Mit der Bewährungshilfe auf dem
Jakobsweg Wanderwegmarkierungen auf dem Jakobsweg (Videofilm)und Bilder von Jörg Franz (Ausstellung) |
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Die Wanderwege „Elisabethpfad“ und „Lahnhöhenweg“ wurden
in gemeinnütziger Arbeit mit Schildern und Wegzeichen neu markiert. Durch
diese Tätigkeit wurde ein Beitrag für die Gesellschaft geleistet,
damit die Wanderer den „richtigen“ Weg finden können. Die Wegmarkierungen
um Marburg sind Bestandteil der Rekonstruktion und Wiederbelebung des Jakobsweges
im Marburger Land. Der Film von Kai Grosser beschreibt dieses Projekt anschaulich.
Fähigkeiten der Teilnehmer zu fördern, sind ebenfalls Ziel der „Bewährungshilfe auf dem Jakobsweg“. Ein Ergebnis sind die Bilder von Jörg Franz, der seine Eindrücke auf Papier mit Pinsel und Kreide festhielt.
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Probanden beim
Weg aus der Straffälligkeit zu helfen, ist Aufgabe der Bewährungshilfe. Dabei
eine Vision von einem selbstbestimmten, straffreien Leben aufzuweisen ist sehr
hilfreich. In diesem Sinn hat sich der Jakobsweg als sinnstiftende Aktivität
mit den Probanden bewährt. Die Probanden begeben sich auf einen Weg, der von
ihnen Leistung und Veränderung erfordert. Die Leistung ist körperlicher und
sozialer Natur, denn neben physischer Anstrengung, wird insbesondere die
Einordnung in eine Gruppe gefordert. Themen der Lebensführung und des
Legalverhaltens werden während dieser Aktivität besprochen. Veränderungsmöglichkeiten
werden reflektiert und nach der Rückkehr in ihrer Umsetzbarkeit überprüft.
Schon seit einigen Jahren finden von der Bewährungshilfe Marburg Aktivitäten auf dem Jakobsweg statt. 1995 startete die erste Gruppe in Le Puy in Frankreich - einem historischen Sammelpunkt für die Pilger im Mittelalter auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Mehrere Teilstrecken über Conques, Cahors, Condom, St. Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles wurden zurückgelegt. Ein besonderen Reiz stellt nun der Impuls dar, vom Heimatort Marburg sich auf den langen Weg ans „Ende der Welt“ zu begeben. Es soll damit ein Signal gesetzt werden, das Alte zurückzulassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Eine besondere Symbolik gerade für Menschen, die straffällig wurden, einen neuen Weg einzuschlagen.
Der Jakobsweg führt durch fast alle europäischen Länder nach Santiago de Compostela (Spanien) und gilt als bedeutender Pilgerweg seit dem 10. Jahrhundert.
Hunderttausende machten sich auf den Weg zum Grab des Jakobus, um den Heiligen zu verehren, etwas für das eigene Seelenheil zu tun, eine Buße abzuleisten, in der Hoffnung auf ein Wunder oder in Erfüllung eines Gelübdes. Heute sind wieder viele unterwegs auf dem alten Pilgerweg. Sie haben dabei ähnliche Motive, aber auch wie damals schon ist das Aufbrechen aus der gewohnten Umgebung, aus dem Alltag, die Neugier fremde Länder und Menschen kennen zulernen und die Sehnsucht nach Abenteuer und Improvisation Antriebskraft für diesen langen Weg.
Gerade diese Impulse werden durch die Aktivität der Bewährungshilfe aufgegriffen. Die eigenen Kräfte werden für die Bewältigung des Lebensalltags gestärkt.
Die Gruppe versuchte mit einfachen Mitteln auszukommen. So wurde meistens im Freien oder im Zelt übernachtet.
Der Jakobsweg ist Teil der vom Europarat 1988 benannten „Ersten Europäischen Kulturstraße“. Historisch hat er viel zur europäischen Identität und Integration beigetragen. Die Pilgerströme der früheren Jahrhunderte sorgten für das Zusammenschmelzen der Völker und einen Austausch ihrer Kulturen. Heute eröffnet er die Möglichkeit der gemeinsamen kulturellen Identität der Europäer. In unserer Zeit, wo die Politik das gemeinsame Europa postuliert, ist es umso dringender, dass auch die Menschen sich näherkommen und von den jeweils anderen Kulturen lernen.
E-Mail: info@neuewege-bewaehrungshilfe.de