere Lernprozesse ist. Der Gruppenteilnehmer M. erzählt hierzu, dass er die Aufarbeitung seiner Vergangenheit mit den begangenen Straftaten und seiner Persönlichkeit in der Gruppe als vorteilhaft empfunden hat, möchte aber keine konkreten Angaben machen. Dies kann möglicherweise damit zu tun haben, dass ich nur Interviewer der Gruppe bin. Dies würde die Geschlossenheit ihrer Gruppe bzw. ihren Gruppenzusammenhalt (vgl. Entwicklungsstufe) bekräftigen.



4.5Zusammenfassende Gedanken


Mit dem Praxisbeispiel dieses Kapitels gibt es deutliche Zusammenhänge zu dem dritten Kapitel. Der von mir interviewte Teilnehmer Martin bezeichnet sich bisher als Bewährungsversager, da er mehrere Unterstellungen durchlaufen hat und die jetzige Gruppe vollständig durchgehalten und aktiv darin mitgearbeitet hat. Zu dieser positiven Entwicklung äußert er, dass das für ihn nur aufgrund des guten Führens und Leitens des Bewährungshelfers möglich gewesen ist. Diese Aussagen lassen erkennen wie bedeutungsvoll das Handeln und Intervenieren des Gruppenleiters ist. Der demokratische Leitungsstil des Bewährungshelfers kann ein Klima der Hilfsbereitschaft und Kooperation schaffen, dass das Selbstwertgefühl der Miglieder erhöht.

Als Gegensatz hierzu war für die Teilnehmerin Gabi das Leiten und Führen der Gruppe des Bewährungshelfers nicht so wichtig, sondern die Voraussetzung der Vertrautheit in der Gruppe und die Bereitschaft der Probanden sich zu öffnen. In diesem Zusammenhang ist die geschlossene Gruppe und ihre verbindliche Kontinuität eine wichtige Bedingung, damit vertrauensvoll an konkreten Fällen und Situationen gearbeitet werden kann. Die Praktizierung der problemorientierten Gruppenarbeit in dieser Arbeitsform bekräftigt ihre mögliche Wirksamkeit. Die Geschlossenheit der Gruppe ist vorteilhaft, um effektiv mit gruppendynamischen Konzepten an Verhaltensänderungen über die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Probanden zu arbeiten. In einer offenen Gruppe ist solch eine Zielerreichung unwahrscheinlicher.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind Konflikte und Störungen in einer Gruppe. Die wissenschaftliche Literatur und auch der Bewährungshelfer Reckling mit seinen praktischen Erfahrungen geben dazu an, dass die Probleme der Probanden und ihre Straftathintergründe und die Konflikte in der Gruppe enge Verbindungen besitzen. Es gibt keine Gruppe ohne Konflikte, das bedeutet, dass die jeweiligen Problematiken im Laufe des Gruppenprozesses auftauchen werden und dann wirksam mit den anderen Gruppenteilnehmern bearbeitet werden können. Hierbei ist auch die Gruppengröße entscheidend, gerade in Kleingruppen kann die Realitätswahrnehmung der Probanden verbessert werden. In der von mir befragten Gruppe wurden Konflikte, die im Rahmen blieben, konstruktiv gelöst. Zu Beginn dieser Gruppe gab es einen spannungsgeladenen Konflikt zwischen einem Teilnehmer, der die Gruppe verlassen hat. Dieser Konflikt wurde im Sinne des „Ausschlusses oder Eliminierung“ (Konfliktlösungsstrategie), wie ich ihn in in Kapitel 3 beschrieben habe, gelöst. Hierzu ist erwähnenswert, dass das Konfliktverhalten, wie aus dem Interview hervorgeht und von der Teilnehmerin Gabi aus verschiedenen Blickwinkeln dargelegt wird, in der Anfangsphase am häufigsten auftritt. Dieser typische Entwicklungsverlauf deckt sich mit den Aussagen von Garland u.a. zu dem 5-Stufen-Modell.

In diesem Zusammenhang wird in dem Interview auch die Rollenfindung und das Rollenverhalten erkennbar. Der in der Anfangsphase ausgeschlossene Teilnehmer Mike dürfte aufgrund seines Verhaltens eine Aussenseiterrolle eingenommen haben und von den anderen Teilnehmern als Sündenbock abgestempelt worden sein. Hierzu sind die geäußerten Angaben aller Teilnehmer des Interviews stimmig und aussagekräftig. Während des Zeitraumes der Befragung ergeben sich einige Hinweise, die das in Kapitel 3 beschriebene Rollenverhalten in einer Gruppe bestätigen. In dem Interview stellt sich der Teilnehmer Martin, wie er selbst auch ähnlich äußert, als der Wortführer heraus (Für das Gruppenleiten siehe hierzu ergänzend das Interview mit dem Bewährungshelfer unter Frage 12). Die Teilnehmerin Gabi beteiligt sich oft mit eigenen Beiträgen, ebenso der Teilnehmer Klaus. Nur der Teilnehmer Oliver äußert sich ein einziges Mal. Dazu ist bemerkenswert, dass dies zu einem Zeitpunkt geschieht, als der Teilnehmer Klaus kurzeitig den Raum verlässt und Oliver zu einer momentan nicht gestellten Fragestellung etwas erzählt. Diese Begebenheit bestätigt für mich, dass immer ein Rollenverhalten in der Gruppe existiert.

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5Schlussbemerkung


Diese Arbeit wurde nicht mit dem Ziel verfasst, völlig neue Aspekte in der Arbeit mit Gruppen zu beschreiben, sondern in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der vorhandenen Literatur unter Einbeziehung praktischer Erfahrungen.


Zunächst wurde im ersten Teil versucht, die Voraussetzungen und Bedingungen (Bezugsrahmen) für die problemorientierte Gruppenarbeit anhand der Institution Bewährungshilfe zu erörtern. In der Literatur konnte dazu feststellt werden, dass es wirkliche Beeinträchtigungen, rechtlicher und praxisbezogener Art, „eigentlich“ nicht gibt. Bisher liegt die Gestaltung der praktischen Arbeit bei den Bewährungshelfern, abgesehen von den festgelegten Ausführungsbestimmungen. Traditionell werden die Probanden mit ihren Problemen und Lebensfragen mit der Methode der Einzel(fall)hilfe betreut. Sie bietet die Chance eines vertrauensvollen Umgangs zwischen Bewährungshelfer und Proband zur Verbesserung seiner Lebenslage, insbesondere bei tiefergehenden Problemen, die andere Personen nicht erfahren sollen (Selbstschutz- oder Intimitätsgründe). Dadurch kann aber die weitere Isolation eines Probanden bewirkt werden. Über Gruppenerfahrungen und ihre wirksamen Mechanismen kann diese Begebenheit verbessert werden. Grundlegende Faktoren und Elemente der Sozialen Gruppenarbeit sind in allen drei traditionellen Methoden vorhanden. Demzufolge haben sie fließende Übergänge und sind nicht eindeutig voneinander abgrenzbar.

Der wichtigste Aspekt im Vergleich zwischen Einzel(fall)gesprächen und Gruppenarbeit besteht in der Möglichkeit des Nachholens von ausgefallenen Lernprozessen. Dies ist deshalb so von Bedeutung, weil in den Einzel(fall)gesprächen das unmittelbare Nachholen der Lernprozesse nicht stattfinden kann, aufgrund des wichtigen Elementes der Interaktion und Kommunikation zwischen den Gruppenteilnehmern. Sind aber Probleme oder andere Begebenheiten in einer Gruppe vorhanden, die dort für einen Teilnehmer nicht gelöst oder bearbeitet werden können (davon gibt es ganz sicher welche), ist das Einzelgespräch sinnvoll und sicherlich notwendig.


Wie aus verschiedenen bedeutsamen Blickwinkeln betrachtet, sind die Grundlagen – die Interaktion und Kommunikation mit ihren dazugehörenden Komponenten – die Entwicklungsstufen, Konflikte und Störungen, Rollenverhalten einer Gruppe, usw. – der zentrale Bereich der Sozialen Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe (aber auch anderer Gruppen) mit einflussreicher Bedeutung für den Werdegang einer Gruppe.

Innerhalb dieses zentralen Bereiches sind für die Gruppenprozesse und -dynamik der Gruppenleiter mit seiner sozialpädagogischen (therapeutischen) Haltung, mit seiner Gesprächsführung und seinem Führen und Leiten der Gruppe wichtig, damit eine Gruppe laufen lernt, Gruppe sein kann, die Gruppenmitglieder sich entfalten und reifen, um sich dann mit erfahrenen sozialen Kompetenzen trennen zu können (Soziales Lernen).


Die problemorientierte Gruppenarbeit ist eine sinnvolle und notwendige Methode im Rahmen der Resozialisierung von straffällig gewordenen Menschen. Sie hat aber begrenzte Möglichkeiten und ist nur im Rahmen des Sozialen Lernens anwendbar (soziale Kompetenzen; Nachholen von Lernprozessen). Das bedeutet, dass die Gruppenarbeit eine Alternative neben anderen Methoden ist. Um effektiv in der Bewährungshilfe arbeiten und dementsprechend die Probanden angemessen betreuen zu können, erscheint es wichtig, dass mindestens beide Methoden, die Einzelhilfe und die Soziale Gruppenarbeit (problemorientierter Ansatz), zu dem Tätigkeitsrepertiore eines Bewährungshelfers gehören sollten.

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6Literaturverzeichnis


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Sozialer Konflikt und Störung sozialer Bezüge – nach Konfliktebenen und Bezugsfeldern


Quelle: Günther Kaiser, Kriminologie. Heidelberg 1997, S. 282


Kooperationspartner der Bewährungshilfe




Quelle: Michael Galuske, Methoden der Sozialen Arbeit. Weinheim und München 2001, S. 163



Soziale Gruppenarbeit – problemorientierter Ansatz


Quelle: Eigene Anfertigung in Anlehnung an Michael Galuske, Methoden der Sozialen Arbeit. Weinheim und München 2001, S. 100

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  1. 1In der Bewährungshilfe ist die Legalbewährung um 20 bis 40% günstiger als bei bei den Rückfallstatistiken des Vollzuges.

  1. 2Vgl. Bernd Maelicke, Bewährung. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.), Fachlexikon der Sozialen Arbeit. Frankfurt a.M. 1993, S. 162 ff.;

  1. 3Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe. In: G. Kaiser u.a. (Hrsg.), Kleines kriminologisches Wörterbuch. Heidelberg 1993, S. 79.

  1. 4Vgl. Hartmut Schellhoss, Resozialisierung. In: Günther Kaiser u.a., (Hrsg.), Kleines kriminologisches Wörterbuch. Heidelberg 1993, S. 429 ff.

  1. 5Vgl. Bernd Maelicke, Resozialisierung. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.), Fachlexikon der Sozialen Arbeit. Stuttgart 1993, S. 782 f.

  1. 6Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O.S. 78 ff.

  1. 7Vgl. Werner Schulze, Strafaussetzung und Bewährungshilfe. In: Hans-Jürgen Kerner (Hrsg.), Straffälligenhilfe in Geschichte und Gegenwart. Bonn 1990, S. 322.

  1. 8Vgl. Siegfried Tögel, Frühformen der Strafaussetzung und der Strafentlassenenhilfe. In: Hans-Jürgen Kerner (Hrsg.), Straffälligenhilfe in Geschichte und Gegenwart. Bonn 1990, S. 3 ff.

  1. 9Vgl. Hans-Jürgen Kerner (Hrsg.), Straffälligenhilfe in Geschichte und Gegenwart. Bonn 1990, S. II ff.

  1. 10Vgl. Hartmut Schellhoss, 50 Jahre Bewährungshilfe in NRW. http://www.bewaehrungshilfe.de/Dr%20Schellhoss.pdf.

  1. 11Vgl. Gerhard Spiess, Strafaussetzung und Bewährungshilfe in der Bundesrepublik Deutschland. In: Frieder Dünkel und Gerhard Spiess (Hrsg.), Alternativen zur Freiheitsstrafe, Freiburg 1983, S. 23.

  1. 12Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Straffälligenhilfe in Geschichte und Gegenwart, a.a.O., S. II ff.

  1. 13Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 23.

  1. 14Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Straffälligenhilfe in Geschichte und Gegenwart, a.a.O., S. II ff.

  1. 15Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 79: Später wurde dieser Verein in „Deutsche Bewährungshilfe e.V.“ -DBH- umbenannt.

  1. 16Vgl. Hartmut Schellhoss, 50 Jahre Bewährungshilfe in NRW, a.a.O.

  1. 17Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Straffälligenhilfe in Geschichte und Gegenwart, a.a.O., S. II ff.

  1. 18Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 24.

  1. 19Die Führungsaufsicht geht aus der alten Polizeiaufsicht hervor, mit der die Kontrolle des Straftäters vordergründig war

  1. 20Vgl. A. Brühl, Bewährungshilfe. In: Dieter Kreft und Ingrid Mielenz, Wörterbuch Soziale Arbeit. 4. Aufl., Weinheim und Basel 1996, S. 122.

  1. 21Hartmut Schellhoss, 50 Jahre Bewährungshilfe in NRW, a.a.O.

  1. 22Hans-Jürgen Kerner, Sicherheitsbericht der Bundesregierung. http://www.bmi.bund.de/Downloads/Sicherheitsbericht_3.pdf.

  1. 23Vgl. Martin Kurze, Soziale Arbeit und Strafjustiz, Wiesbaden 1999, S. 242.

  1. 24Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 23-32.; Ermin Brießmann, Strafrecht und Strafprozess von A-Z, München 2001, S. 174 f. u. 297-301.

  1. 25Vgl. Bernd Maelicke, Straffälligenhilfe im Wandel, Bonn 1994, S. 18.

  1. 26Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 33.

  1. 27Vgl. Ermin Brießmann, a.a.O., S.298.

  1. 28Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 33 f.

  1. 29Vgl. Bernd Maelicke, Straffälligenhilfe im Wandel, a.a.O., S. 19.

  1. 30Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 33 f.

  1. 31Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 79.

  1. 32Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 33 ff.

  1. 33Vgl. Bernd Maelicke, Straffälligenhilfe im Wandel, a.a.O., S. 19.

  1. 34Vgl. Bernd Maelicke, Straffälligenhilfe im Wandel, a.a.O., S. 10f.

  1. 35Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 81.

  1. 36Vgl. Martin Kurze, a.a.O., S. 252 f.; Gerhard Spiess, a.a.O., S. 35.

  1. 37Z.B. nach Anfangsbuchstaben der Namen oder nach Wohnort des Probanden.

  1. 38Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 34.

  1. 39Vgl. Martin Kurze, a.a.O., S. 241 f.

  1. 40Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 38.

  1. 41Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 80.

  1. 42Vgl. Gerhard Spiess, a.a.O., S. 30.

  1. 43Vgl. für das Jahr 1997 Hans-Jürgen Kerner, Sicherheitsbericht der Bundesregierung, a.a.O. Beachte ergänzend Fußnote 45.

  1. 44Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 80.

  1. 45Einschließlich Berlin-Ost seit 1992, aber ohne Hamburg.

  1. 46Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Sicherheitsbericht der Bundesregierung, a.a.O.

  1. 47Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 80.

  1. 48Hans-Jürgen Kerner, Sicherheitsbericht der Bundesregierung, a.a.O..

  1. 49Siehe zu Deutschland die Fußnote 45.

  1. 50Hans-Jürgen Kerner, Sicherheitsbericht der Bundesregierung, a.a.O.

  1. 51Aus eigenen praktischen Erfahrungen konnte ich feststellen, dass die Probanden meines Praxisanleiters und der von mir betreuten Personen oft nur einen mäßigen Notendurchschnitt aufwiesen und meistens über einen Hauptschulabschluss verfügten.

  1. 52Vgl. Heinz Cornel, Lebensbedingungen straffälliger Menschen – empirische Befunde. In: Werner Nickolai u.a. (Hrsg.), Straffällig – Lebenslagen und Lebenshilfen, Freiburg im Breisgau 1996, 57 f.

  1. 53Vgl. Heinz Cornel, a.a.O., 57 f.

  1. 54Vgl. auch Gerhard Spiess, a.a.O., S. 39.

  1. 55Nach Maelicke (Straffälligenhilfe im Wandel, a.a.O., S. 21) leben über 50% der Probanden unter dem Sozialhilfeniveau.

  1. 56Vgl. Heinz Cornel, a.a.O., 54.

  1. 57Vgl. Bernd Maelicke, Straffälligenhilfe im Wandel, a.a.O., S. 21.

  1. 58Vgl. auch Gerhard Spiess, a.a.O., S. 39.

  1. 59Vgl. Hans-Jürgen Kerner, Bewährungshilfe, a.a.O., S. 80.

  1. 60Vgl. Arbeitsgemeinschaft Deutscher Bewährungshelfer, Bewährungshilfe – ein Arbeitsfeld der Sozialarbeit. In: ADB (Hrsg.), Informationen über Bewährungshilfe in der Bundesrepublik Deutschland, Eigenverlag, Bonn 1988, Anhang.

  1. 61Gerade in heutiger Zeit sind aufgrund der sich ungünstig entwickelnden gesellschaftlichen Bedingungen diese Thematiken bzw. Problematiken aktuell.

  1. 62Vgl. Jürgen Sobottka, Die Soziale Arbeit des Bewährungshelfer. Hamburg 1988, S. 21 f.

  1. 63Vgl. Michael Galuske, Methoden der Sozialen Arbeit. Weinheim 2001, S. 75 ff. in Verbindung mit eigenen praktischen Lernerfahrungen aus den Berufspraktischen Studien II.

  1. 64Vgl. Jürgen Sobottka, a.a.O., S. 28.

  1. 65Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 75 ff. in Verbindung mit eigenen praktischen Lernerfahrungen aus den Berufspraktischen Studien II.

  1. 66Vgl. Jürgen Sobottka, a.a.O., S. 34.

  1. 67Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, Soziale Arbeit mit Gruppen. Freiburg i. Breisgau 1997, S. 46 ff.

  1. 68Vgl. Nando Belardi, Didaktik und Methodik Sozialer Arbeit. Frankfurt a.M. 1980, S. 68.

  1. 69Vgl. ebenda, S. 69; Marianne Meinhold, Zum Selbstverständnis und zur Funktion von Sozialarbeitern. In: Walter Hollstein und Marianne Meinhold, Sozialarbeit unter kapitalistischen Produktionsbedingungen. Frankfurt a.M. 1973, S. 208 f. in Verbindung mit Norbert Lippenmeier, Soziale Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe. Bonn 1981, S. 54.

  1. 70Siehe dazu ergänzend die Veranschaulichung im Anhang D, die indirekt die Bedeutung der Sozialen Gruppenarbeit erkennen lässt, da der Großteil des Lebens eines Einzelnen in verschiedenen Arten von Gruppen stattfindet.

  1. 71Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 98 ff.

  1. 72Vgl. Genevieve W. Carter, Soziale Gemeinwesenarbeit. In: Walter A. Friedländer und Hans Pfaffenberger, Grundbegriffe und Methoden der Sozialarbeit. Neuwied 1969, S. 252 in Anlehnung an Michael Galuske, a.a.O., S. 104 f.

  1. 73Vgl. Murray G. Ross, Gemeinwesenarbeit. Freiburg i. Breisgau 1968, S. 180 ff. in Anlehnung an Michael Galuske, a.a.O., S. 105.

  1. 74Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 106.

  1. 75Vgl. Fritz Karas und Wolfgang Hinte, Studienbuch Gruppen- und Gemeinwesenabeit. Neuwied 1989, S. 41 ff. in Anlehnung an Michael Galuske, a.a.O., S. 106.

  1. 76In diesem Fall schreibe ich bewusst in der weiblichen Personenbezeichnung, da zu dieser Zeit – also historisch betrachtet – überwiegend Frauen Soziale Arbeit tätigten.

  1. 77Michael Galuske, a.a.O., S. 72.

  1. 78Ebenda.

  1. 79Vgl. ebenda, S. 71 ff.; Nando Belardi, a.a.O., S. 71 f.

  1. 80Für die Bedeutung der Sozialen Einzelhilfe in Bezug zur Gruppenarbeit siehe auch die grafische Darstellung in Anhang E.

  1. 81Christoph Sachße, Berufsgeschichte und Berufsidentität. In: Thomas Rauschenbach u.a., Der sozialpädagogische Blick, Weinheim 1993, S. 34 in Anlehnung an Michael Galuske, a.a.O., S. 76.

  1. 82Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 76 f.

  1. 83Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 79 ff. m.w.N.

  1. 84Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 22 f.

  1. 85Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 85 ff. m.w.N.

  1. 86Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 26 f.

  1. 87Weitere Einrichtungen nach zeitlicher Reihenfolge: 1946 Jugendhof Vlotho; 1948 Rupenhorn in Berlin und 1949 Haus Schwalbach: vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 87.

  1. 88Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 29.

  1. 89Siehe hierzu auch die Übersicht der Handlungskonzepte im Anhang D.

  1. 90Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 27 ff m.w.N.

  1. 91Ebenso Schmidt-Grunert S. 57.

  1. 92Vgl. Klaus-Volker Schütz, Gruppenforschung und Gruppenarbeit. Mainz 1989, S. 10.

  1. 93Ebenda, S. 11.

  1. 94Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 56 ff.

  1. 95Vgl. ebenda, S. 58 ff.

  1. 96Vgl. Heinrich Schiller, Gruppenpädagogik (social group work) als Methode der Sozialarbeit. Wiesbaden-Biebrich 1963, S. 115.

  1. 97Vgl. Gisela Konopka, Soziale Gruppenarbeit – ein helfender Prozess. Weinheim 1969, S. 61.

  1. 98Klaus-Volker Schütz, a.a.O., S. 136.

  1. 99Vgl. Klaus-Volker Schütz, a.a.O., S. 97.

  1. 100Karlheinz A. Geißler und Marianne Hege, Konzepte sozialpädagogischen Handelns. Weinheim 1992, S. 139 f.

  1. 101Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 216.

  1. 102Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 217 ff.

  1. 103Vgl. Karlheinz A. Geißler und Marianne Hege, a.a.O., S. 153 ff.

  1. 104Vgl. Klaus-Volker Schütz, a.a.O., S. 109.

  1. 105Gisela Konopka, a.a.O., S. 35.

  1. 106Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 90 f. m.w.N.

  1. 107Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 69 ff.

  1. 108Vgl. Heinrich Schiller, a.a.O., S. 139.

  1. 109Vgl. Michael Galuske, a.a.O., S. 92 ff. m.w.N.

  1. 110Vgl. James A. Garland u.a., Ein Modell für Entwicklungsstufen in der Sozialarbeit-Gruppe. In: Saul Bernstein und Louis Lowy, Untersuchungen zur Sozialen Gruppenarbeit, Freiburg im Breisgau 1982, S. 53.

  1. 111Vgl. ebenda, S. 53 ff.

  1. 112Vgl. James A. Garland u.a., a.a.O., S. 57 ff. in Verbindung mit Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 184 ff.

  1. 113Vgl. James A. Garland u.a., a.a.O., S. 72 ff. in Verbindung mit Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 186 f.

  1. 114Vgl. ebenda, S. 76 ff. und S. 187 f.

  1. 115James A. Garland u.a., a.a.O., S. 82.

  1. 116Vgl. ebenda, S. 82 ff. in Verbindung mit Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 188.

  1. 117Vgl. James A. Garland u.a., a.a.O., S. 88 ff. in Verbindung mit Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 188 f.

  1. 118Vgl. Klaus-Volker Schütz, a.a.O., S. 23 ff.

  1. 119Vgl. Irene Klein, Gruppenleiten ohne Angst. München 1996, S. 57 in Verbindung mit Klaus-Volker Schütz, a.a.O., S. 23 ff.

  1. 120Vgl. Irene Klein, a.a.O., S. 59.

  1. 121Vgl. Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 101.

  1. 122Irene Klein, a.a.O., S. 60.

  1. 123Vgl. Ernst-Georg Gäde u. Thomas Listing, Gruppen erfolgreich leiten. Mainz 1997, S. 99 f.

  1. 124Vgl. Peter R. Wellhöfer, Gruppendynamik und soziales Lernen. Stuttgart 1993, S. 72.

  1. 125Vgl. Irene Klein, a.a.O., S. 62 ff.; Klaus Antons, Praxis der Gruppendynamik. Göttingen 1996, S. 224 f.

  1. 126Vgl. Irene Klein, a.a.O., S. 68 ff.

  1. 127Vgl. Ruth Cohn, Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion. Stuttgart 1997, S 110 ff.; Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 221 f.

  1. 128Vgl. Peter R. Wellhöfer, a.a.O., S. 114 ff.

  1. 129Vgl. Ruth Cohn, a.a.O., S 115 f. in Verbindung mit Marianne Schmidt-Grunert, a.a.O., S. 222 ff.

  1. 130Vgl. Irene Klein, a.a.O., S. 116 f.

  1. 131Vgl. Klaus-Volker Schütz, a.a.O., S. 61 ff; Peter R. Wellhöfer, a.a.O., S. 87.

  1. 132Vgl. Friedemann Schulz v. Thun, Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen. Reinbek b. Hamburg 1996, S. 35 ff.

  1. 133Ebenda, S. 34 m.w.N.

  1. 134Vgl. Friedemann Schulz v. Thun, a.a.O., S. 25 ff.

  1. 135Vgl. Friedemann Schulz v. Thun, a.a.O., S. 91 ff. und S. 129 ff.

  1. 136Vgl. Friedemann Schulz v. Thun, a.a.O., S. 179 ff.

  1. 137Vgl. Friedemann Schulz v. Thun, a.a.O., S. 26 f. und S. 99 ff.

  1. 138Vgl. ebenda, S. 26 ff. und S. 209 ff.

  1. 139Wechselseitige Apelle- (Kernbotschaft) und Beziehungsbotschaften (Begleitbotschaft).

  1. 140Friedemann Schulz v. Thun, a.a.O., S. 44 ff.

  1. 141Irene Klein, a.a.O., S. 119 f.

  1. 142Vgl. Reinhard und Anne-Marie Tausch, Erziehungspsychologie. Göttingen 1991, S. 120.

  1. 143Vgl. Carl Rogers, Therapeut und Klient. Frankfurt a.M. 1997, S. 30 f.

  1. 144Vgl. Ruth Cohn, a.a.O., S.122 ff.

  1. 145Vgl. Reinhard und Anne-Marie Tausch, a.a.O., S. 231.

  1. 146Vgl. Carl Rogers, Entwicklung der Persönlichkeit. Stuttgart 1998, S. 311.

  1. 147Vgl. Reinhard und Anne-Marie Tausch, a.a.O., S. 179.

  1. 148Vgl. Carl Rogers, Therapeut und Klient, a.a.O., S. 218 f.; vgl auch zu 3.9.3 Johannes Astfalk, Elemente der klientenzentrierten Beratung in der Bewährungshilfe. In: Bewährungshilfe, 26. Jg. 1979, S. 201-207.

  1. 149Zu der Vorbereitung und Durchführung der Interviews lehne ich mich an Heinz Moser, Grundlagen der Praxisforschung. Freiburg i. Breisgau. 1995, S. 152 ff. an.

  1. 150Nähere Einzelheiten beschreibe ich hierzu nicht und verweise in diesem Zusammenhang auf die entsprechende Literatur, die ich auch in meiner unveröffentlichten Studienarbeit am Fachbereich 04 der Universität Gesamthochschule Kassel mit dem Thema „Delinquenz und Verhaltensmodifikation“ eingearbeitet habe.

  1. 151Vgl. Norbert Lippenmeier und Felizitas Sagebiel, Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe der Bundesrepublik. In: Frieder Dünkel und Gerhard Spiess (Hrsg.), Alternativen zur Freiheitsstrafe. Freiburg im Breisgau 1983, S. 50 ff. und Norbert Lippenmeier, a.a.O., S. 37 ff.

  1. 152Vgl. http://www.neuewege-bewaehrungshilfe.de; vgl. zu 4.1 auch HansGoldbrunner u.a., Gruppenarbeit mit Probanden als Mittel sozialen Lernens. In: Fachzeitschrift Bewährungshilfe, 27. Jg. 1980, S. 36-39; Hans Goldbrunner, Therapeutische Gruppenarbeit mit Straffälligen. Stuttgart 1983, S. 69 ff.

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