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er 26.8.99 von Lutz:

Sauvelade – Navarrenx - Lichos

 

Ich schreibe diesen Bericht einen Tag später, also am 27.8.99. Die Tour, die wir uns heute vorgenommen haben, läßt schon etwas mehr die Nähe der Pyrenäen erahnen.

 

Von sanften Hügeln zu bizarr geschichteten Felsen

Die sanften Hügel am Anfang unserer Etappe werden zunehmend höher und das Gestein wechselt von abgerundetem Moränen Schutt zu bizarr geschichtetem Fels, der auf den zum Teil steil hinauf führenden Wegen das Laufen erschwert. Der Lagerplatz war gut gewählt, mit einem sehr sauberen Bach zum Waschen. Aber leider fing es nach einigen leichten Sommerregenschauern am Abend an zu gewittern, so daß das allabendliche Zusammensein etwas kürzer ausfiel.

Auf der einen Seite bin ich sehr froh, daß es bewölkt ist und somit nicht zu heiß zum Wandern, aber es ist sehr schade um die Aussicht, die durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die sich an den Bergen abregnenden Wolken beeinträchtigt wird.

 


Morgen die Pyrenäen sehen

 

Ich hoffe, daß wir morgen die Pyrenäen so sehen wie ich sie mir vorstelle.


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er 27.8.99 von Andi:

Lichos – Larribar - Ostabat

 

Heute haben wir schon Freitag. Leider geht es am 1. September wieder nach Hause zurück. So viel ich weiß, gab es heute nichts Neues, außer einem Weg, der genau durch den Matsch hindurch führte, und solche Löcher hatte, daß es ein Wunder ist, daß sich niemand die Füße gebrochen hat. Außerdem sind wir einen Berg hoch gelaufen der mich und den anderen, die nicht krank gefeiert haben, doch ganz schöne Kraft gekostet hat. Das sehenswerte war eine kleine Kapelle wo man sich in ein Buch eintragen konnte, was ich natürlich getan habe. Jetzt sind wir auf unserer Schlafstätte, die diesmal im Gegensatz zu sonst ganz gut ist.

 

Freude auf das Essen

Auf jeden Fall freue ich mich schon auf das Essen, denn derjenige der heute kocht, tut dies hervorragend. Ach ja, um nicht zu vergessen hatten wir heute endlich mal wieder schönes Wetter. Heute haben wir auch noch einen Franzosen getroffen der ebenfalls so verrückt ist wie wir und sich freiwillig die Füße blutig laufen möchte.



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er 28.8.99 von Ralph:

Ostabat – Gamarthe – St.-Jean-Pied-de-Port

 

Kurz vor Abend halfen wir einem baskischen Bauern die Kühe zu treiben und das auch noch an unserem Zeltplatz. Als wir früh in Ostabat aufbrachen, hat es geregnet. Es ging ziemlich steil hoch. Wir liefen bis Gamarthe und legten eine Mittagspause ein. Auf dem Weg trafen wir auf einen Briefmarkenhändler, mit dem sich Peter gut unterhalten hat. Er konnte auch etwas deutsch. Er war ein Franzose. Wir luden ihn ein, bei uns Mittag zu essen und Kaffee zu trinken, was er auch dankend annahm.

 

 

Abschiedsmenu

Am Abend dieses Tages hatten wir unser wohlverdientes Bergfest. Es gab verschiedene Gerichte: Omelett, Salat und Wurst als Vorspeise. Als Hauptgericht konnte man sich baskisches Steak, Hühnchen und Forelle aussuchen. Danach besuchte ich mit Rudolf, Andi und Peter die Abendmesse. Abschließend machte ich noch einen Spaziergang durch die Stadt.



Durch das Stadttor nach

St-Jean-Pied-de-Port

 

 

Bevor wir jedoch am Essentisch saßen, mußten wir den Weg nach "San-jan-de-pi-te-po" einschlagen, der für uns heute mit dem Durchschreiten des Stadttors endete.

Als wir auf dem Campingplatz ankamen, bauten wir unsere Zelte auf und gingen danach Duschen. Einige von uns gingen dann noch in die Stadt und wir trafen uns an einem ausgemachten Treffpunkt wieder, zum bereits beschriebenen Abschiedsessen.

Alles war prima – für die Mädels keine Zeit

 

Ich fand die 14 Tage super Spitze. Alles war prima - mit den Jungs hatte ich viel Spaß. Da wir aber nur am Laufen oder am Wandern waren, hatte ich keine Zeit für die Mädels.



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er 29.8.99 von Rudolf:

St-Jean-Pied-de-Port - Roncesvalles


Heute ist der 10. Tag an dem wir unterwegs sind. Heute morgen ging es um 8:00 Uhr los, von St-Jean-Pied–de-Port über den Paß nach Roncesvalles.

 

Über den Paß nach Roncesvalles

Es begann mit einem Aufstieg auf 1600 m hinauf. Vorbei an Schafweiden, Kuh- und Pferdeweiden. Der Weg wurde begleitet vom Glockengeläut der Tiere. Dabei hatten wir eine weite Aussicht auf die umliegenden Berge. Unterwegs trafen wir mehrere Pilger aus anderen Länder. Am Nachmittag überquerten wir die Grenze nach Spanien. Dann kam die Quelle Roland, an der wir uns für den weiteren Weg frisch machten. Anschließend ging es durch einen Buchenwald weiter. Da kamen wir auf der Höhe an, wo wir unser Ziel von weitem sahen. Schließlich ging es einen Pfad ins Tal durch den Buchenwald runter nach Roncesvalles.





Von Condom aus 230 km zurückgelegt

 

 

In Roncesvalles angekommen haben wir auf unseren Wanderweg von Condom 230km zurückgelegt. Abends in Roncesvalles gingen wir in die Pilgermesse im Kloster und quartierten uns in Pilgerzelte ein.


Gerade der Weg über die Hügel und Berge der Pyrenäen war beeindruckend

 

 

 



13.Tag

 

 

Der 30.8.99 von Lutz: Roncesvalles – Rückfahrt über Atlantikküste

 

Als wir in Roncesvalles auf der spanischen Seite der Pyrenäen, die wohl kälteste Nacht unserer Tour hinter uns gebracht hatten, fuhren wir nach dem Frühstück durch die Rolandschlucht wieder in Richtung Frankreich. Unser Ziel war die Atlantikküste in der Nähe von Bayonne.

 

2-3 m hohe Wellen am Atlantik

Wir fanden einen schönen Sandstrand vor, an dem wir viel Spaß hatten. Sei es wegen den bis zu 2-3m hohen Wellen, den vom Meer glatt und bizarr geschliffenen Muscheln, oder den am Strand liegenden Flintsteinen, aus denen schon unsere Vorfahren, bis in die Bronzezeit hinein, Pfeilspitzen, Messerklingen oder ähnliche Werkzeuge gemacht haben.


Für die nötige Sicherheit beim Baden sorgte ein Rettungsschwimmer Team, da am Atlantik

teilweise eine sehr starke Strömung herrscht, die von vielen Badegästen unterschätzt wird.

Am Abend schliefen wir dann mit Meeresrauschen im Hintergrund ein, ohne unsere Zelte aufgebaut zu haben.

Von den großen Maschinen mal abgesehen, die den Sand am Strand durchkämmten und den Müll aussieben und die uns beinahe über die Füße fuhren, war dieser Tag meiner Meinung nach - zusammen mit der Wanderung über die Pyrenäen - der schönste Teil unserer Frankreichtour 1999.


 

14. & 15. Tag

 

 

Der 31.8./01.09.99 von Kai:

Rückfahrt: Bordeaux – Orleans –Troyes – Metz - Frankfurt

 

 

Bei dem gleichen Meeresrauschen, daß mich in den Schlaf summte, wachte ich schließlich wieder auf.

 

Es gibt nichts gegen eine Nacht in den Dünen

Es gibt wirklich nichts gegen eine Nacht in den Dünen am Atlantik unter sternklarem Himmel. Dieses wunderschöne Wetter bescherte mir allerdings wie so oft einen feuchten Schlafsack. Was soll's. Immerhin konnte ich diese Nacht, in der mir die Atlantikbriese so herrlich um die Nase wehte, wenigstens ohne besagte Strandsäuberungs-Bagger genießen. Ich ahnte wohl, warum ich einen ebenen Schlafplatz auf dem einzigen Weg in den Dünen weit und breit verschmähte. Für diesen Vormittag galt es die anstehende Autofahrt zu ignorieren und sich noch mal so richtig in den Wellen auszutoben. Hinter dem Wort Austoben steckt wirklich ein Erlebnis, daß von uns sieben Pilgern, die alle eine zweiwöchige Wanderung in den Knochen und Füßen spürten, freudig und gebührend erlebt wurde. Ich empfand es als einen tollen und gelungenen Abschluß, sich am Atlantik in die sagenhafte Brandung zu stürzen - sich wie ein Wellenreiter zu fühlen, ähnlich wie sie ein Spielball der Wellen zu werden und sich danach genüßlich in der Sonne zu räkeln. Das allerdings bezahlte ich mit meinem ersten Sonnenbrand auf der Tour. Ein weniger erfreuliches Erlebnis, das einige aus der Gruppe sehr viel früher als am letzten Tag erfahren mußten.

 

Muschelstückchen sammeln

Viele von uns entdeckten am Strand eine weitere Leidenschaft: Muschelstückchen sammeln. Ich glaube, langsam können wir Lutz verstehen. Die Heimreise begann dann erst so richtig, als wir uns noch ein letztes Mal mit Proviant eindeckten. Ich denke, daß die Strategie für die noch vor uns liegenden Kilometern hieß: Noch mal ordentlich Sitzfleisch beweisen und sich als Belohnung eine schöne Badewanne, oder ähnlich wohltuende Geheimnisse zu gönnen. Es waren zwei tolle, erfahrungsreiche, interessante und schöne Wochen. Ich denke, daß es mir in dieser Zeit ganz gut gelungen ist, mich wie viele auf die Gruppe einzulassen und mit ihnen gemeinsam das Besondere einer Jakobswanderung zu erleben. Aber am Ende zählt doch die Badewanne und die Ruhe. Ruhe gab es auf unserer letzten Etappe allerdings wenig, ausgenommen der Schlafphasen im Bus und der lang ersehnten Zeitungslektüre. Mich nervte vor allem der rüde Ton in der Gruppe untereinander, der gerade am letzten Tag unserer Tour sehr präsent war und so gar nicht zu unserem tollen Erlebnis am Strand von Südfrankreich paßte.

 

 

Zollkontrolle: aufgekrempelte Hosentaschen

Des weiteren sahen es die französischen Zollbeamten für berechtigt, uns an einem Mout-Posten der Autobahn heraus zu winken, mich aus dem Wagen zu `bitten´, mir skeptische und argwöhne Blicke, allerdings kaum Worte, zuzuwerfen, was darin gipfelte, daß ich wie bedröppelt und natürlich unschuldig mit aufgekrempelten Hosentaschen neben dem Wagen stand. Na, wenigstens hatten alle anderen im Wagen etwas zum Lachen.

 

01.September: Geburtstag von Gerd

Gegen Mitternacht, wir befanden uns kurz vor Deutschland auf der Suche nach einem übernachtungsgeeigneten Rastplatz, beschenkten und beglückwünschten wir unser Geburtstagskind Gerd mit einem angemessenen Ständchen, bevor es wirklich erschöpft in die Kiste ging. Das Aufstehen am nächsten Morgen und der früh geplante Aufbruch fanden tatsächlich statt. Ich sag ja, die Badewanne.

Doch wurde die ebenfalls zuvor erwähnte Ruhe durch einen sehr nervenzerreibenden Zwischenstop getrübt, bei dem Peter und ich ein letztes Mal versuchen wollten, den Ungereimtheiten was den Verlust der Gruppenkasse angeht, sowie den damit verbundenen Verdächtigungen in der Gruppe untereinander, aufzuklären. Wir fühlten uns nicht wohl dabei, als alle aus der Gruppe ihre Sachen neben dem Bus der Öffentlichkeit präsentierten. Indem wir so die rätselhaften und im Endeffekt nicht aufzuklärenden Ereignisse angesprochen und thematisiert hatten, brachen wir die letzte Etappe heim nach Marburg an. Letzte Verabschiedung, und ich stand mit meinen sieben Sachen am Oberstadt-Aufzug.

 

Freude auf die Badewanne.

Ich weiß ja nicht, was die anderen aus der Gruppe beim Eintauchen in die gewohnte, zuvor verlassene Welt erlebt haben. Aber mein erster Schock und zugleich bittere Erkenntnis war: Badewanne und Dusche kaputt und die Handwerker im Haus:

Ach, was war die Tour schön!



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